Bochum. Nach dem langen Lockdown bitten im Museum Bochum die Kunstwerke von Friederike Klotz um Beachtung. Sie sind technoid und poetisch zugleich.
Nach dem langen Lockdown kann nun auch wieder das Kunstmuseum Bochum besucht werden. Neben der eigenen Sammlung in der Villa Marckhoff-Rosenstein wartet die am Wochenende eröffnete neue Sonderausstellung von Friederike Klotz auf Besucher.
Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin
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Klotz (*1966) ist eine Allround-Künstlerin. Sie entwirft Raum- und Soundinstallationen, Plastiken und kinetische Objekte von sehr individuellem Reiz. Im Kunstmuseum ist der in Berlin lebenden Klotz, die vor Jahren schon einmal in einer Gemeinschaftsausstellung in Bochum zu sehen war, nun eine Einzelpräsentation gewidmet. „Inwieferno“ ist ihr doppelbödiger Titel.
Optische Phänomene werden ausgereizt
„Inwiefern“, „Inferno“ –wie das Motto der Schau nehmen die ausgestellten Kunstobjekte gegenüber dem Betrachter eine ambivalente Haltung ein. Sie wirken in ihrer schlichten Eleganz zunächst zuvorkommend und aktivierend. Aber wenn man genauer hinsieht, sind Klotz‘ ästhetische Durchdringungen auch verstörend. Durch optische Phänomene wie Vergrößerung, Miniaturisierung, Spiegelung und Bewegung entziehen sie sich dem eindeutigen Erfassen.
Klotz geht es um Themen wie menschliches Verhalten, die Steuerung von Gruppendynamiken oder Fragen und Formen von zukünftiger Entwicklung von Stadt, Natur und Gesellschaft. Dreidimensionale Raum- und Wandobjekte lassen komplexe Welten entstehen, die sich durch besagte optische Phänomene beständig zu wandeln scheinen. Sicher ist in dieser Kunst nur, dass nichts sicher ist. Oder zu sein scheint.
Kunst-Universum im Kleinformat
Manchmal wirken Klotz‘ Arbeiten, zumal die kinetischen (= beweglichen), wie Science-Fiction-Objekte, mal wie magische Artifakte – etwa die minutiös gearbeiteten Kuben aus Gießharz, die Figuren, Objekte und ganze Welten in sich einschließen. Dieses Kunst-Universum en miniature ist technoid und poetisch zugleich. Einfachste Materialien wie Plastikverpackungen und alltägliche Fundstücke dienen der Künstlerin als Gestaltungselemente.
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Originelle Ausdrucksformen gefunden
Grundsätzlich gilt Klotz’ Interesse gesellschaftlichen Zukunftsvisionen. Sie findet dafür originelle Ausdrucksformen, etwa in transparenten Objekten, die zugleich Innen- und Außenräume bilden und so Fragen nach der gegenseitigen Durchdringung des Privaten und des Öffentlichen stellen. Ihre Kunst-Stücke haben keine „Botschaft“, vielmehr ist der Betrachter aufgefordert, den mal betörenden, mal irritierenden Dingen seine Aufmerksamkeit zu widmen, aus der er seinen persönlichen Zugang ableiten kann. – Spannend!
>>> Info: Friederike Klotz, „Inwieferno“, 12. Juni bis 29. August, Kunstmuseum, Kortumstraße 147. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10-17 Uhr, Mittwoch 10-20 Uhr. Es gilt die jeweils tagesaktuelle Corona-Verordnung. www.kunstmuseumbochum.de