Wattenscheid-Westenfeld. Der prämierte Autor und Produzent Senol Güngör aus Wattenscheid hat drei neue Projekte in Planung – es geht vor allem um sozialkritische Themen.

Viel Zeit zum Schreiben, drei Filme in Arbeit: Der Wattenscheider Autor und Produzent Senol Güngör (58) setzt bei seinen neuen Projekten erneut auf Themenschwerpunkte, die keine leichte (Film-)Kost darstellen sollen: Zwangsehe, Rassismus, Vorurteile, Krieg, Integration, Generationenkonflikte. Genügend Material liegt vor, die Umsetzung und Verfilmung hat teils begonnen, nur die Fortsetzung ist aktuell ungewiss.

Film über Solingen 1993

Mit seinem Kurzfilm „Solingen 1993“ gewann Güngör 2019 den „Deutschen Generationen Filmpreis“. Gemeinsam mit Regisseur Ömer Pekyürek wurde 2020 bereits der Kurzfilm „Der Freund“ nachgelegt. Das Team scheint sich eingespielt zu haben: erneut ist es Pekyürek, der Güngörs Drehbuch inszeniert und mit ihm zusammen „Jasmin – das syrische Mädchen“ verfilmt.

Erste Szenen abgedreht

Die ersten Szenen konnten noch in Duisburg abgedreht werden. Güngör hat daraus einen Teaser geschnitten und diesen auch auf YouTube veröffentlicht: „Die Dreharbeiten mussten wir jedoch wegen Corona wieder unterbrechen. Wir hoffen, bald weitermachen zu können.“ Einen genauen Termin gebe es dafür noch nicht.

Als Jugendlicher im Stahlwerk in Essen-Steele

Senol Güngör folgte seinen Eltern 1980 als 17-Jähriger aus seiner türkischen Heimat Çorum nach Essen-Steele, wo er in einem Stahlwerk arbeitete.

Mittlerweile sagt der Wattenscheider: „Die Türkei ist für mich wie ein Urlaubsland. Hier in Deutschland fühle ich mich frei, kann schreiben und politisch arbeiten.“ Finanziert werden Güngörs Film-Projekte meist durch „Kulturbüros und andere Sponsoren“, erklärt der Wattenscheider Autor.

Im Drama wird das junge syrische Mädchen Jasmin auf einem Autobahn-Rastplatz in Deutschland „vorgefunden“. Dort habe sie nach ihren Eltern gesucht. Mutter und Vater sollen an der Grenze abgewiesen und zurück ins Kriegsgebiet geschickt worden sein. In Deutschland kommt die Nachricht an, dass die Eltern dort wohl verstorben seien. Jasmin wird von einer deutschen Familie aufgenommen, in der sich Tochter Emma direkt um die junge Syrerin kümmert.

Das schwarze Schaf

Den fertigen Kurzfilm möchte Güngör mit seiner Produktionsfirma „Ruhrpott International Film“ in der Zukunft im Rahmen von Kurzfilmtagen im Kino präsentieren. Das weitere Jahr ist zudem schon durchgeplant, erzählt der Wattenscheider: „Im dritten Quartal möchte ich ‚Kara Koyun - Das schwarze Schaf‘, ebenfalls ein sozialkritisches Drehbuch, verfilmen. Themenschwerpunkte sind hier die Kontraste zwischen Alt und Jung, Vorurteile und vor allem Zwangsheirat.“

Zusammenarbeit mit Regisseurin

Für das neue Projekt möchte er „mit der Regisseurin Bahar Ebrahim aus Köln“ zusammenarbeiten. Teil von Filmen und Drehbüchern ist auch immer Hoffnung. Die gegebene Schwere bei Themen wie Krieg, Verlust, Flucht, Ablehnung und Zwangsheirat soll durch einen Lichtschimmer ergänzt werden. Das war schon beim prämierten Kurzfilm „Solingen 1993“ Güngörs Ansatz: „Ich wollte Ängste nehmen, bin für das Zusammenleben und Integration.“ Unbestritten, dass es dazu in Wattenscheid-Mitte sehr große Probleme gibt.

Ebenfalls noch 2021 soll ein weiteres Drehbuch verfilmt werden: „Haydi Bitteschön“ plant Güngör im vierten Quartal ein. Ob die weiteren Projekte wie geplant umgesetzt werden können, wird sich zeigen. Güngör arbeitet in seiner Wattenscheid Heimat weiter an seinen Drehbüchern, die er „zumeist in Romanform“ schreibt. Gedreht wird meist in der „unmittelbaren Umgebung“: in Wattenscheid, Bochum, Gelsenkirchen, Essen, Duisburg und auch Dortmund.