Bochum-Wattenscheid. Eine Mutter will der Klasse ihres Sohnes einen Luftreiniger im Klassenraum ermöglichen. Das Schulverwaltungsamt Bochum durchkreuzt ihr Vorhaben.
Seit kurzem hört Stefanie K. andere Beschwerden am Mittagstisch als üblich: Nicht über zu viele Hausaufgaben und auch nicht über ein anstehendes Diktat klagt Sohn Lennard. Stattdessen: „Er beschwert sich, wie kalt es im Klassenraum ist“, berichtet die Mutter des Zweitklässlers. Denn trotz winterlicher Temperaturen paukt der Grundschüler größtenteils bei offenem Fenster. Zum Unterricht geht der Siebenjährige mittlerweile in Thermojeans und Fleecejacke.
Stoßlüften in Schulen
Bekannter Grund: Um die Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus zu minimieren, muss stoßgelüftet werden. Denn Infektionspartikel mit Aerosolen – festen und flüssigen Schwebeteilchen in einem Gas – werden in der Raumluft verteilt. „Alle zwanzig Minuten ist für mehrere Minuten Durchzug“, sagt die Mutter aus Wattenscheid-Leithe. Sie will die Effektivität des Stoßlüftens nicht in Abrede stellen, fragt aber: „Könnte man nicht einen Luftreiniger aufstellen, um dann seltener Lüften zu müssen?“
Weihnachtsgottesdienst in Bochum- Anmeldung und Open-Air
So sollen die Gottesdienste nicht zu Hotspot-Ereignissen werden. Denn gerade zu Weihnachten wurden die Kirchen bisher regelrecht gestürmt. Anmeldungen sind jetzt nötig, auch Freiluft-Gottesdienste sind geplant. Es gilt sich also zuvor gut zu informieren, ein spontaner Besuch ist kaum möglich. Abstand und Hygienemaßnahmen sind nun wichtig, es darf nicht zu voll werden. Lautes Singen geht wegen des damit verbundenen erhöhten Infektionsrisikos nicht.
Anmeldungen in Bochum und Wattenscheid
So gelten auch für die Wattenscheider katholische Pfarrei St. Gertrud besondere Regelungen. „Es ist gerade für Weihnachten wichtig, dass die Menschen sich vorher anmelden. Daher ist es wichtig zu wissen, wann wo welche Gottesdienste sind und welche Anmeldemöglichkeiten es gibt“, betont Gemeindereferentin Renate Aßheuer. Die Anmeldungen sind schon angelaufen, einen Überblick gibt es u.a. in den neuen Pfarrnachrichten, auf Aushängen in den Schaukästen und im Internet.
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So finden z.B. in St. Gertrud in Wattenscheid-Mitte an Heiligabend um 15 und 16.30 Wortgottesfeiern statt; um 18, 20 und 22 Uhr ist Christmette. Am 25. Dezember sind um 9.30 und 11.15 Messen; am 26. Dezember sind Messen um 9.30 und 18 Uhr, am 27. Dezember ist um 9.30 Uhr Messe. Anmeldungen sind nach den Gottesdiensten am Wochenende möglich sowie im Pfarrbüro, Tel. 02327/ 30150.
Anmeldungen sind auch in den anderen Wattenscheider katholischen Kirchen nötig. Etwas Besonderes hat sich St. Johannes in Leithe ausgedacht, dort ist u.a. am 24. Dezember um 17 Uhr eine Christmette mit Krippenspiel geplant, der Gottesdienst ist draußen auf dem Kirchengelände mit Übertragung in die Kirche. Die Plätze in der Kirche (Anmeldung nötig) sind denjenigen vorbehalten, die nicht etwa eine Stunde draußen sein können. In St. Maria Magdalena in Wattenscheid-Höntrop gilt unter anderem: Wer sich zu den Gottesdiensten an Heiligabend angemeldet hat, bekommt eine Eintrittskarte. In Herz Jesu in Sevinghausen ist für die 9-Uhr-Messen am 1. Weihnachtstag und am 27. Dezember keine Anmeldung erforderlich, aber es dürfen nicht mehr als 40 Besucher in die Kirche.
