Bochum. Die Krebsbehandlung in Bochum soll verbessert werden. Ein Onkologisches Zentrum ist geplant. Doch das droht zu scheitern: an zwei Kilometern.

Das Universitätsklinikum Bochum will mit seiner Krebsforschung und -behandlung in die deutsche Spitzenklasse aufsteigen. Dazu soll der Krankenhaus-Verbund als Onkologisches Zentrum anerkannt und gefördert werden. Doch der Antrag droht zu scheitern. Grund: Die beteiligten Kliniken liegen weiter als zwei Kilometer auseinander.

Mit mehr als 4000 Betten, jährlich 600.000 Patienten und 8000 Mitarbeitern gilt das Universitätsklinikum Bochum als eine der größten Kliniken in Deutschland. Der Unterschied zu anderen Häusern: Die Standorte sind weit verstreut – in Bochum mit dem St.-Josef- und St.-Elisabeth-Hospital (Katholisches Klinikum), dem Bergmannsheil, dem Knappschaftskrankenhaus Langendreer und der LWL-Klinik, in Herne mit dem Marien-Hospital (St.-Elisabeth-Gruppe), zudem mit dem Herzzentrum Bad Oeynhausen, dem Klinikum Herford und den Mühlenkreiskliniken im Kreis Minden-Lübbecke.

Onkologisches Zentrum: Universitätsklinikum will sich weiter spezialisieren

Die Standorte des Universitätsklinikums in Bochum und Herne.
Die Standorte des Universitätsklinikums in Bochum und Herne. © funkegrafik nrw | Anda Sinn

Das dezentrale „Bochumer Modell“, seit Jahrzehnten viel gelobt, könnte nun einer Millionen-Förderung durch das Land entgegenstehen. Das Katholische Klinikum, das Knappschaftskrankenhaus und das Marien-Hospital Herne bewerben sich beim NRW-Gesundheitsministerium um eine Anerkennung als Onkologisches Zentrum. Der Gedanke: Alle Kliniken bringen ihre Kernkompetenzen ein. Das passiert zwar schon jetzt im „Ruhr-Universität Comprehensive Cancer Center“ (RUCCC). „Träger- und fachübergreifend könnten wir die Spezialisierung bei der Tumor-Medizin aber massiv vorantreiben – auch und vor allem, um den Patienten die bestmögliche Behandlung zukommen zu lassen“, heißt es im Universitätsklinikum.

Die größte Hürde stellt der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) auf: das höchste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen. „Der GBA befürwortet zwar ausdrücklich die Kooperationen von Kliniken“, sagt Ingrid Fischbach, Vorsitzende der Gesellschafterversammlung des Universitätsklinikums Bochum. „Kliniken, die ein gemeinsames Spezialzentrum gründen wollen, dürfen laut GBA-Beschlusss jedoch maximal zwei Kilometer auseinander liegen.“ Damit, so verlautet in Berlin, sollen eine räumliche Nähe gewährleistet und eine bundesweite Antragsflut verhindert werden.

Zwei-Kilometer-Regel: Noch gibt es Hoffnung

Das Universitätsklinikum erfüllt die Vorgabe nicht. Zwischen dem St.-Josef-Hospital und dem Knappschaftskrankenhaus liegen mehr als elf Kilometer. Zum Marienhospital Herne sind es knapp sieben Kilometer.

Politik unterstützt Onkologisches Zentrum

Der Antrag des Universitätsklinikums auf ein Onkologisches Zentrum erfährt breite Unterstützung in der Politik. In einer gemeinsamen Presseerklärung begrüßen die Ratsfraktionen von SPD, Grünen und CDU die Initiative.Die Patienten profitierten von einer interdisziplinären Untersuchung und einer verbesserten Kooperation zwischen den Einrichtungen. Der Gesundheitsstandort Bochum würde gestärkt. „Forschung und Praxis aus einem Guss“, heißt es in der Erklärung.Dass das Universitätsklinikum auf verschiedene Standorte verteilt ist, dürfe dem Zentrum nicht im Wege stehen: „Unser Bochumer Modell hat sich bewährt. Wir tun gut daran, diesen ganzheitlichen Ansatz fortzuentwickeln.“

Auch interessant

Doch Aufgeben gilt für Ingrid Fischbach (CDU) nicht. Die ehemalige Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium setzt sich derzeit sowohl in Düsseldorf als auch in Berlin dafür ein, dass das Onkologische Zentrum nicht an der Kilometer-Begrenzung scheitert. Ihr Ziel: eine Ausnahmeregelung. „Das Bochumer Modell ist als Klinikverbund etwas Einzigartiges. Das muss bei der Entscheidung berücksichtigt werden“, sagt Ingrid Fischbach im WAZ-Gespräch.

Noch gibt es Hoffnung. „Das Verfahren zur Ausweisung onkologischer Zentren im Regierungsbezirk Arnsberg ist noch nicht abgeschlossen. Mehrere Krankenhäuser haben einen Antrag gestellt“, teilt Denise Schmidt, Sprecherin des NRW-Gesundheitsministeriums, der WAZ mit. Die Frage, ob beim Bochumer Antrag die Zwei-Kilometer-Regelung des GBA eine Rolle spielt, lässt das Ministerium unbeantwortet.