Bochum-Süd. Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf geht in Bochum oft mit seiner Hündin Lilith spazieren. Das Verhalten aggressiver Radfahrer ärgert ihn sehr.
Im Grunde kennt man Helmut Breitkopf, den Bezirksbürgermeister von Bochum-Süd, als einen friedlichen Menschen. Doch auch dem Geduldigsten platzt mal der Kragen: So geschehen in der vergangenen Woche, als er mit seinem Hund eine Runde spazieren war – und gleich reihenweise unliebsame, teils gefährliche Begegnungen mit Radfahrern machte. „Die Hölle kann kaum schlimmer sein“, schimpft er.
Regelmäßig drehen Helmut Breitkopf und seine Border-Collie-Hündin Lilith größere Gassi-Runden durch Querenburg und Stiepel. Nicht in seiner Funktion als Bezirksbürgermeister und SPD-Politiker, sondern rein als Privatmann, so betont Breitkopf, möchte er davon berichten, was ihm dabei in letzter Zeit geschah. „In Ruhe spazieren gehen, kann man schon lang nicht mehr“, sagt er. „Denn was einige Radfahrer hier für ein komplett rücksichtsloses Verhalten an den Tag legen, das spottet jeder Beschreibung.“
Blick in die Niederlande
Helmut Breitkopf erzählt, dass er selber begeisterter Radfahrer sei: „Zusammen mit meiner Frau fahre ich viele Strecken“, sagt er. „Aber was viele Fahrradfahrer, vor allem männliche, sich erlauben, ist nicht zu akzeptieren.“
Für eine mögliche Lösung des Konflikts schaut Breitkopf in die Niederlande, wo das Zusammenleben von Radfahrern und Fußgängern weitaus besser geregelt sei als hier: „Ein Fahrrad ohne Signalanlage wird eingezogen, weil es nicht verkehrssicher ist“, sagt er. „Wer sich im Verkehr etwa durch klingeln nicht bemerkbar macht, muss ein Bußgeld zahlen. Das wünsche ich mir für Deutschland auch.“
Radfahrer in Bochum sagt: „Passen Sie besser auf Ihr Kind auf!“
Los geht’s am Buscheyplatz, wo viele Kinder spielen. „Ein Radfahrer kam aus Richtung Uni-Center und überquerte den Buscheyplatz mit etwa 25 km/h“, so Breitkopf. Er habe deutlich abbremsen müssen, weil Kinder auf dem Platz spielten. „Der Radfahrer sagte zu einer Mutter: ,Passen Sie besser auf Ihr Kind auf!’ Von Schuldbewusstsein war bei ihm nichts zu erkennen.“
Zwei Minuten später stehen Lilith und Breitkopf an der Kreuzung Hustadtring / Auf dem Aspei. Die Fußgängerampel zeigt Grün, als eine Mutter mit ihren Kindern die Ampel überqueren will: „In diesem Moment fährt eine Gruppe von vier Radfahrern bei Rot über die Kreuzung. Die Kinder fragen verwundert: ,Warum dürfen die bei Rot fahren?’“
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Ohne zu klingeln, rasen die Radler vorbei
Weiter im Laerholz nimmt das Drama seinen Lauf. „Auf dem Fußweg hinter der Schattbachstraße kommen einige Radfahrer, die keine Rücksicht auf die Fußgänger nehmen“, so Breitkopf. Ohne zu klingeln, rasen die Radler an den Leuten vorbei. „Ein Passant rügt das und erhält als Antwort: ,Musst Du eben besser gucken!’“
Weiter im Landschaftsschutzgebiet seien viele Radfahrer der Meinung, sie bögen jetzt auf den Nürburgring ein: „Hohe Geschwindigkeiten, kein Klingeln. Wenn ich sie darauf hinweise, dass man auch klingeln kann, dann ist der harmloseste Kommentar: ‘Mein Rennrad hat keine Klingel.’ Meine Reaktion: ,Dann rufen Sie Ringring.’ Das wird mit dem Stinkefinger beantwortet.“
Breitkopf glaubt: Die Wertschätzung unter den Menschen nimmt ab
Auf dem Weg neben dem Ölbach Richtung Kläranlage erreicht die gereizte Situation ihren Höhepunkt: Der Weg werde von vielen Radfahrern, von Familien mit Kindern, Senioren und Hundehaltern, benutzt. „Das Problem sind die Radfahrer, von denen die schlimmsten zum überwiegenden Teil männlich sind“, so Breitkopf. „Wenn die auf den Sattel steigen, vergessen sie jegliche Rücksichtnahme.“ Und wenn man sie darauf anspreche, dann komme als Antwort oft: „Passen Sie besser auf Ihr Kind oder Ihren Hund auf.“ Das böse Wort „Arschloch“ falle häufig und sei noch eines der höflichsten.
All dies, so Breitkopf, sei ihm innerhalb von nur zwei Stunden während seines Spaziergangs passiert. „Doch an anderen Tagen passiert Ähnliches“, meint er. Breitkopf betont, dass es sich bei den aggressiven Radfahrern gewiss nur um eine Minderheit handele: „Viele verhalten sich vernünftig. Aber das Verhalten der Raser ohne Klingel ärgert mich mächtig“, sagt er. Breitkopf sieht dies auch als Zeichen für eine sich verändernde Gesellschaft: „Die Wertschätzung der Mitmenschen untereinander nimmt immer weiter ab.“