Corona-Regelungen für Kirchen in Bochum
Ähnliche Regelungen gelten auch für die anderen katholischen Kirchen in Bochum. „Offiziell entscheidet jede der fünf Pfarreien in Bochum und Wattenscheid selber - je nach Größe der Kirchen und nach den jeweiligen Corona-Schutzkonzepten - wie die Weihnachts-Gottesdienste durchgeführt werden“, erklärt Sprecher Christian Schnaubelt. „Vielerorts werden mehrere kleinere Gottesdienste an Heiligabend angeboten, damit möglichst viele Personen nacheinander teilnehmen können. In vielen Gemeinden ist dafür eine vorherige Anmeldung per Telefon, E-Mail, Eintrag in Listen oder einem Buchungsportal vorgesehen.“
In der katholischen Pfarrei Liebfrauen (Bochum-Ost und Bochum-Nord) zum Beispiel wird in Kürze eine Übersicht aller Weihnachtsgottesdienste erscheinen. In den katholischen Gemeinden Hl. Geist (Harpen) und Liebfrauen (Altenbochum/Laer) gibt es ein Online-Buchungsportal. In den kath. Gemeinden St. Elisabeth (Gerthe) und Herz-Jesu (Werne) erfolgt die Anmeldung vor Ort. Weitere Infos gibt es u.a. unter www.pfarrei-liebfrauen.de/Gottesdienste.
Evangelische Gemeinden bieten Open Air
Auch dieEvangelische Kirchengemeinde Wattenscheid (gehört zum Kirchenkreis Gelsenkirchen-Wattenscheid) reagiert auf die Corona-Lage „mit einer kreativen Planung der Gottesdienste an Heiligabend. In diesem Jahr wird es mehr Gottesdienste als sonst geben und diese finden unter freiem Himmel statt“, erläutert Pfarrer Uwe Gerstenkorn. „Eingeladen wird in die unmittelbare Nachbarschaft, also an durchaus ungewöhnliche Orte.“
Anmeldung ist wichtig
Zur besseren Planung und um ausreichenden Infektionsschutz in der Coronakrise zu gewährleisten, gilt für alle Weihnachtsgottesdienste: Unbedingt anmelden!
Die Kirchengemeinden in Bochum und Wattenscheid bieten dafür unterschiedliche Möglichkeiten, das reicht von der persönlichen, über die telefonische bis zur Online-Anmeldung.
So werden Gottesdienste geplant auf dem Alten Markt in der Wattenscheider Innenstadt (16.30 und 18 Uhr), vor der Christuskirche in Günnigfeld (17 Uhr), auf dem Kirchhof der Kreuzkirche in Leithe (16.30 Uhr), und an vier Plätzen in Höntrop (18 Uhr): auf dem Parkplatz der Kleingartenanlage Vogelsang, den Kirchvorplätzen der Versöhnungskirche in Preins Feld und der Kapelle an der Höntroper Straße sowie auf dem Helmholtzplatz in der Kruppsiedlung an der Essener Straße. Und wenn es regnet? Darauf weiß Pfarrer Christian Meier eine Antwort: „Dann singen wir ,Oh du fröhliche’ eben unter dem Regenschirm.“
Anmeldung für Gottesdienste in Wattenscheid nötig
Die Anmeldung sei ganz einfach und gehe schnell. Auf der Homepage der ev. WAT-Gemeinde www.e-ki-wa.de steht für die Gottesdienstbesucher unter der Rubrik „Gottesdienste“ ein Formular bereit. „Wenn alle Angaben gemacht wurden, einfach auf ,Anfrage senden’. Anschließend wird eine Bestätigung per Email verschickt. Diese Bestätigung ist auszudrucken und zum Gottesdienst mitzubringen“, so Uwe Gerstenkorn.
