Bochum-Riemke. Sebastian Schaufert betreut seine Tochter aktuell selbst, muss aber Essensgeld in der Schulbetreuung zahlen. Was die Caritas Bochum dazu sagt.
Kurzarbeit und Homeschooling: Viele Familien können aktuell jeden gesparten Euro gut gebrauchen. Kein Wunder also, dass es Sebastian Schaufert ärgert, dass 44 Euro monatlich von seinem Konto abgehen, ohne, dass er etwas dafür bekommt. Denn die 44 Euro sind das Essensgeld in der offenen Ganztagesbetreuung (OGS) für Tochter Sherina – die besucht die Drittklässlerin der Wilbergschule aktuell aber gar nicht. „Wir wurden in einer Mail von der Schule darum gebeten, unsere Kinder wenn möglich zuhause zu betreuen“, berichtet der Vater.
Schaufert folgt dieser Bitte. Nicht nur er: „Derzeit besuchen nur 30 von 75 Kindern die OGS“, sagt Schaufert, der in der Schulpflegschaft aktiv ist. Ihn ärgert: „Wir müssen den Betrag für das Mittagessen weiterhin bezahlen, obwohl unsere Kinder nicht in der Betreuung essen.“ Dass der städtische Elternbeitrag, der im Januar erlassen, aber grundsätzlich weiterhin gezahlt werden muss, versteht er: „Personalkosten laufen weiter, aber die Nahrungsmittel werden doch gar nicht verbraucht!“
Doppelte Belastung für Bochumer Familien
OGS-Träger an der Wilbergschule ist die Caritas. Entgegengekommen ist sie den Eltern bereits: Statt monatlich 53 Euro wurde der Beitrag auf 44 Euro reduziert, im Februar wurde er sogar ganz ausgesetzt. Schaufert hält das für zu wenig. „Wir sind doppelt belastet, weil wir zusätzlich Verpflegungskosten für die Kinder zuhause haben“, sagt er. Von anderen Eltern hat er Zuspruch bekommen. „Die Caritas stellt sich quer. Auf die Frage, ob man das Essen abholen kann, habe ich keine Antwort erhalten“, so Schaufert.
Er hat ausgerechnet: „Wenn 45 Eltern noch fünf Monate bis zum Sommer das Essensgeld zahlen, ohne eine Gegenleistung zu bekommen, macht die Caritas ein Plus von 9900 Euro!“. Die Caritas hat naturgemäß eine andere Sicht auf die Dinge. Sprecherin Annette Borgstedt verweist zunächst darauf, dass es seit dem 22. Februar keinerlei Einschränkungen mehr für den Besuch der OGS gebe. „Die Betreuung wird wieder im vollen Umfang für alle Kinder angeboten, was selbstverständlich auch die Bereitstellung eines warmen Mittagessens inkludiert“, so die Sprecherin.
Vertragliche Verpflichtung der Eltern
Allerdings ändere das nichts an der vertraglichen Pflicht der Eltern, den monatlichen Essensgeldbeitrag zu entrichten. Es sei der Caritas wichtig, für alle Kinder ein Mittagessen zu einem fairen Preis anzubieten – in diesem Schuljahr liegt er bei 3 Euro pro Tag. Neben einem warmen Gericht, Getränken und Snack beinhaltet er auch die Bereitstellung der erforderlichen Infrastruktur, etwa das Leasing der Kochgeräte. Die Pauschale sei nur möglich, weil die Kosten über das gesamte Schuljahr auf alle Kinder umgelegt würden.
„Wenn einzelne Eltern dieses gemeinschaftlich getragene Konzept aufkündigen, zu dem sie sich mit Unterzeichnung des Betreuungsvertrags verpflichtet haben, führt das letztendlich dazu, dass der Essensgeldbeitrag für alle Kinder angehoben werden muss, um die Mindereinnahmen auszugleichen beziehungsweise derartige Risiken in die Gesamtkalkulation mit einzubeziehen“, so die Sprecherin.
Awo verfährt anders
Andere Träger, etwa die Awo, handhaben es anders: „Wir rechnen das Mittagessen zurzeit einzeln ab für tatsächlich in Anspruch genommene Mahlzeiten. Dies ist zwar für uns ein extrem aufwendiges Verfahren, wir halten es aber aus sozialen Gründen für das richtige“, sagt Awo-Sprecher Christopher Becker.
Essensgeld auch in Ferien
Die Betreuungsbeiträge für die OGS sind gegenüber der Stadt Bochum zu leisten und richten sich nach dem jeweiligen Einkommen der Eltern.
Wegen des Corona-Lockdowns waren im Januar die Gebühren für Kita und Offenen Ganztag entfallen. Bereits bezahlte Beiträge wurden verrechnet.
Die Caritas erachtet das als zu aufwendig: „Es müsste täglich in allen 15 Schulen mit insgesamt 975 Kindern abgefragt werden, welche Kinder am Essen teilgenommen haben und welche nicht, um dann monatlich Rechnungen an rund 800 Familien zu verschicken“. Dafür sei eine Extra-Stelle nötig, was wiederum die Essenspauschale erhöhen würde. Mit der Abholung von Essen habe man schlechte Erfahrungen gemacht: In vielen Fällen sei es vorgehalten, aber nicht abgeholt worden. Bei mitgebrachten Tupperdosen habe man hygienische Bedenken, bei Einweggeschirr wiederum ökologische. Man denke aber darüber nach, ob man es künftig anbietet.