Bochum. Ein neues Buch von Ernst-Abrecht Plieg beschreibt ausführlich die Jahre Ruers als Oberbürgermeister. Er machte aus Bochum in der Zeit von 1925 bis 1933 eine Großstadt.

„Ich bedauere daher in einen Meinungsaustausch über meine Verfügung nicht eintreten zu können.“ So schön und bündig beschied Dr. Otto Ruer einem Stadtrat, dem sein Vorgehen missfiel.

Über die Person und den Politiker Dr. Otto Ruer ist nun eine umfangreiche Monografie erschienen. Dr. Ernst-Otto Plieg, Chef der Bochumer Volkshochschule von 1968 bis 1992 hat sie im renommierten Verlag Hentrich & Hentrich, Berlin, vorgelegt. Der Forscher hat fünf Jahre an dem Werk gearbeitet, 308 Seiten mit fast 1000 Fußnoten zeugen von der Akribie seines Schaffens.

Das Buch schließt eine Forschungslücke und arbeitet ein wichtiges Stück Zeitgeschichte auf. Die prominenteste Auseinandersetzung mit dem Oberbürgermeister der Stadt Bochum von 1925 bis 1933 stammt bisher vom Alt-OB Ernst-Otto Stüber, der die mit einer biografischen Recherche verbundene Patenschaft für den Stolperstein Ruers übernommen hatte.

Ottilie Scholz kam zur Buchpräsentation

Das Buch „Dr. Otto Ruer - Dr.jur.Dr.rer.pol.h.c. Oberbürgermeister von Bochum 1925-1933“ von Plieg führt einerseits den Menschen plastisch vor, andererseits leistet es eine fulminante Darstellung der komplexen Amtsgeschäfte jenes Mannes, den die Nationalsozialisten 1933 aus dem Amt und in den Tod trieben. Umfangreiche Darstellungen sind darin zu lesen über die der Schweizer Anleihen von 1917 und 1926, über die Kommunale Neugliederung von 1926, das Parkhotel „Haus Rechen“ (1925-1944), das neue Rathaus und über „Otto Ruers bitteres Ende“.

Die Relevanz des toll ausgestatteten Werkes lässt sich auch daran ablesen, dass es sich die Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz nicht hat nehmen lassen, persönlich zur Buchpräsentation zu erscheinen. Sie attestierte dem Verfasser, „ein wichtiges Stück Zeitgeschichte“ präsent gemacht zu haben und gratulierte dem verdienten Ex-VHS-Mann zu seiner „zweiten Karriere“.

Letztes Kapitel hinterlässt großen Eindruck

Der Öffentlichkeit stellte Plieg das Buch erstmals bei einer Abendveranstaltung in der Buchhandlung Napp vor. Gut 50 Interessierte fanden sich zur Veranstaltung des Evangelischen Forums ein. Den größten Eindruck hinterließ hier die Lesung aus dem letzten Kapitel. Daneben wurde auch die bisher nicht im Vordergrund thematisierte Frage nach der Konfessionszugehörigkeit Dr. Otto Ruers diskutiert. Plieg kann in seinem Buch nachweisen, dass der aus einer jüdischen Familie stammende, 1879 geborene Münsteraner zum evangelischen Glauben konvertierte. Ein interessanter Fakt, wurde doch erst kürzlich der Dr.Otto-Ruer-Preis für Schülerarbeiten vom Freundeskreis der Bochumer Synagoge ausgelobt.

Die Monografie von Ernst-Albrecht Plieg kann fortan als Standardwerk der Bochumer Stadtgeschichte gelten. Ein Buch von enormer Wichtigkeit.