Bochum/Fröndenberg. Die Kranzniederlegung der Bochumer Maischützen in Fröndenberg hat eine lange Tradition. Diesmal entfachte sie eine Debatte um Corona-Auflagen.

Als hätten sie es nicht schon schwer genug: Nach der erneuten Absage des Maiabendfestes sieht sich die Bochumer Maiabendgesellschaft mit Vorwürfen aus dem Kreis Unna konfrontiert. Im Fokus: die traditionelle Ehrung von Graf Engelbert III.

Mit einer Kranzniederlegung in der Stiftskirche in Fröndenberg gedenken die Bochumer Maischützen alljährlich des Stifters des Maiabendfestes. Die erste Zeremonie ist aus dem Jahr 1928 überliefert. Sie markiert stets den Auftakt zum wenige Tage später beginnenden Stadtfest, das auch in diesem Frühjahr wegen Corona ausfallen musste.

Maischützen in Fröndenberg: Foto mit Bürgermeisterin

Auf den Festakt in Fröndenberg mochten die Blaukappen nicht verzichten – natürlich ohne die sonst übliche 200-köpfige Delegation. Am 17. April machten sich der Vorsitzende Stefan Vahldieck, Junggesellenhauptmann Meiko Krämer und Björn Sauerland in Graf-Engelbert-Montur auf den Weg. Die Kranzniederlegung sei „unter strengen Hygienemaßnahmen“ erfolgt, um „die Tradition nicht einreißen zu lassen“, schreibt der Brauchtumsverein auf seiner Facebook-Seite.

Auf dem offiziellen Stadt-Foto ist neben der Bochumer Abordnung auch die Fröndenberger Bürgermeisterin Sabina Müller (SPD) zu sehen. “Verstieß ausgerechnet die Stadt gegen Corona-Regeln?“, wird seither in der 21.000-Einwohner-Gemeinde gefragt.

Kirchengemeinde als Veranstalter

Durften sich vier Personen, die deutlich erkennbar einer Tradition nachgehen, in der Stiftskirche zu diesem Akt treffen? Die Stadt prüfte den Vorgang. Ergebnis: Das Treffen war trotz Einhaltung der Masken- und Abstandspflicht möglicherweise nicht eindeutig durch die Corona-Regeln gedeckt. „Es kommt auf die Auslegung der Verordnung an“, so Stadtsprecherin Ulrike Linnenkamp.

Juristisch geht es um die Kernfrage, ob es sich um ein rein privates Treffen (damals noch mit bis zu fünf Personen erlaubt) oder eine Form von Versammlung oder Veranstaltung (nicht erlaubt) handelte. Am Mittwoch eine neue Entwicklung: Die evangelische Kirchengemeinde Fröndenberg-Bausenhagen war offiziell Veranstalter des Treffens in der Kirche, hieß es. Damit wäre der Festakt durch die Corona-Verordnung gedeckt gewesen. Zu diesem Zeitpunkt hätten Kirchen selbst Veranstaltungen für mehr als 50 Personen durchführen dürfen.

Brauchtumsverein bleibt gelassen

Der Zwist im Sauerland ist noch nicht ausgestanden. Die Bochumer Maischützen bleiben gelassen. „Wir sind in getrennten Autos angereist. Nach 15 Minuten war alles vorbei und wir sind wieder nach Hause gefahren. Wir haben alle Corona-Auflagen eingehalten“, versichert Stefan Vahldieck. Das gelte auch für den Mini-Umzug mit Eiche und Bollerwagen am vergangenen Samstag.

Der Verein blicke jetzt auf das Maiabendfest 2022. Wieder mit Kranzniederlegung in Fröndenberg. Dann hoffentlich ohne Corona-Debatte.