Bochum-Querenburg. Beim TuS Querenburg in Bochum ist wieder eine Rugby-Abteilung aktiv. Für den Spaß am Sport und den Ligabetrieb gibt’s Schnuppertraining.
Rückwärts ist hier vorwärts, fast wie beim Rudern, allerdings dreht es sich um einen Ball. Der wiederum nicht ganz rund ist: Das Rugby-Ei. Das entgegen gewohnter Spielweise nicht nach vorne in Laufrichtung, sondern nach hinten zu den Mitstreitern gepasst wird, und das am besten mit beiden Händen. Dazu gibt es noch einen weichen Kunstrasenplatz beim TuS Querenburg am Hustadtring, aber dafür fehlen die ungewöhnlichen Rugby-Feldtore. „Kommt noch“, meint Thomas Schäfer, Abteilungsleiter des Bochum Rugby Football Clubs.
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Denn womöglich soll der Rasenplatz an der Westerholtstraße etwas weiter unten die neue Heimat des Clubs werden. Verstärkung ist willkommen, gleich fünf Neulinge sind heute immerhin schon dabei. Sie bekommen schon beim Aufwärmen einen der Kernsätze von Trainer Micha mit: „Wieder in die Reihe“, es geht hier ganz klar ums Mannschafts-Spiel. „Nichts für Individualisten“, unterstreicht Schäfer.
Der Bochumer Club spielt in der Regionalliga
Am Anfang wirkt Rugby chaotisch, verwirrend für die Neulinge, aber da stecke sehr viel Struktur hinter. „Das dient vor allem der Sicherheit“, erklärt Schäfer. „Und es zeigt den Respekt vor dem Gegner. Es ist auch verpönt, den Schiedsrichter anzugehen“. Und mit dem Abpfiff endet auch der Kampf.
„Auf die Art gibt es vergleichsweise wenig Verletzungen, obwohl Rugby sehr viel mit Kampf und Körperkontakt zu tun hat“, schickt er hinterher. Weil das Spiel in Deutschland noch nicht so verbreitet ist wie im Commonwealth unter dem britischen „Union Jack“, kennt man bei größeren Events das halbe Stadion, „eine große Familie“. Mit den Bochumern spielen in der Regionalliga, der dritten, Clubs aus ganz NRW, dazu auch aus Osnabrück oder Kassel.
Trikot ziehen und nur den Ballführer angreifen
Und in der gibt es für jedes der üblicherweise 15 Team-Mitglieder auch eine Position, wobei die Stürmer „die Drecksarbeit machen“, sagt Schäfer, „wegen der kurzen Distanzen.“ Von einigen eisernen Regeln aus den landläufigen Ballsportarten muss man sich hier verabschieden. Es darf am Trikot gezogen, aber nur der ballführende Spieler angegriffen werden („tackling“). Und das Leder-Ei rollt schlecht, lässt sich am besten aus der Hand kicken.
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Zwei Halbzeiten mit je 40 Minuten dauert das Spiel bis zu einem Endstand, der mit 15:25 Punkten ein übliches Ergebnis zeigt. „Für große Emotionen ist da gar kein Platz“, meint Schäfer und grinst, „dafür ist man von der Lauferei viel zu kaputt.“ Das gilt dann vor allem für die Spiele, die gelegentlich mit einem dreistelligen Ergebnis enden.
Meistens an Hochschul-Standorten
„In den Hochburgen des Rugby-Sports, Südafrika, Australien, Ozeanien, gilt Deutschland regelrecht als Entwicklungsland“, beschreibt er. „Profis gibt es hier kaum, wenn, dann gehen die nach Frankreich, alles eher bodenständig.“ Die Universitätsstädte Hannover und Heidelberg stellen auch die Meisterschaftskandidaten in Deutschland. International gesehen, betont er, sei an den Zuschauerzahlen gemessen Rugby auf Platz 3, nur übertroffen von den Olympischen Spielen und der Fußball-WM.
Zurück zu den Club-Wurzeln
Im April 2011 wird Rugby erstmals im Rahmen des Hochschulsports an der Ruhr-Universität Bochum angeboten. Dirk Frase und Nils Müller gründen schon im Sommer 2011 einen Rugbyverein. Erste Heimat wird der Sportplatz am Sonnenschein in Witten unter dem Namen „Bochum/Witten RFC“ beim Wittener Turnverein 1877.Um die Herausforderungen nach der langen Coronapause meistern zu können, hat sich die sportliche Leitung des „BWRFC“ entschlossen, dies in der alten Heimat zu tun. In Zusammenarbeit mit dem gastfreundlichen TuS Querenburg 1890 kehrt die Rugbyabteilung zu den Wurzeln zurück als „Bochum RFC“ auf den Kunstrasenplatz am Hustadtring 146, wo vor 10 Jahren alles begann.
Hier hat Thomas Schäfer selten mehr als 100 Zuschauer auf den Rängen beobachtet. „200 sind schon echt ‘ne Menge.“ Dafür ist freier Eintritt bei Rugby-Spielen auch gang und gäbe.
Die „Haka“, den spektakulären Motivations-Kriegstanz, den die Rugby-Spieler der neuseeländischen Mannschaft, die All Blacks aufführen, wird man hier vergeblich suchen. Nein, die Trikots des Bochum Rugby Football Clubs in dunkelblau zeigen ein Buchenblatt, angelehnt an die niederdeutsche Wurzel des Stadtnamens: „Bukhem“ oder „Bokheim“, „boc“ für Buche, und „hum oder „hem“ für -heim. Auch der Gruß des Teams auf dem Feld ist traditionell: „Glückauf!“, sagt Thomas Schäfer ohne Zögern, „und wenn wir uns in der Klatschgasse zum Ende aufstellen, singen wir das Steigerlied.“
Übrigens: Für das Rugby-Training sind Schuhe mit Kunststoff-Stollen empfehlenswert und ein Zahnschutz. Näheres auf http://www.bochum-witten-rfc.de/