Bochum. Bochum hat viele große Fußballer hervorgebracht. Einer ist fast in Vergessenheit geraten. 25 Jahre nach seinem Tod wird er nun aber geehrt.

63 mit Namen versehene Plätze gibt es in Bochum. Und demnächst ist die Stadt um einen Platz reicher. Die im Dreieck Castroper Straße, Blumenstraße und der Bahnstrecke in der Innenstadt liegende Grünfläche wird künftig Erich-Gottschalk-Platz heißen.

Letzter jüdischer deutsche Fußballmeister

Damit ehrt die Stadt einen erfolgreichen, wenn auch weithin unbekannten Fußballer. Erich Gottschalk, geboren 1906 in Wanne-Eickel, war Mannschaftskapitän des letzten deutschen jüdischen Fußballmeisters. Hakoah Bochum sicherte sich nach einem 4:1 gegen den zweimaliger Meister TSV Schild Stuttgart am 26. Juni 1938 in Köln den Titel. Verteidiger Erich Gottschalk, Spielführer der Erfolgs-Elf, nahm damals die Siegertrophäe entgegen. Ein kurzer Augenblick des Glücks.

In der Progromnacht am 9. November 1938 zerstörten Nationalsozialisten das elterliche Geschäft an der Luisenstraße in Bochum. Gottschalk kam tags darauf in Gestapohaft in Oranienburg. Nach seiner Entlassung am 11. Dezember floh er mit seiner Frau und den Eltern in die Niederlande. Von dort wollte die Familie nach Südafrika auswandern. Nach der Besetzung der Niederlande wurde sie stattdessen von 1940 bis 1944 im Flüchtlingslager Westerbork interniert und im Oktober 1944 nach Auschwitz gebracht.

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Als Jude aus VfL-Vorgängerverein ausgeschlossen

Die Eltern von Erich Gottschalk, Adolf und Lina Gottschalk, wurden ebenso wie seine Frau Rosa und seine in Westerbork geborene Tochter Renée im KZ ermordet. Er überlebt als einziger seiner Familie den Holocaust und lebte bis zu seinem Tod 1996 in den Niederlanden. Fünf „Stolpersteine“, die der Künstler Gunter Demnig am 17. September 2013 an der Luisenstraße verlegte, erinnern an die Familie.

Die Rasenfläche im Dreieck Castroper Straße, Blumenstraße und Bahnstrecke heißt künftig Erich-Gottschalk-Platz. Sie wird benannt nach dem Kapitän des letzten deutschen jüdischen Fußballmeisters Hakoah Bochum.
Die Rasenfläche im Dreieck Castroper Straße, Blumenstraße und Bahnstrecke heißt künftig Erich-Gottschalk-Platz. Sie wird benannt nach dem Kapitän des letzten deutschen jüdischen Fußballmeisters Hakoah Bochum. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Der VfL Bochum hatte sich anlässlich seines 75. Geburtstags - 1938 fusionierten die Clubs Germania, TuS 08 und TV 1848 Bochum zum VfL - auch mit seiner Geschichte in der NS-Zeit beschäftigt. Zu der gehört, dass Erich Gottschalk als Jude aus einem der VfL-Gründungsvereine ausgeschlossen worden war. Eine Schüler-Gruppe der Erich-Kästner-Schule hatte 2013 versucht, die Familiengeschichte der Gottschalks zu rekonstruieren. Sie ist heute nachzulesen im Stadtarchiv und auf dessen Internetseite www.bochum.de/Stadtarchiv/Projekt-Stolpersteine.

Ehrung 25 Jahre nach dem Tod des Meister-Spielers

25 Jahre nach dem Tod von Erich Gottschalk hat die Bezirksvertretung Mitte in ihrer jüngsten Sitzung die Benennung der Grünfläche im Dreieck Castroper Straße, Blumenstraße und der dortigen Bahnstrecke nach dem Fußballer beschlossen. Das Stück Rasen wirkt zwar schmucklos. Aber es steht an einem authentischen Ort. In unmittelbarer Nähe stand das Vereinsheim der damaligen Meistermannschaft von Hakoah Bochum.

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Dem Platz nun einen Namen zu geben, „zielt auf die weitere Etablierung einer lebendigen Erinnerungskultur in Bochum ab“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. „Durch die exponierte Lage am Rande der Innenstadt und auf dem Reiseweg zahlreicher Fußballfans an Heimspieltagen des VfL Bochum 1848 darf von einer hohen Frequentierung des Platzes ausgegangen werden.“

Platz wird Teil eines Stelenwegs

Die Benennung der Fläche ist nur ein erster Schritt eines größeren Projekts. Der Erich-Gottschalk-Platz soll Teil des Stelenwegs der Evangelischen Stadtakademie werden. Außerdem plant Künstler Marcus Kiel, dort eine Gedenkinstallation aufzustellen – und das in Zusammenarbeit mit dem Fanprojekt Bochum. Das Projekt leitet Jugendliche an, sich mit Erinnerungsorten in Bochum zu beschäftigen.