Bochum. SPD-Landtagsabgeordneter Serdar Yüksel bezieht in der Debatte um Corona und Migranten Stellung. Sein Vorschlag; „Kulturmittler“ in Stadtteilen.

„Kulturmittler“ sollen zusammen mit den Ordnungsbehörden dafür Sorge tragen, dass Menschen mit Migrationshintergrund umfassender und direkter über die Corona-Regeln informiert werden. Das schlägt der SPD-Landtagsabgeordnete Serdar Yüksel (47) vor, der als neuer SPD-Vorsitzende in Bochum nominiert ist.

Apotheker und Ärzte berichten, dass es unter Migranten verstärkt zu Corona-Ansteckungen komme. Das spiegele sich zunehmend in den Bochumer Praxen, Kliniken und auf den Intensivstationen wider. Zoubeida Khodr, Vorsitzende des Integrationsausschusses, bestätigt: „Wir versuchen, die Menschen anzusprechen, Doch das ist sehr schwierig.“ Vielfach fehle es in der Bevölkerungsgruppe an Aufklärung. Masken- und Abstandsregeln würden häufig missachtet. Die Impfbereitschaft sei minimal.

Corona in Bochum: „Grenze verläuft zwischen arm und reich“

Serdar Yüksel, Mitglied des Gesundheitsausschusses des Landtages, macht auf WAZ-Anfrage ein erhöhtes Corona-Risiko nicht an Nationalitäten und kulturellen Unterschieden, sondern am Sozialstatus fest. “Die Covid-19-Grenze verläuft nicht zwischen Deutsch und Nicht-Deutsch, sondern zwischen arm und reich.“ Nicht „der iranische Chefarzt aus Stiepel“ sei das Problem, sondern die Lebensumstände der Menschen in sozialen Brennpunkten, unabhängig von ihrer Herkunft.

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„Ärmere Menschen wohnen in beengten Verhältnissen, sind in gering bezahlten und häufig gesundheitsgefährdeten Tätigkeiten beschäftigt und haben einen schweren Zugang zur Versorgung und Information. All diese Faktoren spielen eine bedeutende Rolle für die Übertragungswahrscheinlichkeit“, so Yüksel und verweist auf die jüngsten Statistiken der Gesundheitsbehörden. Danach ist der Inzidenzwert im Bochumer Süden am niedrigsten, in Wattenscheid (über 200) und im Bezirk Ost am höchsten.

Infos auf Homepage reichen nicht aus

In den sozial benachteiligten Stadtteilen mit hohem Migrationsanteil müsse es gelingen, „die Menschen persönlich und direkt anzusprechen“, so der SPD-Politiker. “Kulturmittler“, etwa über Ehrenamtsagentur, könnten vor Ort leisten, was die Stadt über das Internet allein nicht schaffe.

Zwar listen die Gesundheitsbehörden auf www.bochum.de sämtliche Corona-Maßnahmen sowie Hygiene- und Verhaltensregeln in zehn Fremdsprachen auf, darunter Türkisch, Arabisch, Rumänisch und Bulgarisch. Es reiche aber nicht aus, „die Information einfach auf die Homepage zu packen“, so Yüksel. „Sie müssen direkt an die Menschen kommuniziert werden“ – etwa mit „Integrationsvorbildern, die in verschiedenen Sprachen spezifische Ansprachen leisten können“.