Bochum. 700 Jahre Bochum, die WAZ erinnert an Ereignisse aus der Stadtgeschichte. Heute: Mai 1983, „Bruttosozialprodukt“ wird Nummer 1 der Hitparaden.
Anfang Mai 1983 tönte der Hit der Gruppe „Geier Sturzflug“ aus allen Radios: „Ja, ja, ja, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt …“ Der Song einer Bochumer Rockband war Nummer 1 in Deutschland, Österreich und der Schweiz!
„Bruttosozialprodukt“ war der größte Hit von Geier Sturzflug
„Bruttosozialprodukt“: In den frühen 80ern sorgte das Spottlied auf den Arbeitsethos der Deutschen („Wenn sich Opa am Sonntag auf sein Fahrrad schwingt/Und heimlich in die Fabrik eindringt/Dann hat Oma Angst, dass er zusammenbricht/Denn Opa macht heute wieder Sonderschicht!“) für Furore. Den einen war der Rockreggae-Song zu frech, den anderen sprach er aus der Seele.
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In jedem Fall passt das Lied gut in die Zeit: der Rhythmus und die Präsentation adaptierten die damals angesagte musikalische „Neue Deutsche Welle“, der Inhalt reagierte auf die konservative „Wende“ unter dem frisch gewählten Bundeskanzler Helmut Kohl.
Der schmissige Titel machte die „Geier“ schlagartig überall bekannt. In Bochum waren sie längst eine Macht. Seit 1979 Jahre hatten sich Friedel Geratsch (Gesang, Gitarre), Werner Borowski (Bass), Uwe Kellerhoff (Schlagzeug), Michael Volkmann (Gitarre), Klaus Fiehe (Saxofon) und Deff Balin (Keyboards) förmlich den A… abgespielt, manchmal mehrmals an einem Wochenende. Man denke an ihre Auftritte im legendären Alternativen-Treff „Rotthaus“ in Langendreer.
Aus dem links-alternativem Spektrum
Songs wie „Mokkadischu“ oder „Schotter blau gebündelt“ ließen keinen Zweifel, dass die frechen Musiker eher mit dem linken Spektrum sympathisierten. Für Moderator Dieter Thomas Heck ein Grund, die Bochum bei ihrem Fernseh-Auftritt nicht anzusagen. Trotzdem wurde „Bruttosozialprodukt“ auch in der ZDF-Hitparade die Nummer 1.
Goldene Schallplatte für 600.000 verkaufte Exemplare
Eine Goldene Schallplatte für über 600.000 verkaufte Singles gab’s obendrein. Und der „Wert aller Waren und Dienstleistungen einer Volkswirtschaft“ (also das Bruttosozialprodukt) ist zum Allgemeingut der Populärkultur geworden.