Am Samstag fand der Ruhrpott Winter Cup im Rugby statt. Ausrichter war die neu gegründete Mannschaft des Bochum RFC. Die Veranstalter zeigten sich begeistert, Bochum spielte stark und plant jetzt für die Zukunft.
Geballtes Testosteron auf der Platzanlage des TV Witten: 30 Männer - schnaubend, drückend, prustend und vollends elektrisiert jagen bei Temperaturen knapp über dem Nullpunkt dem ovalen Spielgerät hinterher - und sind dabei nicht zimperlich.
Es ist die Premiere des „Ruhrpott Winter Cup“ im Rugby. Ausrichter ist die neu gegründete Mannschaft des Bochumer Rugby-Football-Club. Ein Team, das aus einem Hochschulkurs der Ruhr-Universität Bochum entstanden ist. Trainer ist Dirk Frase - NRW U18-Auswahltrainer und momentan auch noch Übungsleiter des Regionalligisten ASV Köln II. Er leitete zusammen mit Nils Müller - Lehrer und erfahrener Rugbyspieler - den Unikurs und bildet nun mit ihm zusammen das Trainerduo beim RFC. „Das Interesse an dem Kurs war enorm und die Gründung einer eigenen Mannschaft eigentlich die logische Konsequenz“, so Frase, der beruflich als Kundenberater in Bochum tätig ist. Offiziell ist das neue Team eine Abteilung des TV Witten. „Wir dürfen die Platzanlage nutzen und finden hier perfekte Bedingungen vor“, so Frase, „doch wir spielen natürlich für Bochum“, fügt er sofort hinzu.
Nach einigen Testspielen im Sommer kam es am vergangenen Samstag zur Feuertaufe der jungen Mannschaft, die sich ausschließlich aus Studenten zusammensetzt. „Wir haben hier alles selbst auf die Beine gestellt“, sagt Frase nicht ohne Stolz. Es gab Glühwein, Rockmusik, die Ruhrpott-typische Bratwurst und für die fröstelnden Zuschauer war mit Heizpilzen vorgesorgt. „Die Organisation lief genau so, wie wir es uns erhofft hatten“, sagt Thomas Hein, der beim RFC die administrativen Aufgaben übernimmt und hinzufügt, dass der „Name Bochum“ möglichst nicht mehr von der Rugby-Landkarte verschwinden solle. Das kann klappen. Die etwa 250 Zuschauer konnten am Samstag das beobachten, was Rugby attraktiv und interessant macht: die typischen Gedränge, lautstarke Kampfansagen („Come on Bochum“),die harten aber fairen Tacklings sowie spektakuläre Sololäufe und Field-Goals.
Auch mit dem Ergebnis aus sportlicher Sicht zeigte sich der Veranstalter zufrieden. Mit dem Grashof RC Essen und dem RFC Dortmund waren gleich zwei Regionalligisten vertreten „und gegen mein altes Team aus Duisburg war mir von vornherein klar, dass es nicht einfach werden würde“, so der graduierte Historiker Frase. Dass am Ende des Tages die überragende Regionalligamannschaft aus Essen, die den Namen eines Gymnasiums trägt, den Siegerpokal aus den Händen der NRW-Landestrainerin Susanne Wiedemann in Empfang nehmen konnte, war keine Überraschung, dass die gerade erst aus der Taufe gehobene Bochumer Mannschaft so gut mithalten konnte, schon eher.
Von den physischen Voraussetzungen her machten die Bochumer den besten Eindruck. „Einigen Jungs fehlt es noch am taktischen Verständnis und an technischen Fertigkeiten, viele spielen zum ersten Mal Rugby“, so der Coach, der seinem Team großes Potenzial zusprach. Angeführt von Kapitän Ben Kohlstedt riefen die Bochumer dieses Potenzial vor allem im ersten Spiel gegen den Gast aus Duisburg ab. Ein hochverdienter 24:7-Sieg, dem eine 3:15-Niederlage gegen den RFC Dortmund folgte, sprang dabei heraus. Frase sprach danach von der „engsten Partie des Turniers“ und auch davon, dass das Niveau der Dortmunder ein „für uns passendes und anzustrebendes ist.“
Ein knappes Jahr haben Frase und Müller nun Zeit, ihr Team auf das Niveau des Regionalligafünften zu bringen. Denn im September nächsten Jahres startet die neue Rugbysaison. Und an der möchten die Bochumer teilnehmen. Starten würde der RFC, der laut Frase mehr Mitspieler benötigt, um mittelfristig Erfolg haben zu können, in der Verbandsliga, der tiefsten Liga Deutschlands.
Bis dahin sind weitere Testspiele geplant. Auch wolle man versuchen Sponsoren zu gewinnen und die Kompetenzen im Verein klarer zu verteilen, so Frase. „Wir benötigen außerdem auch Spieler, die nicht studieren, denn zum Start der Saison im September sind die meisten Studis im Urlaub“, wagt der Trainer bereits eine Prognose.
Events wie das am vergangenen Samstag sind für sein Team die beste Werbung. Wichtig zu erwähnen für die ein oder andere besorgte Mutter oder Freundin ist sicher das: Bei dem ganzen Geraufe hat sich niemand verletzt.