Bochum-Werne. 1981 wurde die Villa Auf den Holln in Bochum-Werne besetzt. Eine spektakuläre Zeit mit vielen Feiern. Bei einer spielte eine Promi-Band auf.
Eine Geburtstagsfete anlässlich des 40-Jährigen scheint es wohl nicht zu geben, aber die Bewohner teilen trotzdem mit einem großen Transparent an der Rückseite des Gebäudes mit, dass vier Jahrzehnte „Rock ‘n’ Holln“ voll sind. Das dem Abriss geweihte Haus Auf den Holln 3 in Bochum-Werne war am 27. März 1981 besetzt worden. „Instandbesetzen statt kaputtbesitzen“ hieß der Slogan der Besetzerszene, die damals nicht nur in Werne, sondern auch in der City und an der Alleestraße Häuser besetzte.
Bochum: Erinnerungen an eine Hausbesetzung vor 40 Jahren
Im Fall der alten Direktorenvilla der bis in die Dreißigerjahre benachbarten Drahtwerke Auf den Holln geschah das zunächst unspektakulär, sorgte aber in unmittelbarer Folge für viele Diskussionen bei Politik, Eigentümern und Polizei – wie bei den anderen, später besetzten Objekten in Bochum auch. Noch 1981 allerdings hatte die Bochumer Politik ein Einsehen und erlaubte offiziell – nach ersten Reparaturen und Sanierungen sowie der Gründung eines Vereins – die Nutzung des Werner Gebäudes, das direkt an der Bahnlinie liegt.
Georgia Andreadis, die 72-jährige Mieterin in der benachbarten Hausnummer 1, wohnte zu diesem Zeitpunkt schon fünf Jahre dort. Erzählen möchte sie nicht viel, lässt aber ein Foto ihres idyllischen Gartens am Rande der Bahnstrecke zu. Die aktuellen Bewohner des Hauses hatten sich auf WAZ-Anfrage, nach Rücksprache im Verein, melden wollen, aber die Bitte um ein Gespräch blieb leider erfolglos.
Erinnerungen gibt es auch ohne aktuelle O-Töne genug. So ging es in Werne im März 1983, anlässlich des zweiten Jahrestages der Besetzung, sehr laut zu. Mit der späteren Promi-Band „Geier Sturzflug“ und der „Mobilen Einsatzkapelle“ haben die Bewohner mit ihren Gästen und viel Musik so laut gefeiert, dass die Anwohner, die sich teilweise solidarisierten, die Polizei gerufen haben. Eine solche Fete soll es nun offenbar nicht geben.
Auf der Internetseite https://www.mao-projekt.de/BRD/NRW/ARN/Bochum_Repression_Hausbesetzungen.shtml hat der Gelsenkirchener Autor Dietmar Kesten eine ganze Reihe von Originaldokumenten aus diesen Tagen zusammengetragen und eine interessante Chronik der Ereignisse erstellt. Einer der dort dokumentierten Handzettel wurde (ein nettes Wortspiel) von B. Sätzer in der Poststraße verantwortet. Und selbst bei Wikipedia ist das Haus zu finden: https://de.wikipedia.org/wiki/Auf_den_Holln_1%E2%80%933_(Bochum)