Bochum. “Sitzen Schüler nach den Ferien weiter im Kalten?“, fragt ein ehemaliger Lehrer und fordert Luftfilteranlagen. Die Stadt Bochum bleibt skeptisch.

Wie geht es nach den Weihnachtsferien in den Bochumer Schulen weiter? Noch bis zum 8. Januar ist der Unterricht ausgesetzt, die Präsenzpflicht ist weiterhin aufgehoben. Schülerinnen und Schüler ab Klasse acht lernen in Distanz, bei den unteren Stufen entscheiden die Eltern. Doch irgendwann wird es wieder Unterricht in Präsenz geben. Ein ehemaliger Lehrer fragt sich deshalb: „Werden die Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer nach den angeordneten längeren Weihnachtsferien immer noch im Kalten (…) sitzen?“ Seine Forderung: Luftfilteranlagen in den Klassenräumen. Dass diese kommen, bleibt aber weiterhin unwahrscheinlich.


Die Stadt Bochum prüfe derzeit den Einsatz von Luftfiltergeräten und führe Gerätetests durch, erklärt Sprecher Peter van Dyk. Allerdings: „Die Stadt steht Thema skeptisch gegenüber, weil Aufwand und Ertrag nicht verhältnismäßig sind.“

Luftfilteranlagen in Bochumer Schulen: Wirksamkeit nicht eindeutig nachgewiesen


Die Wirksamkeit der mobilen Luftreinigungsgeräte sei in Hinblick auf die Reduzierung der Corona-Viren ist in vielen Fällen bislang nicht eindeutig nachgewiesen, heißt es vom Umweltbundesamt. Zudem beseitigen mobile Luftreiniger nicht die in Unterrichtsräumen übliche Anreicherung von Kohlendioxid (CO2), Luftfeuchte und diversen chemischen, teils geruchsaktiven Substanzen. Das Umweltbundesamt empfiehlt daher weiter auch in der kalten Jahreszeit die Fensterlüftung als prioritäre Maßnahme. Dem schließt sich die Stadt an, so van Dyk.


Ein ehemaliger Lehrer aus Bochum kann das nicht nachvollziehen. „Masken und Stoßlüften! Damit setzt man die Schülerinnen, Schüler, Lehrerinnen und Lehrer einem Temperaturwechselbad und zugiger Raumsituation aus, die mit Sicherheit zu Erkältungskrankheiten bei vielen Betroffenen führen wird“, kritisiert er in einem Brief an Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch, der der Redaktion vorliegt.

Ehemaliger Lehrer kritisiert Stadt Bochum


Er habe seine ehemalige Schule gefragt, warum diese nicht eine rund 200 Euro teure Luftfilteranlage installiere, die laut Entwickler des Max-Planck-Instituts über 90 Prozent der Aerosole kontinuierlich entferne. Die Antwort: „Leider aber sind wir nicht befugt, bauliche Veränderungen an unserem Gebäude vorzunehmen (…). Eigeninitiativ ist zu diesem Zeitpunkt leider auch kein Spielraum mehr vorhanden, da das Haushaltsjahr abgelaufen und das Schulbudget aufgebraucht ist.“ Der ehemalige Lehrer fordert, dass das Land NRW und die Stadt Bochum die Initiative ergreifen sollen.

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Um die Luftfilteranlagen sollte es auch im Schulausschuss am 16. Dezember gehen, der aufgrund steigender Zahlen an Corona-Infizierten kurzfristig abgesagt werden musste. Die CDU wollte einen Dringlichkeitsantrag einbringen. Bereits im Oktober habe der Stadtrat Verwaltung mit der Anschaffung von Raumluftfiltern zwecks prioritären Einsatzes bei problematischen Raumsituationen in Schulen beauftragt. „In einigen Schulen möchten Betroffene aber nicht so lange warten und haben inzwischen teilweise auf eigene Kosten entsprechende hochwertige und zertifizierte Geräte angeschafft“, teilt der schulpolitische Sprecher der CDU Sascha Dewender mit.

Einsatz von privat angeschafften Luftfiltern: Bisher untersagt


Laut eines Schreiben des zuständigen Schuldezernenten vom 19. November sei der Einsatz von privat angeschafften Luftreinigern aus Sicherheitsgründen in Schulen untersagt. „Angesichts der zurückhaltenden Umsetzung bzw. Beschaffung der Geräte durch die Verwaltung halte ich in der augenblicklichen Pandemie-Lage diese Untersagung für dringend überdenkenswert, denn die Luftqualität in den Schulen lässt sich durch Luftreiniger erheblich verbessern und stellt mindestens eine sinnvolle Ergänzung zum regelmäßigen Lüften dar“, so Dr. Sascha Dewender weiter.

Eine Entscheidung steht bisher aus. Der nächste Schulausschuss findet laut Ratsinformationssystem am 2. Februar 2021 statt.

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