Bochum. Vor 35 Jahren eröffnete das Tarm Center Bochum, Treffpunkt für Nachtschwärmer von überall her. Unvergessen: der Swimming-Pool im Außenbereich.

Am 30. Januar 1986 öffnete erstmals das Tarm Center seine Türen. 17 Jahre lang zählte die Großdisco im Bochumer Gewerbegebiet Rombacher Hütte zu den gefragtesten Clubs in Deutschland. Bis heute schwelgen ehemalige Nachtschwärmer in Erinnerungen.

Türsteher standen auf Podesten und pickten die Gäste heraus

Wo anfangen damit? Vielleicht gleich am Eröffnungsabend, als sich Tausende vor der neuen Disco drängelten. „Bereits die unfassbare Menschenmenge am Eingang war beeindruckend, die Leute bettelten förmlich darum, eingelassen zu werden“, weiß der Bochumer Musiker und Veranstalter Oliver Bartkowski noch. Die Türsteher standen auf kleinen Podesten, um sich die Gäste quasi herauszupicken.

Tarm Center- Bilderschau erinnert an die Bochumer Kult-Disco

Rüdiger Müller und seine Frau Kerstin führten die Bochumer Discothek Tarm Center und machten sie zu einer Top-Location in Deutschland.
Rüdiger Müller und seine Frau Kerstin führten die Bochumer Discothek Tarm Center und machten sie zu einer Top-Location in Deutschland. © Eberhard Franken
Der Swimming-Pool im Außenbereich des Tarm Centers war sensationell, so etwas gab es weit und breit in keiner anderen Diskothek.
Der Swimming-Pool im Außenbereich des Tarm Centers war sensationell, so etwas gab es weit und breit in keiner anderen Diskothek. © Stadt Bochum
Nach der Schließung wurde das
Nach der Schließung wurde das "Tarm" zum Kult. Fabian Müller, Ex-Geschäftsführer Klaus Fröhlich und DJ Caba Kroll griffen das Disco-Lebensgefühl mit ihren "Tarm Center Revival Partys" in den 2000er Jahren auf. © Tarm Revival
Das von der WAZ verliehene
Das von der WAZ verliehene "Goldene Mikrophon" gehörte zu den gefragtesten Schlager-Preisen. Überreicht wurde die Auszeichnung stets im Tarm Center Bochum von Moderator Frank Papke (re.). 1990 hieß der Preisträger Roy Black. Schönheitskönigin Steffi war ebenfalls zugegen. © Keystone | Oliver Klamke
Frank Papke, Bochumer Junge und Sonnyboy, moderierte den
Frank Papke, Bochumer Junge und Sonnyboy, moderierte den "Schlager-Club mit Frank", eine damals sehr erfolgreiche Fernsehsendung. Die Größen des Deutschen Schlagers - von Ireen Sheer bis Rex Gildo - gaben sich im Bochumer Tarm Center die Ehre. © Papke/privat
Pepe Reyes war von Anfang an im Tarm Center mit dabei, als Bar-Chef im
Pepe Reyes war von Anfang an im Tarm Center mit dabei, als Bar-Chef im "Coke Club" war er eine Institution. Die Aufnahme zeigt ihn Ende der 1980er Jahre mit Sängerin Doro Pesch. © Foto privat Jennifer Reyes y Cascales
Immer neue Partys, immer neue Mucke: Das Tarm Center Bochum setzte Akzente. Dieser Original-Flyer warb für die Future House Party anno 1997. Auch ATB, heute ein DJ-Superstar, war damals dabei.
Immer neue Partys, immer neue Mucke: Das Tarm Center Bochum setzte Akzente. Dieser Original-Flyer warb für die Future House Party anno 1997. Auch ATB, heute ein DJ-Superstar, war damals dabei. © Oliver Bartkowski
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„Aus heutiger Sich wirkt das arrogant, damals galt es als schick – wie im legendären ,Studio 54’ in New York“, sagt Bartkowski. Sehen und gesehen werden: Wer als Dame etwas freizügiger unterwegs war und optisch eine gewisse Ausstrahlung bot, war drin - es kam tatsächlich vor, dass manchmal ihre Begleitung leider draußen bleiben musste.