Er bittet darum, frühzeitig zum Ort des Gottesdienstes zu kommen. Wenn die angegebene Personenhöchstzahl erreicht ist, bittet die Gemeinde, sich für einen der anderen Gottesdienste anzumelden. Nur wenn wer keine Möglichkeit hat, sich auf diesem digitalen Wege anzumelden, könne sich auch im WAT-Gemeindebüro (Tel. 02327/ 823 48) anmelden. Die Öffnungszeiten sind: Mo, Mi, Fr 9.30-12.30 Uhr, Di + Do. 9.30-15 Uhr. Nicht angemeldete Personen können nicht an den Gottesdiensten teilnehmen.
Anmeldung auch in Bochum nötig
Eine Anmeldung zum Besuch von Gottesdiensten ist auch im Evangelischen Kirchenkreis Bochum nötig. „Gottesdienste fallen kürzer aus als gewohnt oder werden an andere Orte oder nach draußen verlegt“, so Sprecherin Hannah Praetorius. Außerdem gibt es Angebote für die Menschen, die an den Weihnachtstagen keine Kirche besuchen können oder wollen. Wichtig sei: Der Besuch von Gottesdiensten und Andachten an Heiligabend und den darauffolgenden Weihnachtsfeiertagen könne nur nach vorheriger Anmeldung erfolgen. Das Anmeldeverfahren regele jede Kirchengemeinde individuell. Weitere Informationen dazu sind auf den Webseiten der Kirchengemeinden zu finden. Auch unter www.kirchenkreis-bochum.de gibt es eine fortlaufend aktualisierte Übersicht über alle Gottesdiensttermine an den Feiertagen in Bochum und Hinweise zur Anmeldung.
Zahl der Plätze ist begrenzt
Mehr als 90 Gottesdienste finden vom 24. bis 26. Dezember im ev. Kirchenkreis Bochum statt. Aufgrund der begrenzten Platzkapazitäten in den Kirchen feiern viele Gemeinden kürzere Gottesdienste und bieten mehr Feiern an als üblich. Andere wie die Kirchengemeinden Bochum-Nord, Eppendorf-Goldhamme und Langendreer verzichten auf Gottesdienste und laden stattdessen zum individuellen Besuch an Heiligabend ein. In Dahlhausen und in Harpen gestalten die Gemeinden einen Rundgang bzw. Stationenlauf um und durch ihre Kirchen, der (ebenfalls nach Anmeldung) allein oder mit der Familie abgelaufen werden kann.
Bochum: Gottesdienste auch draußen und im Festzelt
An einigen Orten auch in Bochum wird Weihnachten Open Air gefeiert: Die Lutherkirche am Stadtpark setzt ihre Reihe der Freiluftkirche auch an den Feiertagen fort. Auch die Kirchengemeinden Weitmar und Weitmar-Mark verlegen ihre Gottesdienste nach draußen. Die Kirchengemeinde Stiepel baut auf der Friedhofswiese an der Dorfkirche ein Festzelt auf, in dem bis zu 250 Personen unter Beachtung der Abstandsregeln Platz finden. Ein Gottesdienst, für den keine Anmeldung notwendig ist, kommt am 26. Dezember aus der Pauluskirche zu allen Bochumern nach Hause. Um 10 Uhr feiern Superintendent Gerald Hagmann und Pfarrer Constantin Decker dort einen Radiogottesdienst, der auf WDR 5 übertragen wird. Auch Materialien für Weihnachtsfeiern zuhause sind in Vorbereitung.
Eine ausführliche Übersicht des Gottesdienstangebotes zu Weihnachten im ev. Kirchenkreis Bochum steht auf www.kirchenkreisbochum.de
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Verbot aus Sicherheitsgründen
Sie wäre bereit ein solches Gerät – Kostenpunkt etwa 300 Euro – mitzufinanzieren. Professionellere Geräte sind deutlich teurer, doch die Mutter sagt: „Es soll eine Übergangslösung sein, um schneller handlungsfähig zu werden.“ Laut wissenschaftlichen Studien reduzieren Raumluftreiniger die Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus tatsächlich, entfernen etwa 90 Prozent der Aerosolpartikel in der Atemluft. Je nach Raumgröße ist mehr als ein Reiniger nötig. „Das Lüften stört den Unterricht. Manche Kinder sitzen mit dicken Decken dort, die Mädchen schnattern“, sagt die Mutter.
