Bochum. Es gibt etliche Menschen, die mit Unverständnis auf die Sperrung des Kemnader Sees reagieren. Dabei liegen die Gefahren auf der Hand.
Nach Bekanntgabe der Sperrung des Kemnader Sees durch die Bezirksregierung Arnsberg steht das Telefon beim Ruhrverband in Essen nicht mehr still. Der Ruhrverband bittet jedoch um Verständnis, dass erst die Situation begutachtet und vor allem der Seegrund abgesucht werden muss. „Derzeit ist ein Peilboot unterwegs, das auch Informationen über die Situation unter Wasser einsammelt“, so Sprecherin Britta Balt. Es sei nicht auszuschließen, dass gefährliches Treibgut auf dem Grund liege.
Einige Menschen reagieren mit Unverständnis auf Sperrung
Der Ruhrverband sei aber bemüht, schon vor dem 12. August die Wasserflächen wieder freigeben zu können. Es gebe aber unter den Anrufern Menschen, die solche Einschränkungen überhaupt nicht verstehen, etwa nach dem Motto: „Ich kenne das Gewässer dort wie meine Westentasche“.
Wie berichtet, hatte es in den letzten Tagen im Bereich des Kemnader Sees und auch der Ruhr bereits Leute gegeben, die sich per Stand-up-Paddelboot oder mit einem Freizeitschlauchboot aufs Wasser begeben haben. „Auch wenn heute die Lage natürlich entspannter ist als zum Höhepunkt des Hochwassers, sind wir von einer normalen Situation weit entfernt“, warnt Britta Balt.
Strom mit der Kraft des Wasser erzeugen
Das Wasserkraftwerk am Kemnader See ist das jüngste von insgesamt fünf Wasserkraftwerken an Stauseen des Ruhrverbands.
Die Turbine ist in der Lage, im Schnitt vier Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom pro Jahr zu erzeugen. Gemessen an seiner Leistung ist es damit auch die kleinste Anlage.
Am See oder auch an der Ruhr gibt es etliche kleinere Firmen, die dort Boote verleihen oder Kurse anbieten. Die Anbieter hatten durch den Corona-Lockdown schon empfindliche Einbußen, da bringt eine solche Verfügung mitten in den Sommerferien wenig Freude. Ralf Schockmann etwa, der mit seinem Unternehmen „Ruhr-Piraten“ Kanus oder Kanadier verleiht und andere Angebote auf dem Fluss unterhält, will erst einmal klären, was überhaupt jetzt wieder möglich ist. „Es wäre ja im Moment nicht gerade gut, wenn unsere Kunden fröhlich paddelnd an Stellen vorbeifahren, wo Menschen gerade Hochwasser-Schäden reparieren“, hat er durchaus Verständnis.
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Kanufahrer verlegen Training auf Rhein-Herne-Kanal
Der Kanu Club Wiking, der auf hohem sportlichen Niveau auf die Ruhr als Trainingsfluss angewiesen ist, hat durchaus Verständnis für die jetzigen Maßnahmen. Sportwart Martin Krämer: „Wir haben reagiert und setzen unser Training jetzt auf dem Rhein-Herne-Kanal fort.“ Bei dem Verein geht es etwa um die Vorbereitung auf die Deutschen Meisterschaften.
Lage an den Ruhr-Kraftwerken
Mittlerweile erfasst sind die Schäden an den beiden Wasserkraftwerken, die sich auf Bochumer Stadtgebiet an der Ruhr befinden. Die Stiepeler Anlage, die gemeinsam von den Stadtwerken Bochum und Gelsenwasser betrieben wird, liefert nach dem Umbau 2018 Strom aus Wasserkraft. Mit den rund 5,4 Millionen Kilowattstunden im Jahr können rechnerisch 2000 Haushalte versorgt werden.
Treibgut beschädigte Messeinrichtung
Während des Hochwassers ragte wenig mehr als das Betriebsgebäude wie auf einer Insel aus der aus ihrem Bett getretenen Ruhr hinaus. Stadtwerke-Sprecher: „Das Kraftwerk dort stand für drei Tage still. Das ist aber bei Hochwasser generell üblich.“ Allerdings sei eine Messeinrichtung vermutlich durch Treibgut beschäftigt worden. Die Reparatur ist abgeschlossen und das Kraftwerk produziert bereits wieder Strom.
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Noch nicht wieder in Betrieb dagegen ist das Wasserkraftwerk Kemnade des Ruhrverbands. „Wir sind aber optimistisch, dass die Anlage am Freitag (23.) wieder in Betrieb gehen kann“, so Britta Balt. Derzeit müsse noch eine Sperrkette repariert und Treibgut vor dem Einlauf zur Kraftwerksturbine entfernt werden.