Bochum. Erneut muss eine Bochumerin vor Gericht, weil sie illegal Lippen aufgespritzt haben soll. Der Ex- Instagram-Star wurde schon einmal verurteilt.
Eine der beiden Frauen aus Bochum, die Ende 2019 wegen massenhaft illegal aufgespritzter Lippen zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden sind, muss erneut vor das Bochumer Landgericht. Wie Gerichtssprecher Michael Rehaag am Donnerstag auf WAZ-Anfrage erklärte, hat die Staatsanwaltschaft sie jetzt zum zweiten Mal angeklagt -- wegen genau gleichgelagerter Fälle.
Auf Instagram warb die Bochumerin für ihr Schönheitshandwerk
Ohne medizinische Ausbildung und Lizenz hatte die heute 28-jährige Bochumerin Tausende junger Frauen mit Spritzen im Gesicht behandelt, um sie attraktiver zu machen. Sie war ein Star auf der Internet-Plattform Instagram, wo sie ihr Schönheitshandwerk ausführlich präsentierte und dadurch neue Kunden anwarb.
Die meisten Eingriffe waren erfolgreich; die Kundinnen, die jeweils mehrere hundert Euro zahlten, waren zufrieden. Einige Behandlungen gingen aber gründlich schief; die Kundinnen litten nachher unter Schmerzen und hatten Schwellungen, Verfärbungen und anderen massiven Problemen.
Die ehemalige Jura-Studentin war auch keine Heilpraktikerin, wie es nach außen hin den Anschein gehabt haben soll. „Es ist richtig, dass sie wusste, dass sie das gar nicht darf“, hatte ihr Anwalt im Prozess Nummer 1 gesagt.
Die 2. Strafkammer des Landgerichts hatte sie Ende 2019 zu zwei Jahren und acht Monaten Haft wegen gefährlicher Körperverletzung, Betrugs und unerlaubter Ausübung der Heilkunde. Und wegen Steuerhinterziehung mit einem Schaden in Höhe von 845.000 Euro. So hoch waren laut Urteil ihre Einnahmen, die dem Finanzamt verheimlicht worden sein sollen. Der Verbleib des Vermögens blieb im Prozess ungeklärt.
Richter urteilten viel milder als es die Staatsanwaltschaft wollte
Oberstaatsanwalt Andreas Bachmann hatte damals viereinhalb Jahre Haft gefordert. Das hielten die Richter aber für "überzogen".
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, weil der Bundesgerichtshof noch eine Revision der Verteidiger prüft. Folglich hat die 28-Jährige auch noch keine Haftstrafe angetreten. Allerdings hatte sie 2019 bereits sieben Monate in U-Haft gesessen.
Cousine der Angeklagten ist ebenfalls zu einer Haftstrafe verurteilt worden
Und nun folgt bald ein zweiter Prozess gegen sie, wieder vor denselben Richtern. Angeklagt sind 13 weitere Fälle der gefährlichen Körperverletzung, des Betruges und des Verstoßes gegen das Heilpraktikergesetz. In einem Fall soll eine Kundin wegen Komplikationen sogar vier Tage im Krankenhaus gelegen haben. Ein Prozesstermin steht noch nicht fest.
Ihre Cousine (30) ist wegen genau gleichgelagerte Taten ebenfalls Ende 2019 in Bochum verurteilt worden: vier Jahre Haft. Dieses Urteil wurde sofort rechtskräftig.