Bochum. Corona hat die Aktivitäten der Bochumer Kulturszene lange still gesetzt, aber nun tut sich wieder was. Vorfreude und Zuversicht sind riesengroß.

Sinkende Inzidenzwerte und der Impf-Fortschritt bringen auch in Bochum in vielen gesellschaftlichen Bereichen zunehmend Erleichterung – zumal die Kulturszene hat sie lang ersehnt.

Kulturakteure wollen endlich wieder live spielen

Nicht nur die großen Bochumer „Tanker“ wie das Schauspielhaus und die Symphoniker wurden von den Folgen der Pandemie gebeutelt, zumal die kleinen freien Gruppen und ihre Akteure hat Corona nervlich und finanziell an die Grenzen gebracht. Entsprechend groß ist jetzt das Aufatmen, ist die Vorfreude, endlich wieder vor und für Publikum spielen zu können. Wenn auch (noch) im abgespeckten Rahmen.

Hier den WAZ Corona Newsletter abonnieren

+++ Aktuelle Fallzahlen aus Bochum, neue Verordnungen, neue Erkenntnisse der Impfstoff-Forschung: Das Corona-Update hält Sie auf dem Laufenden. +++

Besondere Premiere im Zeitmaul-Theater

So im Zeitmaul-Theater am Imbuschplatz, wo der Betrieb langsam wieder anläuft. Für Theaterleiter Witek Danielczok waren der Lockdown und die damit einhergehende Schließung ein harter Schlag, aber er hat die ungewöhnliche Situation auch als Chance verstanden. Sein neues Stück „Im Schatten des Drachen“, das am 11. Juni Premiere feiert, geht unmittelbar auf die Erfahrungen in und mit der Pandemie zurück.

Theatermacher Witek Danielczok lebte während des Lockdowns im Zeitmaul-Theater und konzipierte dort sein neues Stück.
Theatermacher Witek Danielczok lebte während des Lockdowns im Zeitmaul-Theater und konzipierte dort sein neues Stück. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

„Das Theater wurde mir zur Wohnung“, sagt Danielzok, „wenn mich jemand im November und Dezember 2020 anrief und fragte, was ich so mache, antwortete ich wahrheitsgemäß: Ich wohne im Theater…“. Anfangs sei es eine Art Pandemieflucht gewesen, um viel und ungestört lesen zu können.

Die Abgeschiedenheit bewusst gesucht

Aber dann war es eben diese Abgeschiedenheit, die auf Danielczok einwirkte: „Die Pandemie, die Hysterie, das Zerbröckeln einer Gesellschaftsform: das leere Theater holte allmählich das alles wieder rein.“ So begann er zu schreiben, der „Drache“ erwachte zum Leben.

Zwar waren in den letzten Wochen und Monaten alle Künstlerinnen und Künstler zur Untätigkeit verdammt, das heißt aber nicht, dass sie Däumchen gedreht hätten. Im Gegenteil: Überall wurde auf den großen Moment hingearbeitet, wenn ein halbwegs „normales“ künstlerisches Arbeiten wieder möglich sein würde.

Livestreams können Live-Aufführungen nicht ersetzen

Auch Milli Häuser, Sängerin und Musikerin und Initiatorin der Reihe „Tatort Jazz“, ging das so. Komponieren, Auftritte vorbereiten, alte Aufnahmen sichten, war das Eine. Das Andere die Fortführung von Livestream-Konzerten. „Auch wenn diese Form die lebendige Begegnung zwischen Musikern und Publikum nicht ersetzen kann, so waren und sind die Streams als ,Lebenszeichen‘ doch sehr wichtig“, sagt Häuser.

Das nächste Livestreaming mit dem Titel „Blues & Beyond“ gibt’s über diesen Link am 10. Juni um 20 Uhr auf Youtube.

Kulturstadt Bochum

Bochum versteht sich als DIE Kulturstadt im Ruhrgebiet. Eine freie Kulturszene und kreative Milieus sind hier seit den 1970er Jahren neben dem renommierten Schauspielhaus, den Bochumer Symphonikern und dem Kunstmuseum entstanden.

Auf der städtischen Homepage https://www.bochum.de/Kultur-in-Bochum findet sich ein umfassender Überblick über die vielfältigen Angebote.

Das Kinder- und Jugendtheater Traumbaum im Kulturmagazin Lothringen gehört in normalen Zeiten zu den quirligsten Bühnen in Bochum. Entsprechend schwer fiel es den Vollblutschauspielerin Birgit Iserloh und Ralf Lambrecht während des Lockdowns „die Füße still zu halten“. Verschiedene Online-Einsätze gab es während der Pandemie, aber das war nicht der wahre Jakob.

Erste Aufführungen finden unter freiem Himmel statt

Entsprechend hoch ist die Motivation angesichts der bevor stehenden Lockerungen: „Die Sonne ist da, die Inzidenzzahlen sinken. Die Outdoorsaison ist eröffnet!“, freut sich Birgit Iserloh. Als erstes wollen die beiden „Traumbäumler“ die Bochumer Grundschüler mit ihrem Stück „Himmelsleiter“ beglücken.

Auch interessant

In normalen Zeiten gibt es regelmäßig Schulvorstellungen auf der Bühne im Kulturmagazin. „Da ein Besuch mit Bus und Bahn aber noch immer unverantwortlich wäre, kommen wir zu den Schülerinnen und Schülern“, sagt Iserloh. Spielort: Schulhof. Zunächst gibt es Termine nur bis zu den Sommerferien. Info auf www.theater-traumbaum.de