Bochum-Werne. Der Corona-Lockdown setzt vor allem der Gastronomie zu. Ein Wirt aus Bochum-Werne erzählt, wie er „durchkommt“ – und was ihn besonders schmerzt.
„Ein Interview? Gerne, nur nicht jetzt. Ich muss zum Markt, frischen Spargel holen“, sagt Torsten Dahlhaus und verschiebt das Gespräch um eine Stunde. Der 50-Jährige führt das Restaurant Stammhaus Abel an der Kreyenfeldstraße 96 in Bochum-Werne. Immer noch, und Corona zum Trotz. Schon zu Beginn der Pandemie schilderte der Wirt in der WAZ, was der Lockdown mit den Gastronomen macht. Nun, ein Jahr später, erzählt er, wie er „durchgekommen“ ist. Und was ihn besonders schmerzt.
Wirt aus Bochum sieht schwarz: Viele Gastronomen werden wegen Corona aufgeben
Es sei vor allem der Kontakt und Austausch mit den Gästen, der ihm fehle, sagt Torsten Dahlhaus. Und das belaste ihn sehr. Einfach mal wieder Gastgeber sein zu können, was gäbe er dafür! „Das vermisse ich total. Ich möchte wieder arbeiten, einfach mal an den Tisch kommen und mit den Gästen über Menüs quatschen. Oder eine Familienfeier besprechen ...“
Torsten Dahlhaus will nicht meckern und nicht jammern. „Meine Schwester sagt immer, sie bewundere mich dafür, wie ruhig ich bleibe. Doch es bringt ja nichts, sich aufzuregen.“
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Dabei gäbe es Gründe genug dafür, sagt Dahlhaus. Er sehe ja ein, dass gegen das Virus Maßnahmen ergriffen werden müssen. „Aber dann müssen diese auch einheitlich und vor allem erklärbar sein“, findet der passionierte Wirt und fragt: „Wieso dürfen Friseure öffnen, obwohl sie viel näher am Kunden sind als wir, die alle Hygienekonzepte entwickelt und eingehalten haben?“
Bochumer Gastronom kritisiert die Ungleichbehandlung
Und: „Wir mussten jeden Namen unserer Gäste penibel aufschreiben. Gehe ich aber einkaufen, werden meine Personalien nicht festgehalten.“ Dahlhaus will nicht falsch verstanden werden: „Ich bin froh für jeden Einzelhändler, für Baumärkte, für Friseure. Ich kritisiere nur die Ungleichbehandlung.“
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Dahlhaus sieht sich selbst noch in einer – den Umständen entsprechend – komfortablen Situation. „Wir sind ein Familienbetrieb, das Haus gehört uns.“ Er müsse sich keine Gedanken machen, wie er die Miete bezahlt bekommt. „Vielen Kollegen geht es aber deutlich schlechter. Ich kenne einen Kneipier, da ist der Vermieter keinen Cent runtergegangen von der monatlichen Miete.“
Keine Rücklagen mehr
Auch wenn das Stammhaus Abel die Corona-Pandemie überstehen werde: „Meine Rücklagen und die Altersvorsorge habe ich aufgebraucht“, sagt Wirt Torsten Dahlhaus. „Das darf ich mir mit meinen 50 Jahren jetzt alles neu aufbauen.“
Die November- und Dezemberhilfe vom Staat habe er bekommen. „Das hat geholfen.“ Ansonsten lebt Dahlhaus davon, dass der Außer-Haus-Service sehr gut angenommen wird. „Gerade an den Feiertagen.“
Er werde die Corona-Pandemie definitiv überleben, sagt Torsten Dahlhaus. „Aber viele andere Gastronomen werden nach dem Ende des Lockdowns nicht wieder aufmachen“, prophezeit er. „Ich selbst kenne schon zwei, die die Segel streichen werden. Mein Lieferant wusste auch von zweien zu berichten. Da werden noch einige Überraschungen auf uns zukommen.“ Dahlhaus räumt aber ein: „Nicht in jedem Fall wird eine Schließung allein mit Corona zusammenhängen. Einigen ging es ja auch vorher schon schlecht.“
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Als schlecht bezeichnet Torsten Dahlhaus auch die Aussichten für die Zeit „danach“. „Wenn Restaurants schließen, dann bleibt in der Gastronomie auch weniger Platz für Familienfeiern.“ Diese würden, wenn mit dem Impfen alles gut läuft, im Herbst auf die Gastronomen zukommen. „Kommunionen und Konfirmationen wurden ja verschoben. Das kann Probleme geben.“
Dahlhaus sieht sich dafür gewappnet. Die drei festen Mitarbeiter stehen immer noch in Lohn und Brot. Für März und April hatte er wieder Kurzarbeit angemeldet. „Was den Dreien an Gehalt fehlt, schieße ich dazu“, sagt Dahlhaus. Das habe er im Frühjahr 2020 auch so gehandhabt. „Sie gehören ja mit zur Familie.“