Bochum. Die Priorisierung fällt. Das hat massive Folgen, für die Arztpraxen ebenso wie für das Impfzentrum. Was beim Impfen in Bochum jetzt wichtig ist.

Die Haus- und Fachärzte in Bochum befürchten mit der Aufhebung der Impf-Priorisierung ab der nächsten Woche einen kaum zu bewältigenden Ansturm. Zwar gibt es inzwischen deutlich mehr Impfstoffe. Die werden zumindest in der Anfangszeit aber vor allem für Zweitimpfungen benötigt. Was jetzt beim Impfen in Bochum wichtig ist.

Wie viele Menschen sind inzwischen in Bochum geimpft?

Bisher gab es 245.003 Impfungen. 73.533 Frauen und Männer haben zwei Spritzen erhalten. Beeindruckende Zahlen. Doch sie dokumentieren auch: Abzüglich der 40.000 Kinder unter zwölf Jahren sind rund 160.000 Bochumerinnen und Bochumer noch gar nicht geimpft. Sie alle können ab Montag (7.) einen Termin vereinbaren.

Wie soll das funktionieren?

„Wir müssen weiter an die Geduld der Menschen appellieren“, weiß Dr. Eckhard Kampe, Bezirksleiter der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) Allenfalls bis zum Ende der Sommerferien im August sei es realistisch, allen Impf-Interessenten ein Angebot zu machen. In den nächsten Wochen werden die Zweitimpfungen Vorrang haben. „Sie sind in Bochum komplett gesichert“, verspricht Kampe.

Corona in Bochum: 64 Dosen pro Arzt in dieser Woche

Wo erhalte ich einen Termin für die Erstimpfung?

Vorerst nur bei den 270 Haus- und Fachärzten, die sich in Bochum an der Impfkampagne beteiligen (40 mehr als zum Auftakt im April). Die Zuweisungen für die Erstimpfungen wurden zwar erhöht – auf mehr als 11.000 Dosen in dieser Woche. In den Praxen herrscht aber nach wie vor Mangelwirtschaft.

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Wie viele Dosen erhält jeder Arzt?

In dieser Woche sind es 24 Biontech- sowie jeweils 20 Astrazeneca- und Johnson & Johnson-Dosen. In der nächsten Woche stehen laut KVWL pro Arzt zwölf Biontech-Dosen für Erstimpfungen bereit, bei gleichbleibenden Astra- und J&J-Zuweisungen. „Dann wird der Anteil der Zweitimpfungen so hoch sein wie noch nie“, kündigt Kampe an. Zwei Drittel der Impfstoffe würden für den zweiten Piks benötigt.

Was bedeutet das für die Praxen?

„Der Druck auf die Kollegen und ihre Mitarbeiter wird sich nochmals erhöhen“, glaubt Eckhard Kampe. Der ist schon jetzt immens. Allgemeinmediziner berichten über zunehmende Beschimpfungen und Bedrohungen. Die E-Mail-Register mit Impf-Anfragen laufen vielfach über. „Das steht nun auch den Kinderärzten ins Haus“, befürchtet der KVWL-Chef.

Im Ruhrcongress gibt es vorerst nur noch Zweitimpfungen

Kann ich auch im Bochumer Impfzentrum einen Termin vereinbaren?

Nein. Im Ruhrcongress werden in dieser Woche die vorerst letzten Erstimpfungen vorgenommen. „Ab der nächsten Woche wird es bei uns ausschließlich Zweitimpfungen geben, meist mit Biontech“, berichtet Leiter Björn Sperber. Das hat Konsequenzen für die Schlagzahl am Stadionring. Sind aktuell 2100 bis 2300 Impfungen täglich terminiert, werden es ab dem 7. Juni noch rund 1500 sein.

Wann wird es wieder Erstimpfungen im Ruhrcongress geben?

„Das ist nicht absehbar“, sagt Björn Sperber. Möglich erscheint, dass in den Sommerferien, rechtzeitig vor Schulbeginn, die Zwölf- bis 18-Jährigen (in Bochum sind es rund 20.000) im Impfzentrum versorgt werden. Die Kinderärzte allein könnten dieses Pensum kaum schaffen.

Im Impfzentrum im Bochumer Ruhrcongress werden ab der nächsten Woche nur noch Zweitimpfungen vorgenommen.
Im Impfzentrum im Bochumer Ruhrcongress werden ab der nächsten Woche nur noch Zweitimpfungen vorgenommen. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Anfang Juli soll sich die Lage entspannen

Wie reagieren die Kinderärzte?

Ähnlich wie bei den Erwachsenen gehe es zunächst darum, besonders gefährdete Patienten impfen zu können, zum Beispiel solche mit Down-Syndrom oder schweren Herz- und Lungenerkrankungen, betont der Berufsverband. Bei den weiteren Impfungen würden sich die Kinderärzte nach der noch ausstehenden Empfehlung der Ständigen Impfkommission richten. Das heißt: Die allermeisten Kinder und Jugendlichen werden noch warten müssen.

Gibt es Licht am Ende des Tunnels?

Ab Montag sollen auch die Betriebsärzte impfen, wenn auch noch in bescheidenem Rahmen. Und: „Ab Anfang Juli wird die Zahl der Zweitimpfungen sinken“, schildert Eckhard Kampe. Dann könnten zwei von drei Dosen für Erstimpfungen verwendet werden. Davon haben die Haus- und Fachärzte in Bochum bisher 58.219 verabreicht. Hinzu kamen 10.111 Zweitimpfungen. Im Impfzentrum waren es bisher 136.085 Spritzen. Die Immunisierung wirkt: Die Sieben-Tage-Inzidenz in Bochum hat sich seit Mitte Mai halbiert. Am Mittwoch lag sie bei 57,7.