Bochum-Weitmar/-Stiepel. Ein junger Bochumer hat ein großes Herz für seine Mitmenschen. In der Corona-Krise möchte er anderen helfen. Dabei ist er erst elf Jahre alt.

Manche nutzen die Corona-Krise dazu, den Keller aufzuräumen, andere fangen mit dem Stricken und Nähen an oder erkunden neue Wanderwege. Alain-Enri Kemper aus Bochum hat Zeit für etwas Besonderes gefunden: für ehrenamtliches Engagement. „In der jetzigen Zeit finde ich es besonders wichtig, seinen Nachbarn und älteren Menschen zu helfen“, findet der junge Mann, der gerade einmal elf Jahre alt ist.

Hilfsbereitschaft der Eltern färbte ab

Einkaufen gehen, Hundeausführen, Schnee scheppen, Rezepte in der Apotheke einlösen – der Schüler der Graf-Engelbert Schule möchte helfen, wo es geht. Auch Telefonate mit einsamen Menschen bietet Enri an. „Leider ist die Resonanz noch nicht so, wie erhofft“, sagt der Sechstklässler. Zwar habe er beispielsweise bereits eine Telefonkarte für einen Bewohner im Seniorenheim kaufen können, doch Enri wünscht sich noch mehr Anfragen.

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„Vielleicht trauen sich Ältere noch nicht genug, auf Jüngere zuzugehen und sie um Hilfe zu bitten“, mutmaßt Mutter Christine Kemper. Erst kürzlich, beim Wintereinbruch, habe sie es wieder erlebt: „Als ich die bereits freigescheppten Wege gesehen habe, habe ich vor allem ältere Menschen auf der Straße gefragt: Wieso habt ihr uns nicht gefragt, ob wir euch helfen?“, berichtet Kemper. Oft käme als Antwort, dass es heute keine Selbstverständlichkeit mehr sei.

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„Näher zusammenrücken, das geht auch in den aktuellen Zeiten, in denen man Abstand halten muss“, ist sich Mutter Kemper aber sicher. Sie hat ihrem Sohn den Einsatz für Andere in die Wiege gelegt – engagiert sich selbst vielfältig, beispielsweise in der Gemeinde St. Franziskus. „Wir haben derzeit sechs Pflegehunde und als die ersten Flüchtlinge nach Deutschland kamen, haben wir Lesepatenschaften übernommen“, sagt Mutter Kemper. Das hat abgefärbt: „Helfen macht mir Spaß“, sagt Enri, der Fußball bei Weitmar 09 spielt und gerne Mountainbike fährt.

Blumengruß ins Seniorenheim

Schon im Frühling letzten Jahres hat er in seiner Siedlung Zettel in Briefkästen geworfen und seine Hilfe angeboten. Auch über die aktuelle Situation des Lockdowns hinaus möchte Enri weiterhelfen. „Wenn sich jetzt etwas entwickelt, ist natürlich nicht Schluss“, stellt er klar. In seinem Freundeskreis ist Enris Hilfsaktion gut angekommen, er hat sogar einen weiteren Mitstreiter gefunden.

Mit dem Rad unterwegs

Wer das Hilfsangebot von Alain-Enri Kemper annehmen möchte, kann sich über die E-Mail Adresse b-w-m-s@gmx.de melden oder unter Tel. 016/ 342 41 66. Dort kann das Anliegen auch auf den Anrufbeantworter gesprochen werden. Die Internetseite der Bürgergemeinschaft lautet www.b-w-m-s.deEnris Hilfsangebot bezieht sich auf das Gebiet von Weitmar-Mark und Stiepel, er ist mit dem Rad mobil.

Weil die Anfragen aber noch so zaghaft sind, geht Enri jetzt in die Offensive: „Mit einem Blumengruß wollen wir den Menschen im Pflegeheim am Lutherhaus und am Wabenweg zu ihrer Impfung gratulieren“, sagt der ehemalige Natorp-Schüler. Kleine Topfpflanzen verziert Enri deshalb aktuell mit einem Fähnchen und einer Grußbotschaft, die bald im Altenheim verteilt werden sollen.

Angebunden ist der Blumengruß an die Bürgergemeinschaft Bochum Weitmar-Mark-Stiepel. „Dort wurde mein Hilfsangebot auch über den Mail-Verteiler verbreitet“, sagt Enri. Aktive im Stadtteil haben bereits eine Primel mit Gruß vor ihrer Haustür finden können. Finanziell unterstützt wird der Blumen-Gruß von der Bochumer „Stiftung für Freundschaft ohne Grenzen“. „Ich hoffe, dass das Projekt und meine Idee zu helfen andere ansteckt“, sagt Enri. Besser als mit dem Virus ist das allemal.

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