Bochum. Es sind harte Zeiten. Aber zwei Gründer aus Bochum sind trotzdem überzeugt von ihren Geschäftsmodellen. Sie sprühen vor Zuversicht.
Es würde schwer werden, eine eigene Firma zu gründen und damit zu bestehen. Schreiner Lars Zimmermann war das ebenso klar wie Produktdesigner Julius Kuschke. Aber sich selbstständig zu machen mitten in der Corona-Pandemie, das erfordert noch eine ganz Menge mehr. Zuversicht vor allem. Am besten unerschütterliche.
Gründer hat auf Gastronomie und Messen gesetzt
Lars Zimmermann hat sie nicht verloren. Auch wenn die vergangenen zwölf Monate nicht einfach gewesen sind. Im Mai 2020 hat der 28-Jährige „Grubenholz“ gegründet. Eine Schreinerei, die vor allem mit heimischen Hölzer arbeiten und deren Inhaber außerdem eine eigene Linie mit Produkten aus Holz und Metall auf die Beine stellen möchte. Vor allem über Gastronomie und Messen wollte Zimmermann bekannt werden. Beides Bereiche, die ganz besonders unter der Pandemie leiden und die fast von heute auf morgen nahezu zum Erliegen gekommen sind.
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Was also tun? „Wir haben uns erst einmal auf das traditionelle Schreinergeschäft verlegt.“ Das war nicht einfach, die Konkurrenz ist groß. Aber: Geholfen habe wie schon bei der Gründung selbst die Überzeugung, dass Handwerk auch in Krisenzeiten immer geht. Und: „Die Bedingungen werden jetzt allmählich auch besser“, sagt Lars Zimmermann. Der Schreinermeister hofft, dass das Schlimmste überwunden ist und er endlich sein ursprüngliches Konzept verwirklich kann.
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Überzeugt sein von der eigenen Geschäftsidee
Aufgeben wäre für ihn ohnehin nicht in Frage gekommen. Auch nicht unmittelbar vor der Gründung, als sich die wirtschaftliche Lage spürbar eintrübte. „Ich habe zwei Jahre alles vorbereitet, hatte meinen Job gekündigt. Was sollte ich tun? Die Situation war so, wie sie war“, erinnert er sich. Er sei einfach überzeugt gewesen, dass es trotz allem klappen kann.
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„Ja“, sagt Zimmermann. Gründen funktioniere auch in Krisenzeiten. „Man muss nur vielleicht noch mehr von seiner Idee überzeugt sein, als man es ohnehin ist, wenn man sich selbstständig macht.“
„Choosy“ ermöglicht Essensplanung a la Spotify
Auf Julius Kuschke trifft das auf jeden Fall zu. Gemeinsam mit einem Freund aus Berlin, Mats Krengel, hat er „Choosy“ gegründet. Im Werk X, dem Gründungslabor der Bochum Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft, bereitet er das Start-up-Unternehmen gerade für den Markteintritt vor. Das Geschäftsmodell: Choosy übernimmt für Kunden die Essensplanung und erstellt einen rundum personalisierten Wochenplan – und das ganz nach kulinarischen Vorlieben, Essgewohnheiten und Geldbeutel. Ja mehr noch. Die App erstellt auch den dafür nötigen Einkaufszettel, der – bei Bedarf – auch gleich an den Händler oder die Supermarktkette des Vertrauens geschickt wird, damit die Zutaten nach Hause geliefert werden.
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Dritter beim Senkrechtstarter
Nicht nur die Gründer von „Choosy“ wähnen sich mit der App für Essensplanung auf dem richtigen Weg. Auch andere sehen darin eine vielversprechende Geschäftsidee.
Das Start-up-Unternehmen aus Bochum und Berlin hat beim jüngsten Senkrechtstarterwettbewerb, dem Bochumer Gründerwettbewerb, den dritten Platz belegt.
Nur die Hochschulausgründung „House auf Plasma“ (Produktionsprozesse mit Plasmen) und das Bildungs-Start-up Novaheal (E-Learning) rangieren davor.
Gemeinschaft der Foodblogger sorgt für Abwechslung. „Es funktioniert wie Spotify für Rezepte“, so Julius Kuschke. Nach einem bestimmten Algorithmus werden nach Ähnlichkeiten Cluster erstellt. So bekomme jeder, was er gerne mag und/oder entdecken mag. Nur kochen und essen müssen die Kunden noch selbst.
Zeit für Veränderungen
Noch ist die App nicht fertiggestellt und noch kein Lieferservice gefunden, mit dem Choosy zusammenarbeiten könnte. „Das steht in den nächsten Wochen an“, so der 34-jährige Gründer, der fast zehn Jahre lang als Produktdesigner und Produktmanager gearbeitet hat und nun auf eigenen Füßen stehen will. Mit einer eigenen Idee. Er ist überzeugt von dem Geschäftsmodell – und er ist zuversichtlich. Gerade sogar in Coronazeiten. Denn: Die Pandemie hat einiges beschleunigt, auch die vielen Facetten der Digitalisierung. Kuschke: „Es ist Zeit für Veränderungen.“ Für ihn persönlich nach zehn Jahren als Angestellter – und für die Gesellschaft.