Bochum. Der Aufstieg des VfL Bochum ist vertagt. Doch enttäuscht sind die Fans, die am Sonntag am Stadion mitfieberten, nicht: „Dann eben nächste Woche!“

„Nicht schlimm. Dann eben in einer Woche!“ Patrick und Leon (beide 21) starrten bis zuletzt auf ihr Handy, glaubten an ein Last-Minute-Tor in Nürnberg, hofften, dass Paderborn noch den späten Ausgleich gegen Fürth schafft. Nix da. Der Aufstieg des VfL Bochum ist vertagt. Doch die Fans sind nicht verzagt.

Rund 200 Anhänger waren es, die sich am Sonntagnachmittag mit VfL-Schal, Hopfenkaltschale und (meist) mit Maske zur Castroper Straße aufmachten, allen Aufrufen der Stadt, des Vereins und der Polizei zum Trotz. Alle waren zuversichtlich, die Rückkehr in Liga 1 schon an diesem Wochenende bejubeln zu können. Alle hangen am Smartphone oder per Autoradio an den Lippen von Günther Pohl, der als Radio-Bochum-Reporter mutmaßlich Rekordeinschaltquoten einfuhr. Aber: Der Punkt im Frankenland reicht noch nicht zur blau-weißen Glückseligkeit.

Am Stadion kehrte schnell Ruhe ein

Ganz Bochum setzt nun auf den nächsten Sonntag (23.), auf das Saisonfinale gegen Sandhausen. „Ist eigentlich ganz geil“, sagt Patrick: „Dann können wir die Mannschaft hier in Bochum feiern.“ Showdown anne Castroper.

Die Polizei wird sich darauf einstellen. Nach dem Massenauflauf am Samstag waren am Sonntagnachmittag nach Schlusspfiff in der gesamten Innenstadt Polizeistreifen postiert. Ein Autokorso war angekündigt. Aber die Beamten konnten alsbald abziehen. Rund ums Stadion war schon gegen 18 Uhr wieder Ruhe eingekehrt.

Bei der Abfahrt nach Nürnberg wurde die Mannschaft des VfL Bochum am Samstag von rund 5000 Fans verabschiedet.
Bei der Abfahrt nach Nürnberg wurde die Mannschaft des VfL Bochum am Samstag von rund 5000 Fans verabschiedet. © WAZ Bochum

5000 Fans verabschiedeten die Mannschaft nach Nürnberg

Davon konnte tags zuvor keine Rede sein. Der Appell der Behörden und des Clubs, zu Hause zu bleiben und nicht zum Stadion zu kommen, war nahezu ungehört verhallt. „Irre“, „unglaublich“, „einmalig“, „mega“, „Gänsehaut pur“: In den sozialen Medien war das, was sich am Samstag rund um die Castroper Straße abspielte, Thema Nummer 1. Auf 5000 schätzt die Polizei die Zahl der VfL-Fans, die am frühen Nachmittag das Team bei der Abfahrt des Mannschaftsbusses nach Nürnberg verabschiedeten. Das gab’s in der wechselvollen Vereinsgeschichte des VfL noch nie.

Überrascht zeigte sich die Polizei, die sich angesichts der „frenetischen“ Menschenmassen in Zurückhaltung übte. Zwar seien „die Bestimmungen der Corona-Schutzverordnung massiv unterlaufen“ worden. „Auch das verbotswidrige Abbrennen von Pyrotechnik erschwerte die Situation, zumal zwei Tankstellen direkt an der Fahrstrecke liegen“, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Verstöße hätten aufgrund der Menschenmenge aber nicht geahndet werden können. „Die Auswertung von Videoaufnahmen dauert noch an.“ Zum Glück sei es nicht zu Personen- oder Sachschäden gekommen.

Autokorso soll nächsten Sonntag nachgeholt werden

Am Sonntag wiederholten Polizei und Stadt ihren Aufruf, „unseren derzeit schwersten Gegner Corona nicht aus den Augen zu verlieren und solche Massentreffen unbedingt zu meiden“. „Wir wissen genau, wie es euch aktuell ergeht. Auch wir würden liebend gerne unbedingt mit euch gemeinsam den Endspurt in der Saison 2020/21 bestreiten. Dennoch müssen wir uns weiterhin an die Hygienemaßnahmen und die Vorgaben seitens der Behörden halten“, bekräftigte der VfL.

Ob sich die Fans daran halten, wenn am kommenden Sonntag (23.) das Zittern ein Ende hätte und der direkte Aufstieg nach elf Jahren gelänge? Fraglich. „Am Samstag war schon die Hölle los, als die Mannschaft verabschiedet wurde. Was soll da erst passieren, wenn wir aufgestiegen sind?“, heißt es in der Fanszene, wo der für Sonntag geplante Autokorso nur als aufgeschoben gilt.

Nächtlicher Einsatz bleibt Ordnungshütern erspart

Ein womöglich komplizierter nächtlicher Einsatz bleibt der Polizei und dem kommunalen Ordnungsdienst erspart. Mit Spannung war erwartet worden, was sich am Stadionring ereignet, wenn die Mannschaft gegen Mitternacht als Aufsteiger aus Nürnberg ins Teamhotel am Stadion zurückkehren würde. Auch hier wurde mit zahlreichen euphorischen Fans gerechnet. Dabei gilt ab 22 Uhr die Corona-Ausgangssperre.

Die wäre am nächsten Sonntag wohl kaum von Bedeutung. Gegen 17.15 Uhr könnte es vollbracht und Bochum erstklassig sein.

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