Bochum-Stahlhausen. Der Tagesaufenthalt der Diakonie in Bochum ist geschlossen. Dort gelten die Corona-Regeln wie in Gaststätten. Doch wohin mit den Obdachlosen?
Während der Corona-Pandemie sollen die Menschen möglichst zu Hause bleiben. Doch wie soll das gehen, wenn man kein zu Hause hat? Auf Abstand und Hygiene zu achten ist schwer, wenn man in Bochum auf der Straße lebt oder die Nächte in einer Notschlafstelle verbringen muss.
All dies macht die Arbeit der Beratungsstelle für wohnungslose Männer der Inneren Mission / Diakonie Ruhr nicht leichter. Normalerweise kümmern sie sich täglich an zwei Standorten in Bochum um die Not von Obdachlosen. Dies sind die Notschlafstelle „Fliednerhaus“ am Ruhrstadion sowie der Tagesaufenthalt an der Henriettenstraße.
Kalender zeigt Arbeit mit Wohnungslosen
Über die Arbeit der Beratungsstelle für wohnungslose Männer der Inneren Mission ist ein Kalender mit vielen Fotos entstanden. Titel: „Drehbuch Leben“. Erhältlich ist der Kalender unter 0234 / 96 47 10.
Der Männerdienst im Evangelischen Kirchenkreis Bochum überreichte der Beratungsstelle jetzt eine Spende in Höhe von 500 Euro. Wer ebenfalls spenden möchte: Innere Mission – Diakonisches Werk Bochum e.V., Stichwort „Wohnungslosenhilfe“, IBAN: DE93 4305 0001 0001 3188 80.
Seit Corona ist für Obdachlose in Bochum alles anders
Mit Ausbruch der Corona-Pandemie Mitte März war aber plötzlich alles anders. „Wir mussten unseren Tagesaufenthalt für obdachlose Männer an der Henriettenstraße schließen“, erklärt Christiane Caldow, die Leiterin der Beratungsstelle für Wohnungslosenhilfe. Der Grund: Ein Tagesaufenthalt, in dem sich die Obdachlosen zu Kaffee und Tee treffen und aufwärmen können, gelte gewissermaßen als Gaststätte und müsse daher während des Corona-Lockdown geschlossen bleiben.
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Doch das hat schwerwiegende Folgen: Ohne einen Tagesaufenthalt fehlt den Männern eine tägliche Anlaufstelle. „Ohne eine Wohnung gibt es in Pandemie-Zeiten auch keinen Schutzort für sie, wo sie unterschlüpfen konnten“, so Caldow. Stattdessen konzentrierte sich die Betreuungsarbeit der Inneren Mission derzeit auf die Obdachlosen der Notschlafstelle im Fliednerhaus.
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Notschlafstelle am Ruhrstadion wird zum festen Quartier
„Eigentlich dürfen unsere Gäste dort nur von 18 bis 8 Uhr verweilen. Durch die Pandemie wurde der Ort jedoch zum festen Quartier für unsere Männer“, erzählt die Sozialarbeiterin. Die Folge: Die Notschlafstelle verändert sich zum Aufenthalt bei Tag und Nacht. „In diesem Jahr arbeiten wir dadurch mit einem sehr festen Stamm, da die Menschen uns aufgrund der Situation nur zögerlich verlassen.“ Dadurch könne man deutlich weniger Menschen, die auf der Straße leben, eine Zuflucht bieten.
Die eigentliche Beratungsarbeit bleibt am Standort Henriettenstraße und findet dort in reduziertem Umfang statt. Die Mitarbeiter setzten zudem am Fliednerhaus ihre Tätigkeit fort und unterstützten dadurch das dortige Team bei schwierigen Situationen.„Konflikte treten immer dann auf, wenn Menschen mit ihren unterschiedlichen Lebensgeschichten zusammenkommen“, sagt Christiane Caldow. Doch das Team habe dies bislang gut begleiten und moderieren können.
Ratsmitglied Gabriela Schäfer regt beheiztes Zelt an
SPD-Ratsmitglied Gabriela Schäfer fragt sich, wie es mit der Obdachlosenarbeit in Bochum weitergehe. Dafür wirft sie einen Blick in die Nachbarstadt: „In Erwartung, dass sich die Infektionszahlen so schnell nicht verringern und die Wetterbedingungen sich im Winter verschärfen werden, hat die Stadt Dortmund ein großes beheiztes Zelt für die Essensausgabe aufgestellt“, sagt Schäfer und fragt: „Wäre eine solche Maßnahme auch in Bochum sinnvoll?“
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