Bochum -Süd. Jörg Hassdenteufel kennt die Schwimmbadanlage des Blau-Weiß im Wiesental in- und auswendig. Sein spannendster Fund war allerdings keine Badehose.
Man kann es kaum glauben: Seit knapp zehn Jahren ist Jörg Hassdenteufel Mitglied im Schwimmverein Blau-Weiß, seit etwa anderthalb Jahren ist der 54-Jährige Badleiter. Und wie oft war er selbst im Schwimmbecken? "Einmal nur, wirklich", sagt Hassdenteufel und lacht.
Eingetreten ist Hassdenteufel einst für seinen Sohn, der Wasserball spielte. "Da stand ich schon immer nur am Beckenrand. Jetzt als Badleiter habe ich gar keine Zeit mehr, zu schwimmen", sagt er. Für Hassdenteufel ist das nicht schlimm: Er fühlt sich auf dem Wasser ohnehin besser aufgehoben als im Wasser. "Ich bin Segler und Skipper", sagt er.
Bochumer kennt "Promis" in Badehose
Vor seiner Zeit im Schwimmbad arbeitete er als Kaufmann und Segellehrer. "Nun kümmere ich mir hier darum, dass die Technik ordnungsgemäß gewartet wird, koordiniere Mitarbeiter und zuletzt die Bauarbeiten", sagt er. Dass der Rasen gemäht, die Hecke geschnitten, der Hygienebereich gesäubert ist - Hassdenteufel kümmert sich drum. Bekannte Lokalpolitiker oder Willi Thomczyk von der Fernsehserie "Die Camper" hat der Badleiter schon in Badehose gesehen.
Erlebt hat er schon allerhand: "Kein Tag ist wie der andere", sagt er und erzählt von nackten Nachtschwimmern und Gänsen, die im Erwachsenenbecken gerne einen Zwischenstopp im Wiesental einlegen. "Ich erinnere mich noch, wie das Wiesental in heller Aufruhr war, weil ein kleiner Junge verschwunden war. Dabei hatte er sich hier ins Schwimmbad geschlichen und einfach mit anderen Kindern gespielt", erzählt Hassdenteufel, zu dessen Team noch zwei weitere Hausmeister gehören.
Geplatztes Heizungsrohr
Der Nachmittag hatte ein gutes Ende, anders als die Heizungsanlage im vergangenen Jahr. "Die technischen Anlagen lernt man aber erst richtig kennen, wenn sie kaputt sind", ist sich Hassdenteufel sicher und lacht. Dem geplatzten Wasserrohr in der gerade einmal sechs Monate alten Heizungsanlage konnte er somit sogar etwas Gutes abgewinnen.
Dass die Wiedereröffnung des renovierten Schwimmbads nach neun Monaten Baustelle aber durch den übergetretenen Marbach im Wiesental verschoben werden musste, ärgert den Badleiter. "Wir standen so kurz vor der Eröffnung und jetzt müssen die technischen Anlagen erst noch einmal kontrolliert werden", sagt er.
Kennt 1000 Mitglieder persönlich
Nun aber kann es nach zwei Millionen Euro schweren Umbauten endlich losgehen, und Hassdenteufel freut sich darauf, auch für die Mitglieder wieder "wie eine Art Seelsorger" zu sein. Etwa 1000 von 6300 Mitgliedern, so schätzt er, kennt er persönlich.
"Ich kann die Leute immer einem Intervall zuordnen - manche kommen um 6 Uhr morgens schwimmen, andere immer nachmittags mit der Familie", so der Badleiter. Fragen zur Temperatur oder Wasserqualität und Verbesserungsvorschläge richten die Mitglieder häufig an ihn.
Ungewöhnlicher Name
Dass er wirklich den Nachnamen "Hassdenteufel" trägt, können allerdings die wenigsten glauben. "Ich heiße deshalb auch oft Kastenteufel oder Hasendübel", sagt er lachend. Der Name ließe sich allerdings bis ins 11. Jahrhundert zurückverfolgen und stamme aus dem Saarland.
Mit den Menschen, auch über so etwas, ins Gespräch zu kommen, macht ihm aber jede Menge Spaß. "Ich liebe meinen Job, weil ich so viel mit verschiedenen Menschen zu tun habe", sagt er. Wäre er kein Badleiter im Schwimmbad, dann würde er wohl "in irgendeinem Büro sitzen", fürchtet er.
Rätselhafte Funde
Gefunden hat der Badleiter übrigens schon jede Menge: Badehosen, Sonnenbrillen, Schlüssel und Handtücher im Überfluss. "Ich finde auch häufiger einzelne Schuhe und frage mich, ob die Leute nach Hause gehüpft sind", sagt er.
Ein Rätsel ist ihm auch, warum bis heute niemand den vergessenen Auto- und Tresorschlüssel abgeholt hat. Der spannendste Fund passierte aber im Rahmen der Umbauarbeiten: "Wir haben in einem Mauerwerk in den Umkleiden den Grundstein von 1978 gefunden", sagt Hassdenteufel.
Umbau für zwei Millionen Euro
Der Schwimmverein Blau-Weiß Bochum liegt im Wiesental und ist einer der größten Schwimmvereine Deutschlands, und der zweitgrößte Sportverein in Bochum. Es zählt 6300 Mitglieder.
Nach neunmonatigen Umbauarbeiten hat das Blau-Weiß Anfang Juli für seine Mitglieder wieder geöffnet - mit neuem Schwimmbecken, renovierten Umkleiden und technischen Neuerungen.
Der Umbau kostete knapp zwei Millionen Euro und wurde mit 1,2 Millionen Euro über das Landesprogramm "Moderne Sportstätten 2020" gefördert.