Bochum. Wegen eines bewaffneten Überfalls auf ein Juweliergeschäft in Bochum steht ein 30-Jähriger vor Gericht. Die Tat war eiskalt, brutal und zynisch.


Die jungen Verbrecher trugen Sakko, Hemd und Chino-Hose. „Adrett“ seien sie gewesen, „völlig korrekt gekleidet“, sagte ein ehemaliger Juwelier-Verkäufer am Donnerstag vor dem Landgericht Bochum. Der 41-Jährige war
vor fast fünfeinhalb Jahren, am 27. Juli 2015 um genau 16.42 Uhr
, in einem Juweliergeschäft in der Bochumer Innenstadt brutal überfallen worden. Jetzt sitzt einer der Räuber (30) auf der Anklagebank.


„Money!“ soll plötzlich gerufen worden sein. Zuvor hatte der 30-Jährige laut Anklage zusammen mit einem Komplizen den
Verkaufsraum
betreten und so getan, als ob er etwas kaufen wollte. Doch dann zückten beide jeweils eine Pistole: „Überfall!“

Beide Angestellte aus Bochum wurden gefesselt

Im Laden befanden sich der 41-Jährige und eine Kollegin. Ihnen wurden die Pistolen an Kopf, Brust, Bauch und Nacken gehalten. Mit Kabelbindern wurden beide am Boden gefesselt, der Mann an den Händen, die Frau an Händen und Beinen. Außerdem wurde ihr ein Tuch über den Kopf geworfen. Beide hatten Todesangst, wie es in der Anklage heißt.


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Der 41-Jährige sagte den Richtern, dass einer der unmaskierten Täter ihm mit einer Hand die Pistole an die Schläfe gehalten und ihn mit der anderen Hand am Kopf gestreichelt habe. „Sorry, i do my Job!“, habe er dabei gesagt. „Entschuldigung, ich mache meine Arbeit.“

Täter zertrümmerten Vitrinen in dem Juweliergeschäft

Während die Opfer gefesselt am Boden lagen, zertrümmerten die Räuber Vitrinen und rafften wertvolle Schmuckstücke zusammen. Laut Anklage handelte es sich um Uhren im Wert von knapp 53.000 Euro, um Kundenware im Wert von knapp 9000 Euro und Bargeld in Höhe von knapp 2800 Euro. Die Beute steckten sie in eine schwarze Tasche, damit flüchten sie. Auch ein dritter Täter war dabei, er soll draußen Schmiere gestanden und erst später in den Laden gekommen sein. Besonders kostbare Uhren wie Rolex ließen sie merkwürdigerweise zurück.

„Der Tatvorwurf wird grundsätzlich eingeräumt“, sagte der Verteidiger. Die Waffen seien aber nur Spielzeugpistolen gewesen.

Die beiden Mittäter wurden bereits zu Haftstrafen verurteilt


Eine Woche vor der
Überfall war
der Angeklagte mit einem Fernbus aus seiner Heimat Litauen nach Deutschland eingereist, am Tag nach der Tat wieder ausgereist. Nach dem Unfalltod seines Vaters soll der heute 30-Jährige persönlich aus der Bahn geraten sein und Spielschulden angehäuft haben. Im vergangenen Juni war er von Norwegen nach Bochum ausgeliefert worden, nachdem er dort eine Gefängnisstrafe wegen einer anderen Straftat verbüßt hatte, angeblich ebenfalls wegen eines Überfalls auf einen
Juwelier
.


Einer seiner damaligen Komplizen (damals 18, er hatte Schmiere gestanden) ist bereits im März 2016 vom Landgericht Bochum zu zweieinhalb Jahren Jugendstrafe verurteilt worden.
Damals waren der jetzt Angeklagte und der dritte Tatverdächtige noch auf der Flucht. Das sind beide nun nicht mehr, denn auch der dritte sitzt bereits wegen einer anderen Sache eine jahrelange Haftstrafe ab. Im Hinblick darauf ist das Verfahren gegen ihn wegen des Bochumer Überfalls eingestellt worden.

Das Urteil gegen den jetzt Angeklagten wird wohl am 8. Dezember verkündet.

Die Beute ist bis heute verschwunden. Der Angeklagte sagte, er habe 2000 Euro Täterlohn erhalten. Von wem, sagte er nicht.