Corona-Viren schweben in der Luft
Das Corona-Virus kann über mehrere Stunden als Schwebteilchen in der Luft überleben und seine infektiöse Wirkung behalten. Windpocken und Masern überwinden luftgetragen selbst große Distanzen.
Fachleute sind unterschiedlicher Meinung, welche Anlagen am besten sind. Einig jedoch sind sich die meisten: Jedes Verfahren, das Viren aus der Luft rausnimmt, ist hilfreich – ersetzt aber nie das Stoßlüften.
Doch aus ihrer Idee, im Klassenzimmer einen privat finanzierten Luftreiniger aufzustellen, wird nichts werden. Der Träger – das Schulverwaltungsamt – verbietet es. Die Stadt Bochum teilt mit: „Aus Sicherheitsgründen dürfen in städtischen Gebäuden keine nicht zertifizierten, privat angeschafften elektrischen Geräte eingesetzt werden.“ Die Gefahr von Kurzschlüssen und Kabelbränden sei zu groß, der Einsatz vieler stromintensiver zusätzlicher Geräte würde die Stromnetze überlasten, sodass Sicherungen herausspringen könnten. Außerdem sei die Wirksamkeit von Luftreinigern - gerade bei kleinen Geräten - fraglich, sie ersetzten das regelmäßige Lüften nicht.
Stadt Bochum: Stoßlüften am wirkungsvollsten
Stadtsprecherin Nina Christin Menken erklärt: „Nach aktuellem Stand hält die Kommission Innenraumlufthygiene am Umweltbundesamt immer noch das regelmäßige Stoßlüften im Rhythmus 20-3-20 im Winter für die wirkungsvollste Methode des Luftaustausches“. Mobile Luftreiniger mit integrierten HEPA-Filtern reichten nicht aus, um wirkungsvoll über die gesamte Unterrichtsdauer Partikel aus der Luft zu entfernen.„Außerdem genügt es nicht, die Geräte einfach in die Räume zu stellen, sie müssen gezielt platziert werden und für jeden Raum muss eine Luftstromanalyse erstellt werden“, so Menken.
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Dabei sei zu beachten, dass die Geräte die Raumluft etwa fünf Mal pro Stunde umwälzen sollten, was aber auch bedeute, dass die unter Umständen mit Viren belastete Luft angesaugt werde und mehrmals in der Stunde die Personen im Ansaugstrom und in unmittelbarer Nähe der Geräte passiere.
Professionelle Lösung in Planung
„Außerdem muss die Höhe des Luftdurchsatzes an den Ort und die Personenanzahl angepasst werden“, so Menken. Insgesamt sei der Einsatz von privaten Geräten zu risikobehaftet, als dass die Stadt dem zustimme könne. Man würde eine Sicherheit suggerieren, die es nicht gebe. Die Stadt will das Thema aber von Fachleuten bearbeiten lassen. Die Zentralen Diensten würden gerade den Markt sondieren, verschiedene leistungsstarke Geräte anschaffen und einem Praxistest unterziehen. So wolle man bald technische Unterstützung für Räume ermöglichen, bei denen ausreichendes Stoßlüften mit Frischluft nicht gegeben sei.
Mutter ist skeptisch
Stephanie K. aber meint: „Wie lange so etwas dauert, ist doch bekannt.“ Sie fürchtet: Bis Geräte in den Klassen stehen, ziehen Monate ins Land. Sie wünscht sich deshalb mehr Flexibilität und die Möglichkeit für preisgünstige Luftreiniger als Übergang. „Schulen sollen selbst entscheiden können“, fordert die Mutter und ergänzt: „Wir haben jeden Winter Grippewellen, so könnten die teuren Geräte auch in kommenden Jahren ihren Nutzen haben.“
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