Bochum. Der Australier Daniel Belavy forscht an der Hochschule für Gesundheit in Bochum zu Rückenschmerz. Er sagt: „Sitzen ist kein Risikofaktor.“
Aus dem australischen Sommer ging es für Prof. Daniel Belavy Ende Januar tausende Kilometer weit ins verschneite Bochum. Seitdem ist er Professor für Physiotherapie an der Hochschule für Gesundheit (HSG) in Bochum. Das Spezialgebiet des Forschers sind Rückenschmerzen – er will Interventionsmöglichkeiten optimieren und Diagnostik sowie Versorgung verbessern.
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„Künftig werde ich mich vorrangig der klinischen Forschung innerhalb der muskuloskelettalen Physiotherapie widmen, also insbesondere im Bereich der Rückenschmerzen“, sagt Belavy, der seit 2003 das Thema Wirbelsäule erforscht. „Rückenschmerzen sind ein großes Thema für die Gesellschaft und gleichzeitig ein sehr schwieriges. Die Behandlung ist nicht einfach, weil es für die überwiegende Mehrzahl der Fälle keine perfekten Behandlungsmethoden gibt“, so der Australier. Er will herausfinden, welche Methoden am besten wirken und wie sie individuell zugeschnitten werden können.
Bochumer Professor hat mit Anfang 40 neun Doktoranden betreut
Mit seiner Familie lebt er seit rund zwei Monaten in Bochum. Ein paar Mal war er zuvor schon hier, der erste Eindruck der Stadt im Ruhrgebiet ist ganz gut – auch wenn es Corona-bedingt schwieriger sei, Bochum richtig kennenzulernen. Australien sei schön, der Alltag dort jedoch oft härter. „Die Familienfreundlichkeit in Deutschland ist einfach stärker“, sagt er. Er fühlt sich wohl und möchte sich mit seiner Familie hier etablieren.
Zu den ersten beruflichen Schritten an der HSG sagt er: „Ich habe verschiedene wissenschaftliche Ziele, die ich angehen möchte. In Melbourne hatte ich meine Arbeitsgruppe, das möchte ich hier vor Ort auch aufbauen“, so Belavy. Dafür sollen Doktoranden in seine Gruppe kommen. Bis heute hat der Australier bereits neun bis zum Abschluss ihrer Promotion betreut, obwohl er selbst erst Anfang 40 ist. „Ich bin ehrgeizig“, meint Belavy.
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An der Hochschule für Gesundheit wird Belavy eine Arbeitsgruppe im Bereich der den Bewegungsapparat betreffenden Physiotherapie leiten. Außerdem lehrt er im Bachelor-Studiengang Physiotherapie sowie Masterstudiengang Physiotherapiewissenschaft.
Hochschule für Gesundheit profitiert von Kontakten nach Australien
„Mit seinen bisher über 110 Veröffentlichungen in internationalen Fachzeitschriften und bis dato mehr als 1,5 Millionen Euro eingeworbenen Drittmitteln ist Herr Prof. Belavy ein ausgesprochen forschungsaktiver Kollege, der sich an der Hochschule für Gesundheit und insbesondere im Department für Angewandte Gesundheitswissenschaften ausgezeichnet in Lehre und Forschung einbringen wird“, erklärt Dekan Prof. Sascha Sommer. Auch über die bestehenden Kontakte nach Australien freue sich die Hochschule, ergänzt Physiotherapie-Professor Christian Grüneberg.
Rückenschmerzen – seit Beginn der Corona-Pandemie ist das bedingt durch Home-Office für viele ein Thema. Doch: „Sitzen ist kein Risikofaktor für Rückenschmerzen“, macht der Experte deutlich. Zwar könne es durch viele Stunden am Schreibtisch beispielsweise zu Schmerzen und Steifigkeit in Nacken oder Schulter kommen, es sei aber für die Wirbelsäule an sich nicht zwingend schlimm, lange zu sitzen. „Im Sitzen tritt in der Regel keine Verletzung auf,“ ergänzt Belavy. Die Risikofaktoren für Rückenschmerzen sind vielfältig. „Ursache können psychische Erkrankungen sein oder unter anderem die familiäre Veranlagung“, erklärt Belavy.
Bewegung hilft, Rückenschmerzen vorzubeugen
Es gebe aber Möglichkeiten, vorzubeugen. Belavy: „Es hilft, körperlich aktiv zu werden. Sport und körperliche Aktivität wirken vorbeugend bei Rückenschmerzen.“ Auch ein gesunder Lebensstil trage zu einem schmerzfreien Rücken bei – und habe gleichzeitig natürlich viele andere positive Folgen. Schweres Heben sei durchaus in Ordnung und führe nicht direkt zu Rückenproblemen. Nur regelmäßig sei es „wahrscheinlich“ ein Risikofaktor, so Belavy.