Bochum. Sieben Monate konnte das Schauspielhaus Bochum wegen Corona nicht vor Publikum spielen. Nun geht’s wieder los - mit einem antiken Klassiker.
Das Schauspielhaus Bochum öffnet wieder. Sieben Monate hat der Pandemie bedingte Lockdown gedauert, nun machen sinkende Inzidenzwerte und die neue NRW-Coronaschutzverordnung einen eingeschränkten Spielbetrieb möglich.
Bochumer Theater freut sich auf den Neustart
Unter Beachtung der Hygiene- und Abstandsregeln sind Live-Veranstaltungen vor Publikum im Großen Haus (rund 160 Plätze) und in den Kammerspielen (rund 70 Plätze) erlaubt. Los geht’s mit der Premiere von Anna Stiepanis Inszenierung „Der gefesselte Prometheus“ nach Aischylos am Samstag, 5. Juni, um 19.30 Uhr in den Kammerspielen.
Regisseurin Anna Stiepani kam im letzten Herbst nach Bochum
Anna Stiepani (32) kam im letzten Herbst als Regieassistentin mit Johan Simons vom Wiener Burgtheater nach Bochum, „Der gefesselte Prometheus“ ist nach „Robinson Crusoe“ und „Viel gut essen“ ihre dritte eigene Produktion an der Königsallee. Das antike Drama habe sie wegen dessen Zeitlosigkeit gereizt, so die Regisseurin: „Darin kommen die Kraft der Überzeugung, die Freiheit des Willens und die Notwendigkeit des Schicksals zusammen“, sagt sie. Was ist es, das Prometheus, der den Göttern das Feuer stielt, um es den Menschen zu übergeben, antreibt? Dieser Frage habe sie besonders interessiert.
Die Prometheus-Sage gehört zu den bekanntesten literarischen Stoffen der europäischen Literatur: Der Titan Prometheus verweigert Zeus die bedingungslose Gefolgschaft. Zur Strafe verweigert der Göttervater den von Prometheus beschützten Sterblichen den Besitz des Feuers.
Den Menschen das Feuer gebracht
Darauf entwendet Prometheus den Göttern das Feuer und bringt es den Menschen, weswegen er auf Zeus‘ Befehlt gefesselt und an das Kaukasusgebirge festgeschmiedet wird, wo ein Adler an seiner Leber frisst, die sich danach stets erneuert. Doch Prometheus steht alles Qualen durch, schließlich wird er von Zeus begnadigt und erlangt seine Freiheit zurück.
Antikes Stück hat starke Bezüge zur heutigen Zeit
Als Feuerbringer und Lehrmeister gilt Prometheus als Urheber der menschlichen Zivilisation; als dieser Vor-Denker ziert er auch das Siegel der Ruhr-Universität. Prometheus gilt als jener, der den Menschen das Licht des Wissens gebracht hat – aber folgt man dem Ursprung der antiken Sage, geht es auch um jemanden, der Verantwortung übernehmen will auf der Suche nach der Utopie. Das habe starke Bezüge zu der heutigen Zeit, sagt Anna Stiepani, „etwa, wenn Menschen sich einsetzen gegen Rassismus und viele Mühen der gesellschaftlichen Aushandlung auf sich nehmen.“
Nur mit Corona-Test
Für den Besuch der Vorstellungen im Schauspielhaus Bochum ist eine Vorab-Kartenreservierung unter 0234/3333-5555 erforderlich. Der Einlass ist nur mit einem negativen Corona-Testergebnis möglich, das nicht älter als 48 Stunden ist.
Das Testzentrum im Schauspielhaus, Königsallee 15, bietet an den Vorstellungstagen verlängerte Öffnungszeiten und erweiterte Kapazitäten an, so dass für eine Testung keinen Termin vorab vereinbart werden muss.
Ihre Inszenierung mit Konstantin Bühler in der Titelrolle entwickelt Stiepani in einem abstrakten, zeitlosen Bühnenraum; Papp-Felsen und Ketten sind nicht zu erwarten, eher ein verspiegelter, durchsichtiger Raum, in dem Prometheus auf einer runden Scheibe wie auf dem „letzten Ort der Welt“ abgelegt wird, um von dort aus als freier Geist zu wirken, dessen Widerständigkeit die Ketten und Strafen der Götter nicht beschränken und brechen können.
Weitere Vorstellungen vor Publikum folgen
Nach der Prometheus-Premiere sollen am Schauspielhaus weitere analoge Aufführungen vor Publikum im Laufe des Monats Juni folgen, so die jüngst als Livestream absolvierte „Peer Gynt“-Neudeutung von Dusan David Parizek.
>>> Info: Aufführungsdauer „Prometheus“: 90 Minuten, keine Pause. Infos zum Spielplan, zu Preisen und zu den Corona-Bedingungen unter www.schauspielhausbochum.de