Bochum-Wattenscheid. Bürger in Wattenscheid-Günnigfeld beschweren sich über Müll und Lärm ihrer Nachbarn. Die Stadt unternehme nichts, heißt es. Nun passiert etwas.
Auf einen Konflikt zwischen den Anwohnern einer Siedlung und den Mietern dreier Mehrfamilienhäuser in Günnigfeld, vorwiegend Südosteuropäer, reagierte jetzt die Stadt Bochum. Die WAZ-Berichterstattung über den Konflikt in dem Wattenscheider Stadtteil löste eine hitzige Diskussion aus.
„Problemhäuser“: Regelmäßige Polizeieinsätze
Die WAZ berichtete über die Situation und war mehrfach vor Ort, um mit beiden Parteien zu sprechen. Anwohnerin Marijke Bajonczak, die unsere Redaktion kontaktierte, zieht jetzt, nachdem Vertreter der zuständigen Ämter eine Begehung vornahmen, eine erste Bilanz: „So wie jetzt kann es bleiben“. Das klang Anfang Juli noch anders. Die Anwohner der Siedlung erhoben in zum Teil rauem Ton Vorwürfe gegen ihre Nachbarn. Unbeaufsichtigte Kleinkinder, die bis tief in die Nacht draußen spielen, ständige Lärmbelästigung und Müllberge sorgten für eine „unerträgliche Situation“, so Bajonczak.
Regelmäßig käme es zu Einsätzen von Polizei und Ordnungsamt, schilderten die Anwohner. Mit den unliebsamen Nachbarn sprechen möchte zu diesem Zeitpunkt jedoch keiner mehr. Von der Stadt und der Polizei fühlen sie sich „im Stich gelassen“. Die Mieter der „Problemhäuser“ standen einem Gespräch mit der WAZ ablehnend gegenüber. Es sei nicht übermäßig laut und Kinder seien eben Kinder, so die Aussage eines Bewohners.
Stadt Bochum: Häuser stehen weiter unter Beobachtung
Die Stadt hat die drei Gebäude nun in die oberste Kategorie im Verdachtsimmobilien-Kataster gestuft, berichtet Stadtsprecherin Charlotte Meitler. Diese „rote“ Stufe impliziere hohen Handlungsbedarf. Es habe eine Begehung vor Ort mit den Stadtwerken sowie dem Ordnungsamt, dem Wohnungsamt, dem Amt für Liegenschaften, dem Bauordnungs- sowie Umwelt- und Grünflächenamt gegeben.
Dem Hausmeister der Objekte seien Verhaltensregeln, die sich auf die Konfliktpunkte beziehen, in deutscher und englischer Sprache zur Weiterleitung an die Hausbewohner ausgehändigt worden. Wegen zwei abgemeldeter Pkw, die auf öffentlichem Parkraum standen, wurde das Rechtsamt informiert, das nun weitere Schritte einleite. Auch aus bauordnungsrechtlicher Sicht habe man einschreiten müssen, so Meitler. Grund dafür seien durch Brandlasten in Form von Fahrrädern, Schränken, Kinderwagen und Wäscheständern zugestellte Rettungswege.
Zudem habe die Zwangsverwaltung der Häuser eine Aufforderung erhalten, restliche Abfälle zu beseitigen. Die Häuser stünden weiterhin unter Beobachtung. Auch das Jugendamt sei regelmäßig mit mobilen Teams vor Ort, ohne jedoch eine personalisierte Kindeswohlgefährdung festgestellt zu haben, heißt es weiter.
Immobilien werden am 20. August zwangsversteigert
Die drei Mehrfamilienhäuser werden am 20. August am Amtsgericht Bochum zwangsversteigert. Alle drei befinden sich laut Wertgutachten in einem „vernachlässigten Zustand“. Ihr baulicher Erhaltungszustand wird mit befriedigend bis ausreichend bewertet. Ihre Ausstattung sei nicht mehr zeitgemäß, zudem weisen alle drei Häuser eine Schieflage auf. Gebaut wurden sie 1910, die letzte Modernisierung erfolgte im Jahre 1983. Der Verkehrswert der Objekte liegt zwischen 171.000 und 176.000 Euro. Als Zwangsverwalter ist derzeit noch die Hausverwaltung Gottschalk eingesetzt.
Marijke Bajonczak räumt ein, dass sich die Situation verbessert habe. „Wenn die sich weiter so kümmern, dann bin ich zufrieden“, sagt sie zum Handeln der Stadt. Laut sei es zwar immer noch, allerdings in geringerem Maße. „Wir können nachts schlafen, das war uns ja wichtig“, sagt sie. Auch „Gehupe und Motorenaufgeheule gibt es nicht mehr“. Andere Nachbarn, die näher an den Mehrfamilienhäusern wohnen, klagten allerdings noch immer über die Zustände, so Banjonczak.