Bochum. Ein Jahreswechsel ohne Feuerwerk, das hat es noch nie gegeben. Der mitternächtliche Rundgang durch Bochum brachte ungewohnte Eindrücke.
Die Bochumer Silvesternacht 2021/21 wird man so schnell nicht vergessen. Ein Jahreswechsel ohne ausgelassenes Feiern und (fast) ohne Böllerei, das hat es noch nie gegeben. Der mitternächtliche Rundgang durch die leere Stadt sorgte entsprechend für viele ungewohnte Aha-Erlebnisse.
Normal war an diesem Silvesterabend gar nichts
Normalerweise ist der Silvesterabend der mit am stärksten frequentierte Tag in der Innenstadt, im Bermudadreieck, rund ums Schauspielhaus. Die Theater und das Musikforum sind abends voller Menschen, anschließend wird in den Bars, Lokalen und Restaurants getrunken und gefeiert. Und um Mitternacht mit vielen tausend anderen auf das neue Jahr angestoßen. Mit Knallern, Raketen, Feuerfontänen und viel Radau.
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Gähnende Leere auf der Theaterkreuzung
„Normalerweise“ ist aber ein Wort, das in der Pandemie keine Chance hat. Vielmehr ist wegen Corona alles anders. Etwa auf der Oskar-Hoffmann-Straße, Höhe Tana-Schanzara-/Hans-Schalla-Platz, also auf der Theaterkreuzung, wo man in anderen Jahren auf der Hut sein muss, dass man aus der munter zündelnden Menschenmenge heraus nicht aus Versehen „abgeschossen“ wird. Diesmal herrscht hier tote Hose im Quadrat.
Glocken von St. Meinolphus läuten das neue Jahr ein
Denn nur ein paar versprengte Gestalten sind am diesem 31. Dezember 2020 unterwegs, es fahren kaum Autos, nirgends „ist was los“. Dass Mitternacht ist und ein neues Jahr beginnt, wird allein durch die einsetzenden Glocken von St. Meinolphus angezeigt. Prosit Neujahr! Natürlich ohne Pikkolo und Fiege, natürlich ohne Rudelbildung. Der Gruß verhallt in den gespenstisch leeren Straßen, manche Fenster sind geöffnet, Leute schauen heraus. Aber es dauert vier, fünf Minuten, bis irgendwo weit weg, im Griesenbruch oder jenseits der Rings, ein paar Raketen hochsteigen, bis auch aus Richtung Innenstadt Krach vernehmlich wird.
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Das Bermudadreieck in Bochum erscheint als trostloser Ort
Unter der Eisenbahnbrücke an der Königsallee sitzt ein Obdachloser und grüßt. „Gutes neues Jahr!“ Er hockt in der nassen Kälte, vor sich eine blinkende Lichterkette, rot, grün, gelb. Auf der Kortumstraße zwischen KAP und Südring, wo in jeder anderen Silvesternacht „der Bär“ los wäre – nichts! Gähnende Leere, alles zu, alles dunkel, alles abweisend, dazu fieser Nieselregen. Auf einmal ist das Bermudadreieck einer der trostlosesten Orte, die man sich vorstellen kann. Jetzt und hier fallen die beschmierten Wände und Fassaden erst recht auf.
Es riecht nur kurz nach Feuerwerk und Pulverdampf
Dann, am Südring Höhe Europahaus, doch noch Böllerei. Fünf, sechs Leute stehen zusammen, zünden auf dem Gehsteig eine Batterie, aus der Funken und Strahlen hochschießen, es knallt und – ja – nun riecht es kurz tatsächlich auch nach Silvester, nach Feuerwerk und Pulverdampf. Fünf, sechs Kanonenschläge hämmern aus der Huestraße heraus. Aber schon am Buddenbergplatz ist alles wieder vorbei, und auf dem weiteren Heimweg treffen wir außer zwei, drei spazierenden Paaren unterm Regenschirm niemanden.
Ein so verhaltenes, ja stilles Silvester in einem wie verlassen scheinenden Bochum, wer hätte das je für möglich gehalten? Vermutlich nicht mal das Covid-Virus selbst.
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