Bochum. Das Impfzentrum in Bochum meldet einen reibungslosen Start. Nun sind auch die Retter und Pfleger an der Reihe. So geht es im Ruhrcongress weiter.

Das Impfzentrum Bochum verzeichnet einen reibungslosen Start. 177 Senioren erhielten am Montag ihre erste Corona-Schutzimpfung – „ohne jede Komplikation“, wie die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) mitteilt. Entgegen ersten Meldungen blieben wegen des Wintereinbruchs zahlreiche Bürger dem Ruhrcongress fern.

Mit knapp zweimonatiger Verspätung ist das Impfzentrum in Betrieb gegangen. Im Ruhrcongress können wöchentlich bis zu 5000 Menschen geimpft werden. Mangels Impfstoff sind es zum Auftakt aber deutlich weniger: 1436 Termine wurden für die erste Woche an über 80-Jährige vergeben, die zu Hause wohnen.

Corona in Bochum: 18 Senioren blieben zu Hause

Einige von ihnen blieben am Montag daheim. 192 Anmeldungen lagen vor. „18 Personen sind nicht erschienen“, berichtete am Dienstag die Stadt. Nur drei davon hatten sich – wie erbeten – zuvor an der Hotline 0234/910 55 55 abgemeldet. Kein Problem, heißt es bei der KVWL. Man kommt zur vereinbarten Uhrzeit einen Tag später oder erhält an der Hotline kurzfristig einen neuen Termin.

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Darauf warten etliche Senioren und ihre Angehörigen nach wie vor vergeblich. Noch immer gebe es bei den Anmeldungen weder telefonisch noch im Internet ein Durchkommen, berichten entnervte WAZ-Leserinnen und -Leser. „Meine Mutter ist mittlerweile so weit, dass sie sich nicht mehr impfen lassen möchte“, schreibt eine empörte Bochumerin.

Geduldsprobe zerrt an den Nerven

Die KVWL, die die Ü-80-Impfungen organisiert, verspricht einmal mehr Besserung. Bezirksleiter Dr. Eckhard Kampe kann die „vernichtende Kritik“ an dem Anmeldesystem inzwischen zwar „sehr gut verstehen“. „Wir müssen derzeit aber damit leben. Täglich werden neue Termine eingestellt. Alle Berechtigten kommen an die Reihe. Es gibt kein Enddatum.“

Das Warten zerrt an den Nerven vieler, gerade älterer Menschen. Zwar sinkt in Bochum die Zahl der Neuinfektionen (am Dienstag von 324 auf 280) ebenso wie der Inzidenzwert (von 66,8 auf 65,2). Doch die massive Zunahme der Corona-Sterbefälle (allein zwei am Montag) und der Nachweis der ersten hochansteckenden britischen Virus-Mutanten im Katholischen Klinikum wecken Ängste – und die Erwartung, schnellstmöglich geimpft zu werden.

Der 86-jährige Heinrich Giefers (li.) zählte zu den ersten Impflingen im Bochumer Ruhrcongress. Dr. Klaus Flucks setzte die Spritze.
Der 86-jährige Heinrich Giefers (li.) zählte zu den ersten Impflingen im Bochumer Ruhrcongress. Dr. Klaus Flucks setzte die Spritze. © FUNKE Foto Services | Jakob Studnar

Impfungen sollen im März verdoppelt werden

Es gibt Hoffnung. Die KVWL rechnet im März mit einer Verdoppelung des Biontech/Pfizer-Impfstoffes. Dann könnten binnen einer Woche rund 3000 Senioren im Ruhrcongress geimpft werden. Wegen der erforderlichen Zweitimpfungen erscheint die Ankündigung der KVWL, bis Ostern alle 28.000 Bochumer über 80 Jahre versorgt zu haben, gleichwohl fraglich.

SPD: Ehrenamtler sollen Senioren helfen

Die SPD im Bochumer Rat regt an, dass die Ehrenamtsagentur Senioren bei der Impfung hilft.

„Wir sorgen uns um die alten Menschen, die dem Schreiben von Stadt und Land hilflos gegenüberstehen und sich nicht melden“, sagt die sozialpolitische Sprecherin Gaby Schäfer.

Wenn keine Reaktion auf die Impf-Einladung erfolgt, könne die Ehrenamtsagentur ins Boot geholt werden. „Sie verfügt über gute Erfahrungen und könnte die alten Menschen im wahrsten Sinne des Wortes an die Hand nehmen“, so Schäfer.

Auch die Seniorenbüros in den Ortsteilen könnten Hilfe leisten.

Die 3500 Bewohner der Bochumer Altenheime wurden und werden bereits seit Ende Dezember geimpft – vielfach schon zum zweiten Mal. Laut Stadt wurden in den Alten- und Pflegeeinrichtungen bislang 14.430 Impfungen an Bewohner und Pflegekräfte verabreicht. Hinzu kommen 5571 Impfungen bei Schwestern und Ärzten in den Bochumer Krankenhäusern.

Am Mittwoch folgen Pflege- und Rettungskräfte

Im Ruhrcongress bekommen die eingesetzten Ärzte und medizinischen Fachkräfte ab Mittwoch (10.) mehr Arbeit. Wesentlich schneller als gedacht können auch die Beschäftigten der ambulanten Pflegedienste und des Rettungsdienstes in Bochum geimpft werden. Grund: Der am Wochenende in NRW eingetroffene Astrazeneca-Impfstoff ist in Deutschland nur für Menschen unter 65 Jahre zugelassen. Davon profitieren die Pflege- und Rettungskräfte, die in Corona-Zeiten einem besonderen Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind.

Anders als bei den Senioren koordiniert die Stadt die Impfungen für die Pfleger und Retter. Für sie stehen ab Mittwoch täglich 200 Astrazeneca-Dosen zur Verfügung. „Das Impfzentrum wird mit den Arbeitgebern der einzelnen berechtigten Personengruppen Kontakt aufnehmen“, kündigt die Stadt an.

Das gemeinsame Ziel gibt Anneliese Häring-Haj Kheder, medizinische Leiterin des Impfzentrums, vor: „Bochum muss immun sein!“

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