Bochum-Hamme. Für Hamme gibt es weniger Geld für Erneuerungen, als die Stadt Bochum beantragt hat. Welche Kritik und Wünsche äußern Bürger im Stadtteil?

Fast sieben Millionen Euro erhält Bochum vom Land NRW aus Fördermitteln des Stadterneuerungsprogramms. Der Stadtteil Hamme bekommt jedoch deutlich weniger Geld als von der Stadt beantragt. Statt 982.000 Euro gibt es jetzt nur noch 520.000 Euro. Wie ist die Stimmung in Hamme? Wir haben uns vor Ort umgehört. Die Meinungen zum Leben im Stadtteil sind bei der WAZ-Umfrage gespalten. Die Stimmung reicht von der Klage „hier gibt es ja nur Imbissbuden“, bis hin zum Wunsch nach mehr Grünflächen und einer besseren Infrastruktur. „Mehr kulturelle Einrichtungen“ wünschen sich sowohl junge Paare als auch Senioren. „Da ist noch Luft nach oben“, fasst ein Passant die Gestaltung des Stadtteils zusammen.

Mehr Veranstaltungen mit Kunst und Kultur und Fahrradwege gewünscht

Brice Tchiaga
Brice Tchiaga © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Brice Tchiaga kommt zwar nicht aus Hamme, verbringt aber viel Zeit im Stadtteil. „Ich bin Tanzlehrer und gebe hier in der Umgebung Tanzstunden. Hier im Viertel müsste es auf jeden Fall mehr Grün geben, mehr Pflanzen, vor allem an der Hauptstraße. Ich bin außerdem jemand, der viel Fahrrad fährt, das ist auf den Straßen in Hamme manchmal schwierig. Es müsste viel mehr Fahrradstationen und Fahrradwege geben, damit man sich im Verkehr sicherer fühlt.“

Noch etwas wünscht er sich: „Ich weiß nicht, inwieweit das möglich ist und Corona schränkt ja auch einiges ein. Aber mehr Veranstaltungen für Kunst und Kultur, zum Beispiel Straßenfeste, wären cool. Da ist bislang nicht viel los.“

Erst vor drei Tagen nach Hamme gezogen

Julia Klein
Julia Klein © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Julia Klein ist neu im Stadtteil. „Ich bin erst vor drei Tagen hierhin gezogen“, berichtet die 18-Jährige. „Das ist meine erste eigene Wohnung. Wichtig ist mir ein Bäcker in der näheren Umgebung, sonst bin ich hier in Hamme aber erst mal zufrieden. Was genau verbessert werden soll, kann ich daher noch nicht sagen, ich wohne ja erst seit kurzem hier. Aber mir ist schon aufgefallen, dass es bei mir in der Straße keine gelben Mülltonnen gibt, sondern wir alle zwei Wochen Müllsäcke rausstellen müssen. Das finde ich unschön. Trotzdem finde ich es schön, jetzt hier in einer eigenen Wohnung zu wohnen.“

Leute in der Nachbarschaft sind cool

Khaled Merhi
Khaled Merhi © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Khaled Merhi: Der 19-Jährige ist im Stadtteil Hamme aufgewachsen. „Mir fehlt hier eigentlich nichts, und ich fühle mich sehr wohl. Vor allem die Leute in der Nachbarschaft sind cool. Wir sind oft im Hammer Park, der ist hier um die Ecke, und wenn es nicht gerade Corona gäbe, würde ich viel mehr rausgehen. Es gibt hier in der Nähe ja auch den Club Prater, da gehe ich gerne hin, mit der Bahn ist man schnell da. Ansonsten fahre ich in die Innenstadt, das ist ja auch nicht weit. Außerdem gibt es hier super viele Möglichkeiten zum Einkaufen.“

Hamme - ein benachteiligtes Viertel

Matthias Klees
Matthias Klees © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Matthias Klees: „Hamme ist eigentlich ein normales, aber etwas benachteiligtes Viertel. Hier leben nun mal nicht die erfolgreichsten Leute. Mit einer reinen finanziellen Investition ist es jedoch nicht getan. So ein Viertel muss, wenn es sich verändern soll, das Gefühl bekommen, dass es plötzlich das Hauptthema ist. Da ist es mit einem Spielplatz nicht getan. Was fehlt, ist ein Platz für Ideen, zum Experimentieren für die Einwohner. Das wird nicht erreicht, indem man den Leuten irgendwas gibt, da ist eine andere Stimmung nötig. Vor allem Studierende verändern ein Viertel, daraus entsteht Kultur, zum Beispiel kleine Lokale. Wenn man aktuell aber ein Kulturbedürfnis hat, muss man in diese Richtung gehen“, sagt Klees und zeigt in Richtung Bochumer Innenstadt.

Hier ist alles in Ordnung

Ilaz Ademaj ist gerade mit Tochter Leona auf dem Weg zur Grundschule, um seine Kinder vom Unterricht abzuholen. „Hier ist alles in Ordnung“, meint er zu seinem Stadtteil „ich wohne hier gerne.“ Besonders schätzen er und seine Familie, dass ausreichend Spielplätze für die drei Kinder zur Verfügung stehen. Auch die Grundschule der älteren beiden Töchter ist fußläufig zu erreichen.