Bochum. Im Ruhrcongress entsteht das Bochumer Impfzentrum. Doch es gibt Hoffnung, dass 2021 für Rock, Pop, Comedy und Messen nicht komplett verloren ist.

Der Ruhrcongress könnte schon ab Mitte 2021 wieder für Veranstaltungen genutzt werden. Zwar sind die Vorbereitungen zur Einrichtung des Bochumer Impfzentrums in vollem Gange. Es soll für ein Jahr zur Verfügung stehen und von der Kassenärztlichen Vereinigung betrieben werden. „Derzeit gehen wir aber davon aus, dass sich das Impfgeschehen ab der zweiten Jahreshälfte auf die niedergelassenen Ärzte verlagern wird“, erklärt Andreas Kuchajda, der als Geschäftsführer der Hallengesellschaft BOVG mit dem Aufbau des Impfzentrums beauftragt ist.

Als „Gewinn“ wertet Kuchajda im WAZ-Gespräch den Zuschlag für das Impfzentrum an die BOVG . Und das im doppelten Sinn. „Wir sind stolz, eine derart wichtige Aufgabe für die Gesellschaft wahrzunehmen“, sagt der Hallenchef. Und: Durch die Förderung des Zentrums mit Landes- und Bundesgeldern könnten weitere Verluste in den kommenden Monaten abgewendet werden. Die Zahlen sind schon jetzt tiefrot. Wegen der Corona-Absage von mehr als 100 Veranstaltungen kalkuliert die Stadttochter für 2020 mit einem Umsatzminus von fast fünf Millionen Euro.

Corona in Bochum: Keine Shows im ersten Halbjahr

Ab Ende Dezember/Anfang Januar sollen täglich mehr als 1600 Menschen am Stadionring geimpft werden. Das Kulturgeschäft, soviel scheint klar, wird erst deutlich später wieder Fahrt aufnehmen. „Wir räumen gerade das erste Halbjahr“, sagt Kuchajda. Comedians wie Bülent Ceylan, Carolin Kebekus, Torsten Sträter und Paul Panzer oder Popstars wie Chris Norman, Patricia Kelly und Marianne Rosenberg werden ihre bis Sommer geplanten, zum Teil schon ausverkauften (Nachhol-)Auftritte mit Sicherheit nicht im Ruhrcongress absolvieren.

Regressforderungen der Veranstalter befürchtet Andreas Kuchajda nicht. Vereinzelt stünde die Jahrhunderthalle als Ersatz bereit. Und: „Wir erleben eine große Welle der Solidarität. Alle Agenturen, die wir seit der vergangenen Woche ansprechen, zeigen Verständnis, dass das Impfzentrum nun Vorrang genießt. Sie sind bereit, ihre Termine mitunter zum wiederholten Mal zu verschieben.“

Lars Berndt durfte mit seiner Eventagentur seit März keine Konzerte mehr veranstalten. Auch für 2021 sieht er schwarz.
Lars Berndt durfte mit seiner Eventagentur seit März keine Konzerte mehr veranstalten. Auch für 2021 sieht er schwarz. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Agentur hat 2021 schon fast abgehakt

Dazu zählt Lars Berndt. Der Bochumer Konzertveranstalter, der für 2020 einen nahezu kompletten Einnahmeausfall beklagt, hat den Ruhrcongress im Frühjahr 2021 für die Rockbands Boot, Led Zeppelin und Halloween gebucht. „Theoretisch wäre es denkbar, nun Schadensersatz geltend zu machen“, sagt Berndt. Allerdings nur, wenn die Corona-Schutzverordnung die Veranstaltungen zu diesem Zeitpunkt und zu wirtschaftlich akzeptablen Bedingungen erlauben würde. „Das“, bedauert Berndt, „halte ich aber für absolut unwahrscheinlich. Unser Blick geht längst schon Richtung 2022.“

Mitarbeiter werden im Impfzentrum gebraucht

Vorerst aufatmen dürfen die 60 Beschäftigten der Bochumer Veranstaltungs-GmbH.

Ein Teil ist noch in Kurzarbeit. „Für das Impfzentrum wird aber wieder das gesamte Team gebraucht “, kündigt Geschäftsführer Andreas Kuchajda an.

In welcher Weise die Mitarbeiter in die tägliche Arbeit des Zentrums eingebunden werden, soll in Kürze feststehen.

Bis zu acht Impfstraßen sollen in der Endausbaustufe parallel betrieben werden. Als Start ist der 15. Dezember vorgesehen.

Andreas Kuchajda zeigt sich optimistischer. Der BOVG-Chef ist zuversichtlich, es im Sommer 2021 geschafft zu haben. Heißt: die Massen-Impfung dann von den Hausärzten fortführen zu lassen und den Ruhrcongress ebenso wie die Jahrhunderthalle ab dem Winterhalbjahr wieder für Kultur und Messen zu öffnen. „Je früher wir impfen, desto eher wird das gelingen.“ Das Programm hielte bis Ende 2021 noch einige Höhepunkte bereit, darunter die US-Kultbands The Temptations und Kansas, die Comedians Sascha Grammel und Ralf Schmitz sowie Helge Schneider und Dieter Nuhr.

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