Essen. Er wollte eigentlich nur wenige Folgen drehen. Nun läuft Montag schon der 16. Film der Krimireihe „Nachschicht“ mit Armin Rohde in der Hauptrolle.
Er weiß noch wie das war, vor mittlerweile 17 Jahren. Als er erstmals Nachtschicht hatte beim Kriminaldauerdienst (KDD) in Hamburg. Ja, tolle Rolle hat Armin Rohde damals gesagt. Aber trotzdem. Zwei, drei Folgen noch, dann sei Schluss für ihn mit Hauptkommissar Erich Erichsen. An diesem Montag läuft „Cash & Carry“ – Folge 16. Mit Rohde.
Der 65-Jährige lacht. „Ich wollte nicht auf eine Rolle festgelegt werden“, erinnert er sich. Das wollte er noch nie. Deshalb hat er auch mal das Angebot abgelehnt, Ermittler im Tatort zu werden. Warum aber ist er der Nachtschicht dann schon so lange treu geblieben? Rohde muss nicht lange überlegen. Zum einen, sagt er, „wird mir die Figur nicht langweilig“. Im Gegenteil, der Erichsen ist eher eine Herausforderung. „Schwer zu spielen“, sagt Rohde. „Ich brauche jedes Jahr zwei, drei Tage, um mich wieder in den Burschen hinein zu finden.“
Der gebürtige Gladbecker nimmt sie sich gerne. Weil er vieles mag an Erichsen, diesem ambivalenten Kommissar, der „weiß wie Leben geht“ und dem nichts fremd ist in diesem Leben. Jemand, dem man so schnell nichts vormacht. Zuverlässig, aber auch unkontrollierbar. Loyal, aber auch egoistisch und gesegnet mit einem wunderbar sarkastischen Witz.
Mit der Filmfigur hat er nichts gemeinsam
Ist Erichsen wie Rohde? Zumindest ein wenig? „Nein“, sagt Rohde. „Das ist er nicht.“ Keine seiner Rollen sei das gewesen. „Alles gespielt, das ist mein Beruf.“ Er hat aber kein Problem damit, dass sich für manchen Zuschauer echtes und Filmleben vermischen, Armin Rohde für sie zu Erich Erichsen wird. Oder zu einer der vielen anderen Figuren, die er gespielt hat in seiner Karriere.
Rollen, so unterschiedlich sie auch waren, in denen ihn die Zuschauer stets akzeptiert haben. „Das ist keine Selbstverständlichkeit, da bin ich meinem Publikum sehr dankbar für.“ Einmal, erzählt Rohde, habe sein Vater ihn nach Ansicht eines seiner Filme angerufen: „Junge“, hat er gesagt, „du hast gespielt, dass ich vergessen habe, dass du mein Sohn bist.“ Ein schöneres Kompliment, so Rohe, könne er sich schwer vorstellen.
„Jede Folge eine Wundertüte“
Und dann ist da noch Lars Becker, Erfinder, Autor und Regisseur der Nachtschicht. „Wir sind längst Freunde geworden“, sagt Rohde und nennt den Hannoveraner „einen Glücksfall“ für die Reihe. „Er macht jede Folge zu einer Wundertüte.“ Für den Schauspieler, erst recht für die Zuschauer.
In der aktuellen Folge „Cash & Carry“ etwa, stolpert die Polizei bei der Fahndung nach zwei Geldautomaten-Knackern von einer Pleite in die nächste. Verdächtige entkommen, Beute verschwindet, Ermittler sind nicht nur befangen, sondern verhaften sich auch schon mal gegenseitig. Inkompetenz trifft auf Diskriminierung, Befehlsverweigerung auf blanke Gier. Ist das nicht vielleicht doch ein bisschen des Schlechten zu viel?
Rohde winkt ab. Beamte, die er im Laufe der Jahre kennengelernt hat, hätten ihm versichert, dass es im echten Polizeileben oft noch viel absurder zugeht. „Im Übrigen“, sagt er, „machen wir ja keine Dokumentation. Wir wollen unterhalten.“ Das gelingt der Nachtschicht dann auch – nicht zuletzt wegen des flotten Tempos und der bis in die Nebenrollen meist hervorragenden Besetzung – einmal mehr ganz gut.
Auch die Dreharbeiten laufen durch die Corona-Pandemie anders ab
Rohde will dann auch weitere Nachtschichten übernehmen. Eigentlich sollte die nächste schon Mitte Mai beginnen. Doch wegen Corona wird es wohl Sommer werden. Das macht den Dreh nicht einfacher. Weil die Nachtschicht ja, wie der Namen schon sagt, eben in der Nacht spielt, wenn es dunkel ist. „Wir haben dieses Mal pro Tag viel weniger Nachtstunden, an denen wir drehen können“, sagt Rohde.
Und auch der Dreh selbst wird sich durch das Virus ändern. In der gläsernen Arrestzelle der Wache etwa, sonst gern genutzter Treffpunkt für Verdächtige aller Couleur, dürfen – Stand jetzt – maximal zwei Personen sitzen – und die auch noch möglichst weit auseinander. „Tuschelnd Pläne schmieden, wird da schwierig“, ahnt Rohde und weiß, dass „viele Szenen umgeschrieben werden müssen“.
Genau wie sich Pläne ändern. Nach der Nachtschicht wollte Rohde für einen längeren Dreh nach Mauritius gehen. „Das ist erst einmal in weite Ferne gerückt.“ Aber Rohde ist keiner, der lange lamentiert, endlos klagt. Er nutzt die Zeit lieber, um an einem eigenen Theaterstück zu arbeiten oder seine vielen, vielen Fotos zu sortieren. Und um sich an den hauseigenen Fitnessgeräten in Form zu halten. „Wichtig ist es erst einmal, gesund zu bleiben.“