Bochum. Bochumer kritisieren, dass sie zu lang auf Bafög warten. Das Akafö habe alle Anträge aus vergangenen Semestern bearbeitet. Wieso die Wartezeiten?
Monatelange Wartezeit, bis der Bafög -Antrag bearbeitet wird. Finanzielle Sorgen und Ängste, weil Geld weiterhin auf sich warten lässt: Viele Bochumer Studierende haben sich im Gespräch mit unserer Redaktion Ende September beschwert – beim Bafög in Bochum laufe vieles schief. Hat sich seitdem etwas geändert?
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„Meine Kinder jedenfalls haben bis heute nichts erhalten, trotz rechtzeitiger Antragstellung“, beklagt eine Bochumer Leserin der WAZ im November. Das zeigt, dass noch immer Anträge für die Ausbildungsförderung offen sind. Die Frage: Wie viele sind es? Verantwortlich für die Bearbeitung der Bafög-Anträge in Bochum ist das Akademisches Förderungswerk (Akafö). Auf Anfrage teilt Sprecher Jonathan Ludwig mit: „Alle Anträge aus vergangenen Semestern sind bearbeitet. Soweit in Einzelfällen eine Förderung bisher nicht bewilligt wurde, liegt dies an fallinternen Problematiken, zu denen wir uns aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht offen äußern können.“
Akafö Bochum: Weiterförderungsanträge zum Wintersemester seien größtenteils bearbeitet
Im Jahr 2020 gebe es bei den bearbeiteten Anträgen ein Plus von drei Prozent. „Es kommen stündlich digital gestellte Anträge für das Wintersemester 20/21 rein. Die Weiterförderungsanträge für das aktuelle Semester sind zum Großteil bearbeitet“, so Ludwig.
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Wie viele Neuanträge bearbeitet und wie viele noch offen sind, kann der Akafö-Sprecher nicht sagen: Diese kämen gerade erst rein, da das Semester verspätet gestartet ist. „Unsere Bearbeitungszeit beträgt durchschnittlich zwei bis drei Monate, da in fast allen Fällen Nachforderungen von Unterlagen erfolgen müssen“, erklärt Ludwig. Trotz personeller Notlage und institutionalisierter Unterfinanzierung durch das Land NRW sei das Bafög-Amt während der gesamten Pandemie bemüht gewesen, den Studierenden schnellstmöglich eine Förderung zu bewilligen.
Studierendenwerke NRW fordern bundesweite Vereinheitlichung beim Bafög
Seit Oktober können Studierende in NRW Bafög online betragen – ein Pilotprojekt. „Wir hoffen, dass die neue, digitale Antragsmöglichkeit die Qualität der Anträge in Zukunft verbessert und Nachforderungen der Vergangenheit angehören“, so Ludwig. Deswegen setzen sich die Studierendenwerke NRW für eine vollständige Digitalisierung des Bafögs ein, in der Hoffnung, dass die Zahl der Erstanträge nicht weiter rückläufig ist.
Bafög online beantragen
Seit Anfang Oktober kann die Ausbildungsförderung Bafög auch digital beantragt werden. „Alle wichtigen Schritte lassen sich bequem vom Computer aus erfüllen“, heißt es vom Bildungsministerium.
Das funktioniert neben NRW auch in den Bundesländern Berlin, Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt.
Weitere Informationen und zum Bafög gibt es hier und beim Akafö.
„Wenn aus der Perspektive der Studierenden und deren Familien gedacht wird, ist von der Bafög-Antragstellung über die Bearbeitung, Entscheidung bis zur Archivierung eine Bundeseinheitlichkeit sinnvoll“, sagt Jörg Lüken, Sprecher der NRW-Studierendenwerke und Akafö-Geschäftsführer. Bisher gebe es in NRW jedoch ein System, das sich von denen in anderen Bundesländern unterscheide und nutzerunfreundlich für die Sachbearbeiter sei. Die Studierendenwerke fordern unter anderem, dass es zukünftig möglich ist, schon im August einen Bescheid für den Bewilligungszeitraum ab Oktober zu generieren. „So könnten viele Nachfragen von Studierenden entfallen“, so Lüken.
Warten Bafög-Bewilligung brachte Bochumer Studentin schlaflose Nächte
Rebekka Helfrich, Studentin der Ruhr-Universität , würde es begrüßen, wenn Bafög-Anträge künftig schneller und früher bearbeitet würden. Ende September schilderte sie, dass sie sich wegen der Bürokratie bei der Antragstellung Geld bei Verwandten leihen musste. Auf eine Rückmeldung zu ihrem Folgeantrag für das Wintersemester, wartete sie zu diesem Zeitpunkt vergeblich. Letztendlich hat sie das Geld und die Bestätigung, dass ihr Antrag bewilligt wurden, kurz vor knapp bekommen.
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„So vorzugehen und die Studierenden bis zuletzt im Unklaren zu lassen, ob sie Geld bekommen oder nicht, ist leider nicht gerade optimal. Bei mir hat das dieses Vorgehen für unruhige Nächte gesorgt aus Angst, dass ich meine Rechnungen nicht bezahlen kann“, so die Germanistik- und Philosophie-Studentin. Sie würde sich wünschen, dass Bescheide künftig nach Möglichkeit bereits zwei bis drei Wochen vorher kämen. „Das würde zumindest etwas mehr Planungssicherheit schaffen. Sobald der nächste Antrag fällig ist, werde ich mir zur Sicherheit definitiv mehr Geld auf die Seite legen“, sagt Helfrich.
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