Bochum-Hiltrop. Oft knallt es zwischen Rad- und Autofahrern auf der Hiltroper Straße in Bochum. Die Radwende will ein friedliches Miteinander – und Tempo 30.
Auf der Hiltroper Straße muss sich was tun. Dieser Meinung ist die Radwende Bochum bereits seit eineinhalb Jahren. So lange schon fühle man bei der Stadt Bochum vor. Bisher ohne Erfolg. Die jüngsten Ereignisse auf der Hiltroper Straße – Nötigung einer Radfahrerin, Unfall einer anderen Radfahrerin – haben die Aktivisten nun dazu bewogen, ihre Anstrengungen noch einmal zu intensivieren. Denn auf der engen und stark frequentierten Straße knalle es zwischen Radfahrern und den motorisierten Verkehrsteilnehmern ziemlich oft.
Bochum: Gefahrenstelle Hiltroper Straße – Radfahrer wollen mehr Aufklärung und Tempo 30
„Müssen wir denn erst ein weißes Fahrrad für einen Todesfall aufstellen, damit hier etwas passiert?“, fragt Carsten Krinke von der Radwende. Ihm und seinen Mitstreitern gehe es nicht darum, „die Wutfront weiter auszubauen“. Man wünsche sich viel eher Verständnis und gegenseitige Rücksichtnahme, „ein friedliches Miteinander“. Und zwar auf der Straße. Denn diese dürfen die Radfahrer ebenfalls nutzen.
Dass wüssten nur die wenigsten, sagt Carsten Krinke, der sich von motorisierten Verkehrsteilnehmern ebenfalls häufig genötigt sieht. „Autofahrer bremsen mich ab und belehren mich dann, ich müsse den Radweg benutzen.“ Doch das stimme auf weiten Teilen der Hiltroper Straße nicht. Das runde blaue Fußgängerschild mit weißen Zusatzschild „Radfahrer frei“ darunter bedeute nämlich nicht, dass man den Gehweg nutzen muss – man darf.
Vorwurf an die Stadt Bochum: Alle 100 Meter eine neue Regelung für Radfahrer
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Für zusätzliche Verwirrung sorge die Beschilderung entlang der Hiltroper Straße, sagt Klaus Kuliga vom ADFC, der Mitglied des Bündnisses „Radwende Bochum“ ist. Auf der einen Seite hoch nach Hiltrop sei es einheitlich geregelt, dort dürfen Radfahrer den Gehweg befahren.
Aber auf der gegenüberliegenden Seite zwischen Kreisel Dietrich-Benking-Straße und VfL-Trainingszentrum herrsche das reine Chaos. „Alle 100 Meter gibt es da für Radfahrer eine andere Regelung: Mal ist ein Radweg benutzungspflichtig, dann wieder nicht, und zwischendurch gilt die Regel von der anderen Seite – immer im bunten Wechsel“, kritisiert Kuliga.
Auf der Hiltroper Straße selbst sei es für Radfahrer gefährlich, weil kaum ausreichend Platz da sei, um überholt zu werden. Ex-Polizist Rolf Böhm, der bis vor ein paar Jahren noch selbst in der Direktion Verkehr voll im Thema war, erinnert an die Unfallstatistik: „Die Anzahl der verunglückten Radfahrer ist von 2019 auf 2020 um 28 Prozent angestiegen. Seit 2016 hat sich die Zahl insgesamt verdoppelt.“ Die Hiltroper Straße sei eine Hauptverkehrsader, „da muss eine sichere Radverkehrsführung her“.
Bündnis vieler Vereine
Die Radwende Bochum ist ein Bündnis vieler örtlicher Vereine. Mitglieder sind u.a. der ADFC, Greenpeace, der BUND, Fridays for Future, der Arbeitskreis Umweltschutz und auch der Naturschutzbund (NABU). „Wir haben ein Bündnis gegründet, weil wir gerne Rad fahren und uns mit den schlechten Bedingungen in Bochum nicht mehr abfinden“, heißt es auf der Internetseite www.radwende-bochum.de .
Eine Idee dafür hat die Radwende durchaus: Kein Radweg, dafür aber Tempo 30. Und durchweg die Erlaubnis für Radfahrer, den Gehweg mit zu nutzen. Hinzu werden spezielle Schilder empfohlen, die die Verkehrsregeln eindeutig erklären. All dies wollen die Aktivisten gerne an einem Runden Tisch mit Verwaltung und Politik besprechen, damit Bewegung in die Angelegenheit kommt.
Bei Bezirksbürgermeister Henry Donner (SPD) rennt die Radwende damit offene Türen ein. „Tempo 30 halte ich grundsätzlich für möglich. Die Hiltroper Straße ist ja keine Vorbehaltsstraße. Und sie hat ihre Gefahrenstellen.“
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Darauf weise auch die Bezirksvertretung Nord schon länger hin. Donner: „Die Straße muss entschärft werden. Sie kann nicht so bleiben, wie sie ist. Alle Verkehrsteilnehmer und auch die Anwohner müssen hier zu ihrem Recht kommen.“ Dabei geht es ihm vor allem darum, möglichst viel Verkehr von der Straße zu halten. Wie das am besten geht, und wie es für alle guten Lösungen geben kann, könne in der Tat gut an einem Runden Tisch besprochen werden.