Bochum. Woran erkenne ich die Augenerkrankung grauer Star und wie wird sie behandelt? Drei Augenärzte aus Bochum beantworten die wichtigen Fragen.
Als grauen Star (medizinisch: Katarakt) bezeichnen Ärzte eine trübe Augenlinse. Betroffene sehen zunehmend unscharf und verzerrt, sie reagieren empfindlich auf Gegenlicht – insbesondere in der Dämmerung. Dieser Prozess verläuft schleichend. Viele Menschen merken es daher spät; mitunter erst, wenn Außenstehende die trübe Linse bereits erkennen können und danach fragen.
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Doch wie wird der graue Star behandelt? Welche Möglichkeiten gibt es? Wir haben drei Experten der Augenklinik im Knappschaftskrankenhaus in Bochum-Langendreerim Rahmen unserer WAZ-Leseraktion Ihre Fragen gestellt. Direktor Prof. Burkard Dick, der leitende Oberarzt Dr. Matthias Elling und Oberarzt Dr. Tim Schultz haben Ihre Fragen telefonisch und im Anschluss im Gespräch mit Redaktionsleiter Thomas Schmitt und Redakteurin Carolin Rau beantwortet.
Herr Dr. Elling, wer kann vom grauen Star betroffen sein?
Elling: Der graue Star betrifft jeden von uns, den einen früher, den anderen später. 90 Prozent der Erkrankten sind höheren Lebensalters. Es handelt sich dabei um eine Trübung der Linse im Auge. Hinter der Regenbogenhaut befindet sich die natürlich Linse, die ist in jungen Jahren sehr klar und transparent. Im Laufe unseres Lebens gibt es Veränderungen, durch die es zu einer Sehminderung kommen kann. Der graue Star kann nicht durch Tabletten oder Tropfen behandelt werden, sondern nur durch eine Operation. Wir machen hier im Jahr 3000 bis 4000 davon.
Wie funktioniert diese Operation?
Elling: Das bewährte Verfahren ist, dass die trübe Linse während einer örtlichen Betäubung entfernt und abgesaugt und dann eine neue Kunstlinse eingesetzt wird. In der Regel passiert das sogar im ambulanten Rahmen. Wenn man fit ist, kann man schnell danach nach Hause. Auch eine Betäubung, bei der die Patienten nichts vom Eingriff mitbekommen oder eine Vollnarkose sind möglich.
Ist nur ein oder sind häufig beide Augen betroffen?
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Elling: In den meisten Fällen sind beide betroffen. Wir operieren aber nicht beide Augen an einem Tag, sondern warten, bis ein Auge abgeheilt ist. Oft operieren wir im Abstand von vier bis sechs Wochen. Sind beide Augen operiert und abgeheilt, kann man eine schöne Brille raussuchen, wenn die noch notwendig ist.
Gibt es neben dem Alter noch andere Ursachen, die den grauen Star begünstigen?
Elling: Linsentrübung entwickelt sich bei jedem, bei dem einen schneller, bei dem anderen weniger schnell. Wir haben sogar kleine Babys, die teilweise mit einer Linsentrübung geboren werden. Es gibt auch Fälle, in denen das Risiko höher ist, früher zu erkranken – wenn jemand eine Lungenerkrankung hat, über viele Jahre Cortison einnimmt, Diabetes hat oder zum Beispiel stark kurzsichtig ist. Durch moderne Technologie kann das aber gut behoben werden.
Herr Prof. Dick, welche Methoden setzen Sie ein?
Dick: Der Linseninhalt wird über einen kleinen Stift, der maximal 2,8 Millimeter dick ist, abgesaugt. Danach gibt es eine Aufarbeitung mit Ultraschall. Die Kunstlinse wird im gerollten Zustand durch das kleine Loch injiziert und entfaltet sich dann selbst. Das war dann auch schon die Operation. Es besteht auch die Möglichkeit, Laser statt Ultraschal zu nutzen. Der Vorteil ist, dass die Schnitte so präzise sind, wie es von Hand gar nicht möglich wäre. Zudem ist es eine sehr genaue Möglichkeit, Sehfehler wie eine Hornhautverkrümmung zu beseitigen.
Wie oft geht bei Operationen etwas schief?
Dick: Die Operation des grauen Stars ist die sicherste, weshalb sie sehr häufig durchgeführt wird. In Deutschland kann man von einer Million Operationen im Jahr ausgehen. Das ist unglaublich viel, der Sicherheitsstandard ist extrem hoch. Wir haben in mehr als 99 Prozent der Fälle sehr zufriedene Patienten. In ganz, ganz seltenen Fällen kann aber auch mal etwas passieren. Zum Beispiel Blutungen oder Entzündungen. Eine Angst ist aus unserer Sicht aber völlig unbegründet.
Wie lange halten die Linsen? Besteht das Risiko, dass Operationen wiederholt werden müssen?
Dick: Die Kunstlinse überlebt uns alle, das sind Materialien, die dauerhaft beständig sind und in der Regel ein Leben lang im Auge verbleiben. Nach der Operation sollte normalerweise nichts mehr passieren, außer es gibt einen sogenannten Nachstar. Das ist die Trübung der hinteren Linsenkapsel, die bei der Operation belassen wird und Widerlager für die eingesetzte Kunstlinse ist. Das ist aber kein Problem, die Beschwerden sind schnell und ambulant durch einen Laser behandelbar.
Herr Dr. Schultz, wie findet man die richtige Linse?
Schultz: Es gibt eine Vielzahl von Linsen und ich muss im Arzt-Patienten-Gespräch schauen, was für den Alltag perfekt ist. Da hatten wir vorher Probleme das richtig einschätzen zu können. Der „Vivior Monitor“ hilft uns dabei. Das ist ein kleiner Sensor, keine Kamera. Er misst drei Tage lang alles, was ich mache, wenn er an die Brille geklemmt ist. Das heißt, in welcher Kopfneigung schaue ich, wie sind die Lichtverhältnis, in welcher Entfernung schaue ich Objekte an?
Ist das Verfahren durch die Krankenkassen abgedeckt?
Schultz: Es gibt eine kleine Nutzungsgebühr von 180 Euro.
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Herr Dr. Elling, welche Linsen gibt es?
Elling: Wichtig ist eine individuelle Beratung, um die besten Lösung zu finden. Viele lassen sich zum Beispiel eine Einstärkenlinse einsetzen, die vor allem eine gute Fernsicht ermöglicht. Im Umkehrschluss heißt das, dass zum Lesen eine Brille gebraucht wird. Es gibt aber auch Mehrstärkenlinsen, die ins Auge eingesetzt werden können, die einem gute Fernsicht, aber auch eine gute Sicht im mittleren und nahen Bereich ermöglichen. Im übertragenen Sinne ist das wie eine Gleitsichtbrille. Mit solchen Linsen behandeln wir auch jüngere Menschen. Die grundsätzliche Operation wird von der Krankenkasse übernommen. Wie hoch eine Zuzahlung für die Linse ist, hängt individuell vom Typ ab. Das kann bei einigen hundert, aber auch bei tausend Euro liegen.
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