Strenge Türpolitik im Bochumer Tarm war sprichwörtlich

Die strenge Türpolitik im Tarm war sprichwörtlich. Christoph Sauer erinnert sich: „Der Abend begann nicht erst im Club, sondern schon beim Aufteilen unserer meist männlichen Gruppe nach dem Aussteigen aus dem Taxi, um Fragen der Türsteher nach weiblicher Begleitung aus dem Weg zu gehen.“ Einmal drinnen, fühlte man sich dann abr schnell wie im eigenen Wohnzimmer.

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Unzählige, damals hochmoderne Wodka Red Bulls später, näherte man sich zu Klängen aus „Dirty Dancing“ („Hungry Eyes“) oder dem PUR-Hitmix einem ersten Höhepunkt der Nacht - um 00:00 Uhr ertönte die Grönemeyer-Hymne „Bochum“. „Das Tarm war für uns nicht nur eine Disco, es war ein Lebensgefühl und wir ALLE vermissen es !“, schreibt Christoph Sauer.

Barkeeper Pepe Reyes war von Anfang an im Tarm dabei. Hier macht er ein Glas Sekt für Sängerin Doro Pesch klar.
Barkeeper Pepe Reyes war von Anfang an im Tarm dabei. Hier macht er ein Glas Sekt für Sängerin Doro Pesch klar. © Jennifer Reyes y Cascale | Privat

Die Nobel-Disco überzeugte nicht nur mit Atmosphäre, Lasershows und guter Mucke, sondern auch mit seinem gastronomischen Angebot, donnerstags war immer Spanferkel-Abend. Die diversen Bars hatten ihre Stammkunden und Stamm-Barkeeper.

Etwa Pepe Reyes, der vom Anfang an im „Coke Club“ den Shaker schwang. Er feierte dieser Tage 70. Geburtstag, freut sich über die WAZ-Berichte und grüßt seinen alten Barchef und Kollegen Detlef Strenge.

Mit dem Longdrink in der Hand am Pool wie auf Ibiza

Unvergessen auch der große Außenbereich (600 qm) mit dem Swimming-Pool, damals eine Sensation. Nachtschwärmer wurden zu Nackt-Schwärmern, natürlich alles ganz dezent. Mit dem Longdrink in der Hand fühlte sich mancher Bochumer am Pool vom Tarm wie auf Ibiza. Auch wenn die Temperaturen im Ruhrpott in der Regel niedriger waren als im Mittelmeer.

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Frank Papke gehörte mit seinem „Schlager-Club“ immer dazu

Schlager, Schlager, Schlager – auch dafür stand das Tarm Center, vor allem wegen des „Schlager-Clubs mit Frank“, den Frank Papke aus der Disco heraus für RTL 2 moderierte, und bei dem Größen des Genres von Rex Gildo über Ireen Sheer bis G.G. Anderson gastierten.

Tarm Center unvergessen

Zur 35. Wiederkehr der Tarm Center-Eröffnung rief die WAZ zum Schwelgen in Erinnerungen an. Sehr viele Zusendungen erreichten die Redaktion per Email. Sie zeigen, dass die Disco unvergessen ist.

Auch auf Facebook haben tausende User ihre Erinnerungen und guten Wünsche an die alten Zeiten geteilt. Der Klick auf facebook.com/WAZ Bochum lohnt.

„Im Tarm Center werde ich nie die legendären Karaoke-Abende mit Frank Papke vergessen. Für 60 Mark Verzehrgutschein habe ich Drafi Deutschers ,Mamor Stein und Eisen bricht’ gesungen. Eine VHS-Cassette, die man anschließend bekam, zeigt heute noch, warum ich nie ein Superstar wurde… - tolle Zeit!“, schreibt Joseph Blase und sendet Grüße aus Hemsbach an der Bergstraße.

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