Bochum. 40 Jahre nach ihrer Gründung meldet sich die Band mit einer CD-Box zurück. Als Frontmann bestach der damals völlig unbekannte Jochen Malmsheimer.

Dies ist die Geschichte von vier jungen Burschen und einem Latein-Lehrer, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, die Blues-Musik in die Welt zu bringen: Die Band, die sie 1981 im Schulkeller des Gymmasiums am Ostring gründeten, trug den markanten Namen Vatermörder – und es dauerte nicht lang, bis das halbe Ruhrgebiet in langen Partynächten zu ihrer Musik tanzte. Vatermörder hatte einen Ruf wie Donnerhall.

40 Jahre später ist die Band längst Geschichte. Im Jahr 1995 endgültig aufgelöst, existiert sie heute nur noch in der Erinnerung vieler, die gern an die gute alte Zeit zurückdenken. Auch die ehemaligen Bandmitglieder sind mittlerweile zu Herren im besten Alter gereift. Ihre wildbewegte Vergangenheit lässt sie dennoch nicht los: „Vor allem hat es uns immer geärgert, dass es außer zwei Stücken nie irgendwelche Veröffentlichungen von uns gab“, erzählt Philipp Gräsel.

Wunderbare Box zum runden Geburtstag der Kult-Band

Das wird jetzt anders: Pünktlich zum runden Geburtstag erscheint eine wunderbare Box mit CD und DVD, mit uralten Videos aus der Zeche Mitte der 1980er (mitsamt Soundcheck) und nie gehörten Audioaufnahmen aus dem ehemaligen Rhein-Ruhr-Film-Tonstudio in Bochum. Ein Fest für Fans!

Anno 1981 bestand die Urbesetzung der Vatermörder aus Philipp „Guitarbabe“ Gräsel (Gitarre, Gesang), Jasper „Schrömmel“ Lüke (Bass), Ernst-Herbert „Bufti“ Buchholtz (Gitarre), Ludger „Bam Bam“ Simon (Gesang, Schlagzeug) – und einem gewissen Jochen Malmsheimer als Frontmann. Der damals völlig unbekannte Malmsheimer entdeckte hier sein immenses Talent als Alleinunterhalter. Heute zählt er zu den bekanntesten Kabarettisten Deutschlands. „Er hatte schon damals eine unwahrscheinliche Bühnenpräsenz“, sagt Ludger Simon. „Mit welchen Witzen und Sprüchen er die Pausen zwischen den Songs überbrückte, das war sagenhaft.“

"Im Probenraum den Arsch abgespielt"

Was aus einer tiefen Begeisterung für den Film „Blues Brothers“ und fürs berühmte Rockpalast-Konzert von Johnny Winter entstand, entwickelte sich für die Ostring-Freunde und ihren jazzverliebten Lehrer Buchholtz schnell zu einem ernsthaften, ambitioniert betriebenen Musikprojekt. „Wir haben uns im Probenraum den Arsch abgespielt“, erzählt Gräsel. Bei ihrem ersten Auftritt im Januar 1982 in der Pausenhalle am Ostring lief sprichwörtlich das Wasser die Wände herunter.

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Die Vatermörder fanden schnell einen unverwechselbaren Stil. Gern mit schwarzem Anzug, Schlips und Sonnenbrille ausgestattet, erinnerten ihre Auftritte oft an ihre Vorbilder: von den Blues Brothers bis ZZ Top. Sie waren weit über das Ruhrgebiet hinaus bekannt, spielten im Sauer- und im Münsterland. Ein Auftritt führte sie gar nach Paris.

"Manchmal haben wir für ein paar Bier gespielt"

Dabei stand der Spaß stets im Vordergrund, ernsthafte Karrierepläne in der Musikbranche verfolgte niemand. Auch mit dem Management nahmen es die Vatermörder oft nicht so genau: „In manchen Clubs haben wir für ein paar Bier gespielt, bis uns mal einer sagte, dass wir dafür auch Geld nehmen können“, sagt Gräsel schmunzelnd. „Wir haben nachts gerockt und sind danach zum Frühstück ins Café Sachs. So ging das oft.“

Heute blicken sie etwas wehmütig, aber auch stolz auf die schöne Jugendzeit. Ein Comeback auf der Bühne schließen sie aus, zumal drei Bandmitglieder (Jasper Lüke, Olaf A. Feierfeil und Christoph Berndt) schon verstorben sind. „Unser Schlüssel war die Spielfreude“, fasst es der Schlagzeuger Norbert Laubenstein zusammen. „Bestimmt waren andere Bluesbands versierter als wir. Aber wir hatten einfach Bock drauf, und das haben die Leute gemerkt.“

Info: Hier gibt‘s die Vatermörder-Musikbox

Pünktlich zum 40-jährigen Bestehen der Vatermörder ist unter dem Titel „Überkleben verboten“ eine Box mit CD und DVD erschienen. Darin: alte Live-Aufnahmen etwa vom zehnten Geburtstag der Zeche und vom Finale des Ruhr-Rock-Festivals.

Die Aufnahmen sind von alten VHS-Kassetten gerettet worden. Die Box kann für 12 Euro inklusive Versand bestellt werden unter vatermoerder@t-online.de