Bochum-Gerthe. Am Schulzentrum Bochum-Gerthe ist binnen weniger Tage ein Großteil der Bäume für den Neubau gefällt worden. Anwohner sind fassungslos.

Viele Anwohner sind entsetzt über die Baumfällungen rund ums Schulzentrum Gerthe. Jetzt, wo das volle Ausmaß der Abholzungen gut sichtbar ist, wird auch der Unmut lauter. Die Fällungen hatten am Freitag (5.) wie geplant begonnen, 95 Prozent waren am Samstag (6.) bereits erledigt, so erklärt Tanja Wißing vom Presseamt der Stadt auf Anfrage mit. Insgesamt 177 Bäume wird die Stadt fällen, davon 155 Stück noch in diesem Jahr.

Die ersten 134 Bäume werden in der aktuellen Fällperiode bis Ende Februar abgesägt; davon fallen 110 Bäume unter die Baumschutzsatzung und sind mit insgesamt 197 Bäumen zu kompensieren. „Drei Bäume fallen – so es das Wetter zulässt – noch bis zum bzw. am kommenden Wochenende (13./14.2.), nachdem zuvor die Oberleitungen für die Schulhofbeleuchtung umgehängt worden sind. Damit wären die jetzt im ersten Schritt für den Neu- und Ersatzbau erforderlichen Fällungen abgeschlossen“, so Wißing.

Ein Teil fällt unter die Bochumer Baumschutzsatzung

21 weitere Bäume fallen dann ab Oktober. 15 davon sind geschützt, so dass 25 neue gepflanzt werden. In einer dritten Phase bis Ende Februar 2025, wenn der Altbau abgerissen wird und die Außenanlagen erstellt werden, folgen noch einmal 22 Bäume. 37 neue werden gepflanzt. Zudem müssen laut Stadt die Sträucher auf dem Wall hin zum Castroper Hellweg gerodet werden.

Mitte Januar säumten die hohen Bäume noch das Gelände des Schulzentrums hin zum Castroper Hellweg.
Mitte Januar säumten die hohen Bäume noch das Gelände des Schulzentrums hin zum Castroper Hellweg. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Einige WAZ-Leser machen ihrem Ärger Luft. So schreibt Joachim Wedding: „Wie können Kommunalpolitiker das nur verantworten. Wir, die Bewohner vor Ort, sind einfach nur fassungslos, traurig und erbost. Was hier in zwei Tagen geschehen ist, kann man mit Worten nicht beschreiben. Gibt es im Bochumer Rat nur Leute mit Profilierungssucht, ohne an die Umwelt und an die Bürger zu denken?“

Abholzungen gehen im Herbst weiter

Klaus Gesk ist im Bochumer Norden historisch unterwegs. Er sagt: „Die Fällaktion rund ums Schulgelände ist leider nur der Auftakt für weitere Aktionen. Nach dem Motto: ,Das Grün muss weg!’ geht es mit Gerthe-West weiter. Auch die Kirche beteiligt sich an der Wegräum- und Zubetonier-Aktion rund um Gerthe. Der Kirchgarten und der Krankenhauspark werden bebaut.“

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Ob in einem zweiten Schritt weitere 21 Bäume im Herbst abgehackt werden hänge laut Presseamt der Stadt vom Baufortschritt ab. Die abschließend für den Schulbau nötigen Fällungen (ca. 20 Bäume) hängen ebenfalls am Bauzeitenplan und sollen im dritten Schritt bis Ende 2025 passieren.

Ein Teil wird schon jetzt neu gepflanzt

Vorgesehen sind 260 Neuanpflanzungen. Tanja Wißing: „Letztlich sieht die Planung mehr Grün als vorher vor. Einen ersten Teil kompensieren wir schon jetzt in Gerthe und später u.a. durch den neu entstehenden Bürgerpark.“

100 Bäume sollen bereits in der Pflanzperiode 2021/22 im Bereich des Gerther Mühlenbachtales, 15 Bäume in der Grünwegeverbindung nahe des Kinderspielplatzes Auf der Panne gepflanzt werden. Die übrigen 144 zu kompensierenden Bäume sollen im Rahmen der Freianlagenerstellung bzw. im künftigen Bürgerpark südlich des Schulgeländes ab 2025 gepflanzt werden, im jedem Fall aber im Bezirk Nord. Es werden klimafeste Arten ausgewählt.

Bei der Planung gab’s eine Kostenexplosion

Bei der Planung für den Neubau des Schulzentrums Gerthe gab es eine Kostenexplosion: Aus veranschlagten 50 Millionen sind mehr als 120 Millionen Euro geworden.

Doch schnell stand fest: Die Stadt und die Politik halten am Neubau fest. „90 Millionen Euro werden wir für das Projekt in den Haushalt einstellen“, versicherte im Sommer 2019 die Kämmerin Eva Maria Hubbert.

Daraufhin wurden Sparvorschläge geprüft. Im September 2019 beschloss der Rat mit großer Mehrheit den Bau des neuen Schulzentrums, das nun 102,4 Millionen Euro kosten soll.

Auf dem Schulgebäude soll ein Gründach errichtet werden, und die im Entwurf integrierten Innenhöfe werden begrünt. Es sollen zudem Maßnahmen mit beiden Schulen erarbeitet werden, die einem ökologischen Lernzweck dienen sollen. Dies können z.B. die Errichtung von Schulgärten sein.

Das neue Schulzentrum wird als langgestreckter Gebäuderiegel entlang der Heinrichstraße gebaut, während im Altbau der Unterricht weitergehen wird. Der Zugang für die Schüler wird vom Castroper Hellweg geschaffen als direkte Verbindung von der Straßenbahnhaltestelle Heinrichstraße.

Parkplatz wird komplett umgestaltet

Die Parkplatzflächen haben einen Baumbestand vorwiegend aus den frühen 1980er Jahren. Dieses Areal muss für den Neubau umfangreich umgestaltet werden. Die Bäume im öffentlichen Straßenraum der Heinrichstraße bleiben bis auf eine Platane erhalten, die für die Anlieferung der Mensa entfallen muss.

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