Bochum. Die Sorge der Abiturienten in Bochum um ihre Zukunft wächst. Sie fühlen sich im Stich gelassen und fordern: “Wir brauchen tragfähige Konzepte.“
Mit den näher rückenden Prüfungen wächst bei vielen Abiturientinnen und Abiturienten in Bochum die Sorge. Sie fühlen sich im Stich gelassen, beklagen, dass es endlich ein klares Konzept geben muss. Wir haben mit fünf Abiturientinnen und Abiturienten in Bochum gesprochen. Ob die Prüfungen in diesem Jahr einfacher werden und ob Präsenzunterricht möglichst bald stattfinden soll - die Meinungen gehen auseinander.
"Die Situation ist kompliziert", sagt Viviane Grigoleit. Die 19-Jährige besucht das Hellweg-Gymnasium in Wattenscheid. "Wir müssen uns viel selbst beibringen und wissen nicht mal, ob wir das alles richtig machen." Der digitale Unterricht findet an ihrer Schule über die Lernplattform „Moodle“ statt. Gleichzeitig gibt es Unterrichtsstunden in Form von Video-Konferenzen.
Trotzdem: Die Abiturientin befürchtet, dass sie durch fehlenden Präsenzunterricht nicht auf alle Themen vorbereitet ist, die in ihren Prüfungsfächern - Sport, Deutsch, Mathe und Psychologie - drankommen. Sie hofft, dass die Auswahl der Abiturklausuren größer ist, um dem entgegen zu wirken. Außerdem wünscht Grigoleit sich, dass sie und ihre Mitschülerinnen und Mitschüler bald zumindest teilweise wieder in die Schule dürfen. "Wenn die Zahlen runter gehen, sollte Präsenzunterricht für Abschlussjahrgänge doch möglich sein", meint sie.
Abiturienten in Bochum fordern ein klares Konzept
Ein faires Abitur fordern Paula Mallach (18) und Justin Schwarze (17) von der Schiller-Schule. Dafür seien tragfähige Konzepte von Seiten der Landesregierung notwendig - anders als beim Jahrgang im vergangenen Jahr. "Wir vermissen die Präsenz und einen geregelten Schulalltag", meint Schwarze. Je zweimal pro Woche hat ihr Jahrgang Unterricht in den unterschiedlichen Fächern, zum einen Teil als Videokonferenz zum anderen Teil in Form von Aufgaben. "Die Lehrer kommen uns echt entgegen, trotzdem befürchten wir, dass das Abi bundesweit nicht unter den gleichen Bedingungen stattfindet", sagt der Abiturient weiter.
Das könnte Konsequenzen für die Zukunft haben. Mallach möchte Medizin studieren, braucht ein sehr gutes Abitur, um einen Studienplatz zu bekommen. "Ich habe da schon einen Plan B erstellt", erzählt die 18-Jährige. Denn: Aktuell sei es schwierig, einzuschätzen, wie die Abi-Noten ausfallen.
Können dezentrale Abitur-Prüfungen helfen?
Auch Alena Ljustaku, Abiturientin der Heinrich-von-Kleist-Schule, blickt mit Sorge auf die kommenden Monate. "Wir sind ratlos, was uns erwartet", schildert die 18-Jährige. Ihre Schule bemühe sich sehr in Sachen digitaler Unterricht, doch die Präsenz ersetze das nicht. "Man kommt nicht voran. Außerdem belastet es uns, dass wir keine Planungssicherheit haben", schildert die Gymnasiastin. Ljustaku fordert dezentrale Abitur-Prüfungen, gestellt von den Lehrern. "Nur die wissen, was wir können."
Das sieht Till Smolan, Abiturient am Graf-Engelbert-Gymnasium, anders: "Meine einzige Sorge ist, dass das Abitur 2021 im Vergleich zu den vorherigen Jahrgängen als qualitativ schlechter angesehen wird und Schüler dieses Abschlussjahrganges schlechtere Voraussetzungen haben", schildert der 17-Jährige. Er findet, dass Niveau und die Anforderungen des Abiturs beibehalten werden soll. "Dann fallen die Abschlussprüfungen zwar eventuell schlechter aus, jedoch würde somit das Bildungsniveau erhalten bleiben und Schülerinnen und Schülern könnten noch wichtige Eigenschaften zugesprochen werden: Durchhaltevermögen und Anpassungsfähigkeit", sagt Smolan.
Abiturient aus Bochum: Schulen sollen erstmal geschlossen bleiben
Auch wenn er den Kontakt zu Mitschülern und Freunde vermisst, schulisch läuft es gut bei ihm. "Der ,Corona-Alltag' hat sich bei mir zuhause mittlerweile gut etabliert. Auch wenn es am Anfang gewöhnungsbedürftig war", sagt der Abiturient. Er hält es für sinnvoll, dass die Schulen erst einmal geschlossen bleiben. Allerdings sollten unabhängige Prüfer kontrollieren, ob der digitale Unterricht funktioniert, zudem müssten alle so digital so ausgestattet werden, dass Chancengleichheit entsteht.
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