Bochum. Bei den Impfungen der über 80-jährigen Senioren in Bochum kommt es zu weiteren Verzögerungen. Das Impfzentrum startet nun wohl erst im Februar.

Das Impfzentrum im Bochumer Ruhrcongress wird frühestens Anfang Februar in Betrieb gehen. Das kündigt die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) an. "Wir hoffen, dass bis dahin ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht", erklärt Bezirksleiter Dr. Eckhard Kampe auf Anfrage der WAZ. Terminvereinbarungen seien auch weiterhin nicht möglich.

Am vorletzten Sonntag startete die Corona-Impfaktion in Bochum. Seither wurden laut KVWL rund 1000 Bewohner und Pflegekräfte in neun Altenheimen von den mobilen Teams der Hausärzte mit dem Biontech-Pfizer-Vakzin geimpft - "nach wie vor ohne nennenswerte Nebenwirkungen. Das gilt nicht nur für Bochum, sondern für die gesamte Region", betont Kampe.

Impfungen in Altenheimen sollen bis Ende Januar abgeschlossen sein

Bis Ende Januar sollen sämtliche 33 Bochumer Seniorenzentren mit 3500 Bewohnern und 4000 Mitarbeitern versorgt sein. "Für diese erste Runde reicht der Impfstoff voraussichtlich aus", berichtet der KVWL-Bezirksleiter - auch deshalb, weil mit einzelnen Ampullen mehr Menschen geimpft werden können als geplant. Kampe: "Je nach Auflösung des Trockenextrakts können im Schnitt aus jeder zweiten Ampulle sechs statt der vorgesehenen fünf Impfdosen erzeugt werden. Das hilft uns sehr."

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Hinzu kommt: Die Impfbereitschaft zahlreicher Pflegekräfte in Altenheimen ist eher gering. Die Kassenärztliche Vereinigung schätzt sie aktuell auf 50 bis 70 Prozent. Bei den Bewohnern sind es mehr als 90 Prozent. Stadtdirektor Sebastian Kopietz sprach am Sonntag in einem Radio-Bochum-Interview von einer Impfquote von insgesamt 78 Prozent in den Bochumer Altenheimen.

Tochter klagt: "Es passiert nichts"

Länger auf sich warten lassen die Impfungen der mehr als 20.000 über 80-jährigen Bochumerinnen und Bochumer, die nicht in Pflegeheimen leben. Noch vor einer Woche hieß es, dass für sie am 15. Januar das Impfzentrum im Ruhrcongress an den Start gehen soll. Dieser Termin sei inzwischen "höchst unwahrscheinlich", korrigierte Kampe am Montag gegenüber der WAZ. Mangels Impfstoff werde nunmehr der 1. Februar angestrebt. Dabei ist das kurzfristig eingerichtete Impfzentrum am Stadionring schon seit dem 15. Dezember betriebsbereit.

"Hier wird mit dem Leben älterer Menschen gespielt!", schimpft Birgit Packmor. Der 55-jährigen fehlt jedes Verständnis für die erneuten Verzögerungen. Ihre Eltern (83 und 87 Jahre) wohnen noch im eigenen Haushalt. Dringend warten sie auf die zugesagte Corona-Impfung, schreibt die Tochter an die WAZ. "Doch es passiert nichts. Wenn man für einen Termin die Nummer 116 117 anruft, ist von ,technischen Problemen' die Rede. Wie lange sollen meine Eltern und viele andere alte und besonders gefährdete Menschen noch warten?", fragt Birgit Packmor.

Terminvergaben weiterhin nicht möglich

"Terminvergaben für das Impfzentrum machen erst Sinn, wenn wir zuverlässig wissen, wann wieviel Impfstoff geliefert wird", entgegnet Eckhard Kampe. In dieser Woche erwartet die Stadt dazu konkrete Informationen der Landesregierung. Zwar gebe es kurzfristig Hoffnung auf die Zulassung weiterer Impfstoffe, insbesondere Moderna und AstroZeneca, sagt Kampe. Bis dahin werde es aber keine Termine über die Hotline der Kassenärztlichen Vereinigung 116 117 geben. Zuvor werden die Senioren laut KVWL angeschrieben.

Stadtdirektor Kopietz kündigte an, dass es erlaubt sein wird, seine betagten Angehörigen unter den geltenden Hygieneauflagen ins Impfzentrum zu begleiten. Es soll zwölf Stunden täglich geöffnet sein. Wie berichtet, sind Impfungen bei den Senioren daheim zumindest beim hochempfindlichen Biontech-Pfizer-Vakzin nicht möglich.

Erste Impfungen im Krankenhaus

Problemlos sind derweil die Impfungen der ersten Pflegekräfte im St.-Josef-Hospital erfolgt. Prof. Christoph Hanefeld, Geschäftsführer des Katholischen Klinikums Bochum, setzte persönlich die erste Spritze bei Aneta Wojciuszkiewicz (42), die als Krankenschwester auf der Intensivstation arbeitet. Die stehen wegen der meist personalaufwendigen und langwierigen Versorgung von Covid-19-Patienten in allen Bochumer Krankenhäusern seit Wochen am Rande ihrer Kapazitäten.

Es sei von "hoher Bedeutung", dass neben Bewohnern und Mitarbeitern in Altenheimen auch das medizinische Klinikpersonal vor allem aus den Risikobereichen nicht lange auf eine Impfung warten müsse, so Hanefeld. Der Druck sei nach wie vor riesig, zumal es noch dauern werde, bis sich die Infektionslage entspannt. Hanefeld: „Wir haben sicher noch einige schwere Monate vor uns."

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