Bochum. Die Corona-Pandemie reißt Löcher in die Kasse des VfL Bochum. Als Folge wird ein VIP-Bereich im Ruhrstadion geschlossen. Die Politik ist am Ball.

Pils und Currywurst, aber kein Chichi – für VfL-Bochum-Fans, die sich ein oder zwei Mal pro Saison etwas gönnen wollten, war der „Morrizz“ im Ruhrstadion ein beliebter Treffpunkt. Die Betonung liegt auf „war“. Der vermutlich älteste VIP-Treff in einem deutschen Fußballstadion ist Geschichte. Die Fiege-Lounge ist und bleibt geschlossen.

„Auch im Falle einer Teilzulassung von Zuschauern in der laufenden Saison wird der Bereich nicht mehr geöffnet“, teilt die Stadt Bochum als Eigentümerin des Stadions auf Anfrage mit. Dem Pächter VfL Bochum, der Vertrag läuft bis zum 30. Juni 2026, fehlten derzeit die Mittel für die dringend notwendige Sanierung der Räume auf der Nordtribüne. „Die anhaltende Covid-19-Krise hat leider alle geplanten Budgets des Vereins im siebenstelligen Bereich aufgebraucht“, heißt es im Protokoll des Sportausschusses vom 5. März.

VfL Bochum schließt VIP-Bereich „Morrizz“ im Ruhrstadion

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Das Sanierungskonzept für den aus der alten Geschäftsstelle hervorgegangenen VIP-Bereich sah neue Brandmelde- und Lüftungsanlagen und Toiletten vor. Auch die Elektroverteilung und das Mobiliar sollten erneuert werden. Alles in allem wären Kosten in Millionenhöhe entstanden. „Die Verantwortlichkeiten sind zwischen der Stadtverwaltung und dem VfL Bochum klar geregelt. Danach ist für diesen Bereich allein der VfL Bochum zuständig“, so die Stadt.

„Nach eingehender Prüfung“ sei kein „wirtschaftlichen Betrieb“ des Bereichs mehr möglich, heißt es beim VfL. „Der VfL Bochum 1848 ist dabei, Alternativlösungen zu erarbeiten“, teilte VfL-Sprecher Jens Fricke mit.

Sportausschuss lehnt Dringlichkeitsantrag der AfD ab

Die AfD-Ratsfraktion brachte zum Erhalt des „Morrizz“ am 12. März gar einen Dringlichkeitsantrag in den Sportausschuss ein. „Bei dem momentanen Tabellenstand ist es nicht unwahrscheinlich, dass der VfL Bochum nach über zehn Jahren wieder erstklassig spielen kann. Eine Schließung würde weniger Einnahmen für den VfL bedeuten, zudem wäre es für das Ansehen eines möglichen Erstligavereins nicht förderlich“, begründete Christian Krampitz den Vorstoß.

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SPD, Grüne, CDU, Linke, FDP, Die Partei& Stadtgestalter lehnten die Dringlichkeit des Antrags indes ab. „Wir geben so viel Geld für andere Sachen aus, hier könnte die Stadt vielen VfL-Fans Gutes tun. Wir werden den Antrag im Mai erneut einbringen“, kündigt Krampitz an.

Fiege-Brauerei besitzt Namensrechte seit 2016 nicht mehr

Ruhrstadion wird kontinuierlich modernisiert

Stadt und VfL Bochum modernisieren das Ruhrstadion kontinuierlich. Erst vor wenigen Wochen wurde aus Sicherheitsgründen die Zuwegung hinter der Osttribüne verbreitert.

Die Sanierung der Toiletten in den Blöcken D, I, M und O soll bald abgeschlossen sein.

Noch in diesem Jahr soll mit dem Neubau einer Toilette im Block E1 begonnen werden, um die derzeit dort genutzte Container-Lösung abzulösen.

Nach Ausrichtung der Ruhrgames im Juni wird vor der Saison 2021/ 2022 der Rasen im Ruhrstadion ausgetauscht.

Hilfe vom eigentlichen Namensgeber des „VIP-Treff Nordtribüne“ ist nicht zu erwarten. „Unsere Brauerei verfügt schon seit 2016 nicht mehr über die Namensrechte für diesen Fantreff“, so Carla Fiege. Die seit 2001 bestehende Partnerschaft zwischen Fiege und dem VfL wurde zuletzt 2016 bis 2021 verlängert.

Wie es weitergeht, ist offenbar noch nicht geregelt. Carla Fiege: „Die Partnerschaft ist für beide Seiten eine sehr besondere. Es werden – wie immer – konstruktive Gespräche bezüglich der weiteren Zusammenarbeit geführt. Sobald es Ergebnisse gibt, werden der VfL und Moritz Fiege diese verkünden.“

VIP-Ticket garantiert Platz auf der Tribüne und Flatrate für Essen und Trinken

Auch wenn die Spiele des VfL, zum Beispiel Montagabend in Düsseldorf (Anstoß 20.30 Uhr), derzeit ohne Fans stattfinden, wird im Hintergrund natürlich an der möglichen Erstliga-Zukunft gearbeitet. Der Verkauf von VIP-Karten spielt eine wichtige Rolle im Budget des Profiklubs. Rund 120 Euro kosteten die Tickets für den „Morrizz“ - inklusive Sitzplatz auf der Haupttribüne und Flatrate für Essen und Trinken.

50 Karten mit Zugang zum Morrizz waren zuletzt auch für Repräsentanten der Stadt reserviert. Genutzt wurden diese vom Verwaltungsvorstand, Mitgliedern des Sportausschusses, der Ratsfraktionen und Abgeordneten in Bund und Land.

Stadtwerke Bochum zahlen für Namensrechte jährlich eine Million Euro

Unberührt von dieser Entwicklung ist die Stadtwerke-Lounge unter dem Dach des Ruhrstadions. Der Vertrag zwischen VfL und dem örtlichen Energieversorger läuft bis zum Ende der Saison 2022/23. Nach WAZ-Informationen wurde er 2019 bei gleichen Konditionen verlängert. Die Stadtwerke zahlen demnach rund eine Million Euro jährlich für die Namensrechte an dem VIP-Bereich.

Neue Millionen für den Spitzensport in Bochum und Wattenscheid „Die Regelungen gelten gleichermaßen sowohl für die 2. als auch für die 1. Bundesliga“, teilte Stadtwerke Sprecher Kai Krischnak auf Anfrage mit. „Für die geringeren Werbeleistungen während der Corona-Pandemie haben wir – wie in der Branche üblich – Kompensationsleistungen mit dem VfL Bochum vereinbart.“

Dietmar Spohn, Sprecher der Geschäftsführung: „Wir drücken dem VfL Bochum die Daumen, dass er die kommenden Spiele für sich entscheiden kann und der Aufstieg gelingt. Wir sehen unser Engagement im Spitzensport nachhaltig und haben auch in schwierigeren Zeiten zum Verein gehalten. Umso mehr freuen wir uns, wenn wir in Zukunft gemeinsam ein neues Kapitel in der Zusammenarbeit aufschlagen können. Vor allem freuen wir uns, wenn wir hoffentlich bald wieder gemeinsame Erlebnisse und Erfolge im Stadion erleben dürfen.“

Auf Pils und Currywurst im „Morrizz“ werden VfL-Fans dann aber verzichten müssen.