Bochum. Die Corona-Lage in Bochum spitzt sich zu. In einem Altenheim haben sich 19 Bewohner und Mitarbeiter infiziert. 40 Studenten sind in Quarantäne.
Die Corona-Lage in Bochum spitzt sich zu. Neben dem Ausbruch in einem Altenheim in Werne müssen in Querenburg 40 Studierende in Quarantäne ausharren. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist deutlich angestiegen. Der Chef des Katholischen Klinikums Bochum appelliert, schnellstmöglich die Corona-Notbremse zu ziehen.
„Es lief alles wie am Schnürchen“: So berichteten die Senioreneinrichtungen der Stadt Bochum (SBO) im Januar über eine Impfaktion in ihrem kurz zuvor eröffneten Altenheim an der Krachtstraße. 80 Bewohner und Mitarbeiter seien „reibungslos“ geimpft worden.
Corona in Bochum: Elf Bewohner zeigen leichte Symptome
In dieser Woche wurde bekannt: In der Einrichtung mit 80 Wohn- und zwölf Kurzzeitpflegeplätzen gibt es einen massiven Corona-Ausbruch. „13 Bewohner wurden positiv getestet. Zwei der Senioren – eine 86-jährige Frau und ein 74-jähriger Mann, der mutmaßlich schon vorher infiziert war – mussten ins Krankenhaus, wo sie leider verstarben“, erklärt SBO-Geschäftsführer Frank Drolshagen. Die elf weiteren Bewohner zeigten „keine bis leichte Symptome“.
Laut SBO waren die Senioren geimpft – anders als vier von sechs Mitarbeitern im Werner Seniorenzentrum, die gleichfalls positiv getestet wurden. „Zwei von ihnen haben leichte Symptome“, so Drolshagen, der die SBO-Impfquote bei den Bewohnern auf 90 und bei den Beschäftigten auf 70 Prozent schätzt. Die komplette dritte Etage des Altenheims dient jetzt als Quarantäne-Station. Dort herrscht vorerst Besuchsverbot.
Impfung schützt nicht vor Ansteckung
Der Corona-Ausbruch kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem laut Stadt nahezu alle 3500 Bewohner der Bochumer Altenheime und die meisten Mitarbeiter zweifach gegen Corona geimpft sein sollen. „Allerdings schützt eine Impfung nicht gegen die Erkrankung, sondern nur vor schweren Verläufen. Das ist ein großes Missverständnis“, betont Prof. Christoph Hanefeld, Geschäftsführer des Katholischen Klinikums. Auch bei mehreren eigenen Mitarbeitern sei es trotz Impfung zu Ansteckungen gekommen.
Akafö: Quarantäne für 40 Studenten
Damit sieht sich auch das Akademische Förderungswerk (Akafö) in Bochum konfrontiert. Ein Bewohner eines Studentenwohnheims an der Laerholzstraße wurde positiv auf Corona getestet. „Auf Anweisung des Gesundheitsamtes wurde das gesamte Stockwerk unter Quarantäne gestellt. Das betrifft rund 40 der 170 Bewohner. Es stehen noch einige Testergebnisse aus“, berichtet Akafö-Sprecher Jonathan Ludwig.
19 von 168 Intensivbetten sind noch frei
Nach Angaben des Intensivmediziner-Verbandes Divi sind aktuell 19 der 168 Intensivbetten in Bochum frei.
Die Zahl der Covid-Intensivpatienten (derzeit 25) steige deutlich an, während die Versorgung weiterer schwer Erkrankter, etwa nach Schlaganfällen, weiterlaufen müsse, schildert Klinikum-Chef Hanefeld. Das stelle die Krankenhäuser zunehmend auch vor personelle Probleme.
Das Katholische Klinikum hat reagiert. Vier Stationen im St.-Josef- und St.-Elisabeth-Hospital sowie in der Klinik Blankenstein werden vorerst geschlossen. Das Personal – rund 40 Beschäftigte – wird auf den Intensivstationen benötigt.
Laut Akafö ist es der dritte bestätigte Corona-Fall in den Bochumer Wohnheimen: „Bei 4500 Mietern eine gute Bilanz“, meint Ludwig. Vorsorglich und frühzeitig seien alle Gemeinschaftsräume in den Häusern gesperrt und ein zusätzlicher Putzdienst eingerichtet worden. Eine Ende 2020 gestartete Studie des Universitätsklinikums Bochum bescheinigt Studentenwohnheimen in einer Zwischenbilanz kein erhöhtes Corona-Risiko. An der Studie beteiligt sind auch Studenten an der Laerholzstraße.
Klinik-Chef: Was soll noch passieren?
In Bochum gibt es mit den jüngsten Sterbefällen im SBO-Heim inzwischen 194 Tote im Zusammenhang mit Corona. Binnen einer Woche ist die Inzidenz von 91 auf mehr als 130 gestiegen. Knapp die Hälfte aller Neuinfektionen ist auf die britische Virus-Mutante zurückzuführen, die sich gerade in den vergangenen Tagen ausgebreitet hat. Hinzu kommen inzwischen zwei Fälle der nochmals gefährlicheren brasilianischen Mutation P.1.
Als „zunehmend bedrohlich“ schätzt Christoph Hanefeld die Situation auf den Bochumer Intensivstationen ein. Die Covid-Patienten seien durchschnittlich 58 Jahre alt. „Was soll noch passieren, damit entschlossen gehandelt wird?“, fragt der Chef des Katholischen Klinikums und mahnt sofortige Maßnahmen zur Eindämmung des Virus an.