Bochum-Weitmar. Zum Tag der Architektur öffnet das “White House“ in Bochum seine Türen. Dessen schlichtes Design erinnert an japanische Bauprojekte.
Eine weiße Fassade, ein offenes und helles Wohnkonzept sowie ein Blick ins Grüne. Das sind die prägenden Elemente im Haus von Doris Biederbeck. Es trägt den treffenden Namen „White House“. Zum Tag der Architektur am Sonntag (27.) öffnet das Haus in Bochum-Weitmar seine Türen, um Interessierten Anregung und Wohninspiration zu geben.
Tag der Architektur: Programm wegen Corona eingeschränkt
Aufgrund der Corona-Pandemie war lange nicht klar, ob und wie der Tag stattfinden kann. Deswegen werden dieses Jahr weniger Projekte ausgestellt. Im White House gelten strenge Regeln für die Besichtigungen, zu denen Maskenpflicht und das Betreten des Hauses in Kleingruppen von drei Personen gehören. Wie es ist, Fremde im eigenen Zuhause zu empfangen? So schlicht ihre Einrichtung ist, so gelassen fällt auch Biederbecks Reaktion auf die Frage aus. „Ist mir eigentlich egal“, meint sie. Auf die Nachfrage ihres Architekten, ob das Haus Ausstellungsstück sein darf, habe sie schnell zugesagt. Sie freue sich, Menschen Inspiration zu geben.
Design trifft im White House auf Barrierefreiheit
Biederbeck wohnt seit dem ersten Juli vergangenen Jahres in dem Objekt, das an das Wohnhaus ihrer Tochter und Enkelkinder grenzt. 14 Monate dauerte der Umbau vom schwarzen Anbau mit Garage zum schicken Alterswohnsitz. Für die Bauherrin ging es von Stuttgart ins Ruhrgebiet. Der Umzug sei Teil ihrer Alltagsvorsorge gewesen, erzählt sie. Das White House ist barrierefrei. „Hier ist alles ebenerdig und die Türen sind größer und dementsprechend rollstuhlgerecht, falls ich mal auf ein solches Hilfsmittel angewiesen bin“, so Biederbeck.
Die Barrierefreiheit fügt sich in das schlichte Design ein. Betritt man das Haus, befindet man sich in einem hellen Flur mit hoher Decke, von dem aus man ins Untergeschoss und in den Wohnbereich gelangt, der sogleich Küche und Wohnzimmer ist. Ein Highlight ist der Betonboden, der die Bereiche fugenlos miteinander verbindet. Das unterstreicht das offene Konzept. Zudem besticht das Haus mit einer abgesenkten Decke im Wohnzimmer und einem beleuchteten Wandpanel im Flur.
Blick in die Natur: Beim Frühstück beobachtet die Bewohnerin Rehe
Ein modernes Design sei ihr von Beginn an wichtig gewesen, berichtet Biederbeck. Auch einige Möbelstücke aus der Heimat haben ihren Weg in das neue Zuhause gefunden, wie zum Beispiel ein Sideboard aus Holz, das im Kontrast zum hellen Design steht. „Von manchen Dingen trennt man sich einfach nicht gerne“, erzählt Biederbeck. Einer ihrer Lieblingsplätze im neuen Zuhause sei ihre Terrasse, von der sie einen weiten Blick ins Grüne hat. „Es ist ein Traum, dass man direkt in der Natur ist. Beim Frühstück hier draußen sehe ich oft Rehe, das genieße ich sehr“, so Biederbeck.
Architektur des Hauses ist inspiriert von japanischem Design
Seinen Namen verdankt das Haus nicht nur seinem Design, sondern vor allem dem Architekten Holger Gravius vom Architektenbüro KenChiku aus Essen. „Das bedeutet Bauen, Architektur und Gestalten und kommt aus dem Japanischen, erklärt Gravius. Seit jeher setze er in seiner Arbeit auf schlichte und minimalistische Architektur, die er seit seiner Zeit in Japan schätzt. Die Ästhetik seiner Arbeit habe viel mit der Zen-Philosophie zu tun. Klare Linien und viel Weiß sorgen für Ruhe. Neben der Optik spielt jedoch auch Funktionalität eine Rolle. Die Lamellen am Haus, die an einen japanischen Tempel erinnern, sorgen für Privatsphäre Sicherheit und regulieren die Temperatur. Zudem wecken sie mediterrane Assoziationen und werfen ein einzigartiges Licht.
Info-Box: Architektur-Objekte in Bochum
Der Tag der Architektur wird jährlich von der Bundesarchitektenkammer organisiert und findet in ganz Deutschland statt. Am letzten Juni Wochenende werden dazu Architektur-Projekte der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dazu gehören Büroräume, öffentliche Gebäude sowie private Wohnsitze.
Weitere Bochumer Objekte sind die Variowohnungen (Studentenwohnheim), ein Seminar- und Verwaltungsgebäude am Westpark, die Gebäude IA und IB an der Ruhr-Universität sowie der Neubau des Bürogebäudes des Architekturbüros Kemper Steiner & Partner in der Nähe der Jahrhunderthalle.