Bochum-Altenbochum. Am Opelring in Bochum ist schwer was los. Eine Anwohnerin macht das neue DHL-Zentrum dafür verantwortlich. Das Unternehmen sieht das anders.
Wenn Birgit Albers die Straße „Auf der Heide“ in Bochum entlangfährt, dann hat sie in letzter Zeit nur noch Gründe, sich zu ärgern: Über von Lkw vollgeparkte Seitenstreifen und Kreisverkehrszufahrten, schlecht einsehbare Einmündungen, über Rückstau und Parkplatzchaos. „Es ist mit erheblichen Gefahren verbunden, Auf der Heide und den umliegenden Straßen entlangzufahren“, sagt die WAZ-Leserin. Zu brenzligen Verkehrssituationen kommt es ihrer Meinung nach immer häufiger, seit das DHL-Verteilzentrum am Opelring wenige hundert Meter weiter Ende letzten Jahres den Betrieb aufgenommen hat.
In dem Mega-Zentrum können pro Stunde bis zu 50.000 Pakete abgefertigt werden. „Die Lastwagen parken alle Straßen zu, als Radfahrer hat man kaum mehr Platz und ist gezwungen, zwischen den Lkw und überholenden Autos zu fahren“, sagt Birgit Albers. Auch für Autofahrer sei es gefährlich: „Die Lkw parken auf beiden Seiten unbeleuchtet bis in den Kreisverkehr am Opelring hinein. Autos, die von der A 448 kommen, weichen in den Gegenverkehr aus“, hat die 63-Jährige beobachtet. Gerade in der dunklen Jahreszeit sei das gefährlich.
Schon häufiger hätten ihr Lkw an der Einmündung Theoderichstraße die Einsicht in die Straße „Auf der Heide“ genommen, sodass sie als Linksabbiegerin eine unmögliche Abbiegesituation vorfand. „Die Problematik zieht sich vom Kreisverkehr am Opelring bis hoch zur Markstraße und Schadowstraße“, sagt Albers. Manche Lkw parkten mehrere Tage in dem Gebiet.
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Ihre Sorge: Die Problematik könnte sich noch verschärfen. Denn die Straße „Auf der Heide“, die vom Opelring bis zur Wasserstraße führt, soll bis Frühjahr 2021 straßenbaulich neu geordnet werden – mit zwei Radwegen und einem nur noch einseitigen Parkstreifen. Rund 60 Parkplätze fallen dem Radwegebau so zum Opfer, weil nur noch in Richtung Wasserstraße geparkt werden kann. Das hatte schon das Gemüt der dort parkenden Anwohner erhitzt.
„Es muss sich etwas ändern, ?“, fragt Leserin Albers. Sie sagt: „Es ist doch unglaublich, dass DHL ihren Zulieferern keine Parkmöglichkeiten zuweist und die parkenden Lkw komplett auf öffentliche Straßen ausweichen müssen.“
Doch die Deutsche Post weist die Verantwortung größtenteils von sich: „Es kann sich bei den beschriebenen Fahrern nicht um Fahrer handeln, die für uns aktiv tätig sind. Jene parken nach ihren Abruffahrten nämlich auf dem Gelände des DHL-Verteilzentrums“, teilt Pressesprecher Rainer Ernzer mit. Auf dem Gelände des DHL-Verteilzentrums seien genügend Parkplätze für Postfahrzeuge vorhanden. „Das Verkehrskonzept wurde im Vorfeld mit der Stadt Bochum abgesprochen, auch ausreichend Stellflächen gehörten dazu“, so Ernzer weiter.
Das Zentrum nimmt 140.000 Quadratmeter des ehemaligen Opelgeländes ein, mehr als 300 Verladetore befinden sich dort. Die Post äußert, sie könne nicht einschätzen, ob sich das Verkehrsaufkommen im Vergleich zu der Zeit, als Opel noch ansässig war, geändert habe, bei Opel seien aber sicherlich auch Fahrzeugteile angeliefert worden.
„Vielleicht handelt es sich bei den gesichteten Fahrzeugen um Speditionsfahrer oder Fahrer, die Ruhepausen einlegen oder gerade keinen Folgeauftrag haben“, mutmaßt Sprecher Ernzer. Auf den parkenden Lkw sind zumindest die Schriftzüge mehrerer Speditionen zu lesen. Die Deutsche Post übernimmt dafür nicht die Verantwortung, gibt aber zu: „Es kann in Stoßzeiten vorkommen, dass Rückstaus auf unser Gelände entstehen, weil die Fahrzeuge nicht schnell genug abgefertigt werden können. Das bedauern wir, können es aber nicht vermeiden.“
Hauptsächlich werde nachts gearbeitet, in Stoßzeiten gebe es mehr als 100 An- und Abfahrten von DHL-Lkw pro Stunde. „Gerade jetzt vor Weihnachten hat sich das Aufkommen deutlich erhöht“, sagt Ernzer und liefert die Begründung: „Festzuhalten ist: Online wird immer mehr bestellt, aber niemand will die Folgen für den Verkehr in Kauf nehmen. Handelslogistik kommt aber nicht ohne Verkehr aus.“
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