Bochum. Die Gastronomie im Stadtpark Bochum ist seit Jahren dicht. Nun gibt es Vorschläge, Teile des Baus zu reaktivieren. Aber das ist nicht so einfach.
Das „Gastronomie im Stadtpark“ hat schon bessere Tage gesehen. Das stattliche Gebäude, seine Außenanlagen und nicht zuletzt die historisierende Konzertmuschel mitten im denkmalgeschützten Stadtpark Bochum machen einen mitgenommenen Eindruck; das frühere „Parkhaus“, einst als Tagungs- und Feierstätte über Bochum hinaus bekannt, hat seit Jahren geschlossen. Wie es mit dem Haus weitergeht, ist ungewiss. Immerhin scheint die Konzertmuschel wieder ins Bewusstsein zu rücken.
Konzertmuschel in Bochum für Kulturschaffende öffnen
Die Stadt bestätigt, dass es aktuell zwei Anfragen bezüglich der „Muschel“ gebe, einmal von der Kortum-Gesellschaft (Verein für Heimatkunde), zum anderen von der Ratsfraktion UWG: Freie Bürger.
„Das Bauwerk aus dem Jahre 1914 verfügt über eine große Bühne und würde gerade in der Corona-Pandemie-Zeit eine ideale Open-Air-Perspektive für Kulturschaffende bieten, um in den Frühlings- und Sommermonaten Musikdarbietungen, Lesungen und vieles mehr unter Hygienebestimmungen durchzuführen zu können“, schlägt Ratsmitglied Hans-Josef Winkler vor. Die UWG: Freie Bürger will ihrem Vorhaben über eine Anfrage im Ausschuss für Planung und Grundstücke nun Gehör verschaffen.
Dabei dürfte zuvorderst von Interesse sein, wie es um die Eigentumsverhältnisse bestellt ist. Denn das „Parkhaus“, die inkludierte Gastronomie, die ehemalige Kaffee-Terrasse und eben das Bauwerk der Konzertmuschel sind nicht mehr in kommunaler Obhut.
Auf 70 Jahre per Erbbaurecht vergeben
Die Stadt hatte vor 15 Jahren, als das Renaissance-Hotel am Stadion und das Courtyard by Marriott-Hotel im Stadtpark entstanden, an deren Frankfurter Betreibergesellschaft die Nutzungsrechte auch für das „Parkhaus“ vergeben – per Erbbaurechtsvertrag auf 70 Jahre.
Renaissance- und Courtyard-Hotels werden neu aufgestellt
Aktuell hat sich in der Gesellschaft eine Veränderung der Anteilseigner ergeben. Die Hotels Courtyard und Renaissance werden nun von der Anter Group verwaltet. Mit den Häusern hat die Düsseldorfer Gruppe, so die allgemeine Annahme, formal auch die Zuständigkeit für das „Parkhaus“ mit seinen Räumlichkeiten, der Gastronomie und eben der Konzertmuschel übernommen.
Ob es bereits Überlegungen zur Neunutzung des Gesamtkomplexes kommt, ist allerdings offen. Und ob die Konzertmuschel überhaupt eine Rolle dabei spielt, auch. Aktuell ist die Anter Group damit befasst, die zwei Hotels neu aufzustellen. Zuletzt ging die Rede, beide Häusern könnten zu Erotik-Hotels werden.
Gastronomie im Stadtpark Bochum
Das denkmalgeschützte Gebäude der Gastronomie im Stadtpark wurde 1913 gebaut und unter dem bereits durch den Vorgängerbau etablierten Namen „Parkhaus“ eröffnet. Es galt über Jahrzehnte als „Bochums gute Stube“. Die Konzertmuschel war ein Besuchermagnet. Sonntägliche Promenadenkonzerte und die Kaffee-Terrasse der Gastronomie waren in den 1960er und 70er Jahren sehr beliebt.1985 bis 1988 wurde das in die Jahre gekommene „Parkhaus“ umgebaut und als „Gastronomie im Stadtpark Bochum“ neu eröffnet. Die letzte Renovierung erfolgte 2006, damals wurde das Haus mit großen Hoffnungen als „Orangerie im Stadtpark“ inklusive der Tapasbar „La Escalera“ wiedereröffnet. Aber sowohl diese als auch alle nachfolgenden Gastronomie-Konzepte scheiterten.
Was die Konzertmuschel angeht, weist der Bau großflächige Brandspuren und diverse Bauschäden auf. Die Freifläche des Gastgartens nebenan ist überwuchert. Insgesamt macht alles einen abgerockten Eindruck. Bevor an eine Wiederbelebung gedacht werden kann, müsste erstmal aufgeräumt werden.
Vorschläge und Ideen zur Wiederbelebung
Gleichwohl habe sich bei einer Nachfrage in den Sozialen Medien eine „hohe Mehrzahl von Bochumer Kulturanbietern“ für eine Nutzung ausgesprochen, wirbt die UWG: Freie Bürger für ihren Vorschlag, die „Muschel“ für kulturelle Events zu reaktivieren. „Es gab in diesem Zusammenhang auch Kritik in Richtung Stadtverwaltung, weil in der Vergangenheit entsprechende Vorschläge und Ideen zur Wiederbelebung der Spielstätte nicht oder nur ungenügend beantwortet worden seien“, sagt Ratsmitglied Winkler.
Im Hinblick auf die Zuständigkeit ist das aber wohl auch kein Wunder.
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