Wattenscheid-Höntrop. Die Waldbühne muss erhalten werden – einhellige Meinung in der Bezirksvertretung Wattenscheid. Es gab teils heftige Kritik an der Stadt Bochum.
Die Bezirksvertretung Wattenscheid befasste sich am Dienstag in einer teilweise hochemotional geführten Debatte intensiv mit dem Thema Südpark-Waldbühne. Ihre Befürchtung: Der Waldbühne drohe das Aus. Denn was die Stadtverwaltung Bochum im Vorfeld und recht kurzfristig vorgelegt hatte, sorgte bei Fraktionen, Bürgern und dem Verein Kolping-Waldbühne Höntrop e.V. für Erstaunen und großen Unmut – demnach sollen die Sanierungskosten bis zu 3,4 Millionen Euro betragen. Allerdings ohne der Politik und dem Waldbühnen-Verein Gutachten und eine detaillierte Kostenaufstellung vorzulegen.
Stadt Bochum soll Gutachten und Kostenplan vorlegen
Bereits im Sommer 2020 hatte der Bochumer Stadtrat auch vor dem Hintergrund von über 3000 Bürger-Unterschriften einhellig beschlossen, dass die Waldbühne – seit Jahrzehnten bekannt und beliebt vor allem durch die Märchenspiele der Kolpingspielschar Höntrop und der Volksbühne Wattenscheid im Sommer – saniert werden soll. Und dafür eine Million Euro bereit gestellt. Viel Geld, das plötzlich aber offenbar nicht mehr reicht. Denn die Stadt Bochum kommt selbst bei der kleinen Variante jetzt auf 2,36 Millionen Euro.
Die Stadt Bochum hatte die Spielstätte im November 2019 überraschend geschlossen, nachdem der Verein Kolping Waldbühne als maßgeblicher Betreiber diese zuvor dank Spenden von fast 40.000 Euro und ehrenamtlichem Engagement in Schuss gebracht hatte.
Zahlen vorlegen und Dialog suchen
Kulturdezernent Dietmar Dieckmann und Ulrich Taruttis (Zentrale Dienste der Stadt Bochum) erläuterten in der Bezirksvertretung Wattenscheid die Position der Stadt Bochum. Mit Bildern, die den maroden Zustand der Spielstätte untermauern sollen: von Sitzbänken über Treppenanlage und Dachkonstruktion, Holzschuppen und sanitäre Anlage bis Strom- und Wasserleitung. Und es fehle ein Blitzschutz. Da stellte sich für viele Bezirksvertreter die Frage, wie denn die Waldbühne über Jahrzehnte unter Aufsicht der Stadt Bochum so betrieben werden konnte.
Fazit der Stadt bisher: Ein Neuaufbau (nach Abriss großer Teile) sei eigentlich billiger als eine Sanierung. Das Aufstellen von Containern für Kiosk, Toiletten etc. schlage mit jeweils rund 25.000 Euro zu Buche. Viele Zahlen und Angaben, zu denen der Bezirksvertretung allerdings keine schriftliche, detaillierte Kostenaufstellung vorliegt. Und dies fordert sie nun, denn der Erhalt der Waldbühne habe für Wattenscheid einen sehr hohen Stellenwert, wie Gerd Kipp (CDU), Hans-Josef Winkler (UWG/Freie Bürger), Sonja Lohf (Grüne), Rolf Heyer (FDP), Wolfgang Rohmann (SPD) und Kristina Rüdiger (Linke) betonten.
Weitere Gelder für Südpark-Waldbühne nötig
Etatberatungen stehen im Herbst an, dafür gelte es fraktionsübergreifend Mittel einzuwerben, so Bezirksbürgermeister Herzog (SPD). Die Nachfrage von Hans-Josef Winkler, ob dann im Sommer 2022 Baustart sein könnte, bejahte Ulrich Taruttis. Ein verstärkter Dialog mit dem Waldbühnen-Verein soll stattfinden.
Doch das Thema Waldbühne ging noch weiter. Dietmar Dieckmann erläuterte Überlegungen der Stadt, dass eine ganzjährige Bespielung der Waldbühne angedacht sei, etwa auch mit Sprechtheater. Rolf Heyer (FDP) dazu: „Dann wäre das ja auch eine gesamtstädtische Aufgabe, den Erhalt dieser Spielstätte dafür zu finanzieren.“
Freilichtbühne als Alternative
Als Alternative für die beliebten Märchenspiele 2021 – falls Corona es zulässt – steht jedenfalls erstmal die Freilichtbühne Wattenscheid bereit. Dafür stehen laut Dieckmann rund 40.000 Euro bereit.