Bochum. Der Ärger über die Impf-Anmeldungen in Bochum reißt nicht ab. Was für Tausende Senioren wichtig ist - und was die Ärzte und OB Eiskirch sagen.

In Bochum haben bisher rund ein Drittel der 24.000 Senioren über 80 Jahre, die daheim leben, einen Termin für eine Corona-Schutzimpfung erhalten. Diese Zahl nannte am Mittwoch die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Auf Anfrage der WAZ wird versichert: "Es sind noch genügend Termine frei." Derweil wächst die Kritik an dem Anmeldeverfahren. Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) mahnt Nachbesserungen an.

Seit Montagmorgen können sich Bürgerinnen und Bürger über 80 Jahre für jeweils zwei Impfungen im Impfzentrum im Ruhrcongress anmelden: telefonisch unter 0800/116 117 02, im Internet auf www.116117.de. Doch Tausende Senioren und deren Angehörige in Bochum sind der Verzweiflung nahe. Selten zuvor gingen derart viele Anrufe und Mails wütender Leserinnen und Leser in der WAZ-Redaktion ein. Sie alle dokumentieren: Weder am Telefon noch online ist trotz -zigfacher Versuche ein Termin zu ergattern, auf den gerade die hochbetagten Menschen so sehnsüchtig warten.

Corona in Bochum: Impfzentrum vergibt keine Termine

"Ich kann die Enttäuschung und Verunsicherung gut verstehen", sagt Dr. Eckhard Kampe, Bezirksleiter der KVWL. Obwohl der Ansturm vorhersehbar war, sei man "geradezu überrollt" worden. Auch am Mittwoch seien die Leitungen überlastet gewesen. Die KVWL berichtet von 700 Zugriffen auf die Online-Plattform - "pro Sekunde".

+++ Aktuelle Fallzahlen aus Ihrer Stadt, neue Verordnungen und viel mehr: Das Corona-Update hält Sie auf dem Laufenden. Hier kostenlos für den Newsletter anmelden! +++

Trost für alle, die bisher nicht durchkamen: Sie sind nicht allein. Nach Schätzungen der KVWL vom Mittwoch haben bisher zwischen 28 und 32 Prozent aller Über-80-Jährigen in Bochum einen Termin bekommen. Das entspricht ca. 8000 Menschen. Heißt: Rund 16.000 Senioren fehlen noch.

"Wir können nur darum bitten, sich in Geduld zu üben und es weiter zu probieren", sagt Kampe und spricht von einem "rollierenden System". Mit Blick auf die zur Verfügung stehenden Impfstoffe werde derzeit mit täglich 180 Impfungen im Ruhrcongress kalkuliert. Entgegen ersten Meldungen sei man noch nicht bis Ende März ausgebucht. "Täglich werden neue Termine eingegeben. Wer Glück hat, kann noch im Februar drankommen. Es sind noch genügend Termine frei." Sicher sei: "Wer sich anmeldet, wird geimpft - spätestens bis Ostern." Einen Anmeldeschluss gibt es nicht.

OB Eiskirch: Es muss nachgebessert werden

Wenig Verständnis für das Impf-Chaos zeigt der Bochumer Oberbürgermeister Thomas Eiskirch. "Natürlich ist das im Moment für die Kassenärztliche Vereinigung eine große Herausforderung, der sie sich mit großem Engagement stellt", so Eiskirch. Überraschen könnten die Probleme aber nicht. "Auf viele der jetzt auftretenden Fragestellungen haben wir über den Städtetag NRW sowohl das Landesgesundheitsministerium als auch die Kassenärztliche Vereinigung hingewiesen. Der Ablauf der Terminvergabe macht mir keinen besonders seniorengerechten Eindruck. Da muss nachgebessert werden."

Zweittermin gibt's beim Erstermin

Das zeigt auch ein Hinweis der KVWL. Aufgrund eines technischen Fehlers konnten die Zweittermine nicht immer direkt mit dem Ersttermin gebucht werden. "Nehmen Sie den Ersttermin wahr!", bitten die Kassenärzte: "Sie erhalten Ihren Zweittermin in diesem Fall bei Ihrem Ersttermin im Impfzentrum. Sie müssen nicht selbst aktiv werden."

Keinen Sinn macht es, schon jetzt das Impfzentrum aufzusuchen. Das nimmt erst am 8. Februar den Betrieb auf, erinnert die Stadt: "Es werden vor Ort keine Termine vergeben." Auch auf die Wartezeiten und Ausfälle habe die Stadt keinen Einfluss. Zudem wird gebeten, keine ausgefüllten Einwilligungs- und Aufklärungsbögen an das Impfzentrum zu senden. Die Formulare werden erst am Impftag benötigt.

Mehr Nachrichten aus Bochum lesen Sie hier.