Bochum. Am Bochumer Schwurgericht traf ein 28-Jähriger den Mann wieder, der seine Mutter getötet haben soll. Er ist sein Vater. Ein Familiendrama.

Am Montag hatte eine 28-jähriger Bochumer vor dem Schwurgericht wohl eine der schwersten Situationen seines Lebens bewältigen müssen. Er sagte aus im Prozess gegen seinen Vater (49). Dieser hatte gestanden, in seiner Wohnung am Laarkamp in Bochum-Wattenscheid seine Ehefrau (47) – die Mutter des Zeugen – getötet zu haben. Aus Eifersucht.

Aus der U-Haft heraus hatte der Angeklagte seinen Sohn kurz nach dem Verbrechen angerufen. Er habe eigentlich, sagte der 28-Jährige den Richtern, „mit dem Mörder meiner Mutter“ nicht sprechen wollen. Er habe ihn dann aber gefragt, wie er es getan habe. Antwort: „Ich habe sie erwürgt.“

„Sie wollten oder konnten auch nicht ohne einander“

Der Angeklagte zum Prozessauftakt am Schwurgericht Bochum.
Der Angeklagte zum Prozessauftakt am Schwurgericht Bochum. © Bernd Kiesewetter

Der Tat vorausgegangen waren jahrelange Eheprobleme. „Es waren immer schwierige Verhältnisse, aber sie wollten oder konnten auch nicht ohne einander“, sagte der Sohn, ein Werkstattleiter. „Es gab kein wirkliches Leben miteinander. Keine wirkliche Zärtlichkeit, keine Liebe.“ Alles sei anstrengend gewesen.

Am Abend des 18. November war die Dauer-Ehekrise endgültig eskaliert. „In einem günstigen Moment soll der Angeklagte, ein ehemaliger Baggerfahrer, seine Frau zu Boden geworfen, sich auf sie gekniet und mit der Hand den Hals gewürgt haben, bis sie bewusstlos war und starb. Gegen 1 Uhr rief er die Polizei an: „Ich möchte einen Mord bestätigen.“ Die Kripo fand in seiner Wohnung dann die Leiche.

Angeklagter aus Bochum trank große Mengen Alkohol

Der Alkohol spielte im Leben des Angeklagten eine übergroße Rolle. „Bier war wie Wasser“ für seinen Vater, sagte der Zeuge. Täglich. Hinzu kamen Amphetamine und viele Tabletten. Mehrfach war der Angeklagte wegen Angst-Depressionen und anderer psychiatrisch relevanter Störungen im Krankenhaus. Zuletzt war er Frührentner.

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Sein Vater sei zeitweise auf einem „Level“ gewesen, auf dem geistig nicht mehr viel zusammengegriffen habe. Er erzählte auch von Telefon-Stalking und einer Gaspistole, die der Angeklagte einmal gegen seine Mutter gerichtet habe: „Am liebsten möchte ich dich erschießen.“

Zeuge: Sein Vater hatte „Eifersuchtsfantasien“

Und er berichtete von „Eifersuchtsfantasien“ seines Vaters, die sich durch sein ganzes Leben gezogen hätten. Im Prozess hatte der Angeklagte gesagt, dass seine Frau „immer fremdgegangen“ sei. Dafür sieht der Sohn aber keinerlei Anhaltspunkte. Erst am Tag der Tat – da lebte das Ehepaar bereits getrennt – habe er erfahren, dass seine Mutter nun einen Freund gehabt habe.

Am Tag danach stand bei ihrem Sohn die Polizei vor der Tür: „Dann kam die Nachricht, dass es zu einem Unglück gekommen ist“, sagte er den Richtern.

Der Prozess wird fortgesetzt.